Drei Tage war es nun schon her, dass Severus sich auf den wohl kindischsten Deal eingelassen hatte, den man sich ausdenken konnte. Doch noch hatte er keinen Versuch von Maleficent erlebt, um ihn zum Lächeln zu bringen. Auch wenn er wusste, dass er gewinnen würde, wunderte er sich, warum sie genau diesen Deal gewählt hatte. Wie wäre es mit einem Kampf gewesen? Oder einer Mutprobe? So viele Optionen, und sie wollte ihn lächeln sehen. Falsch, sie wollte ihre Hörner zurück. Wieso sollte denn jemand das Lächeln von Severus Snape sehen wollen? An sein letztes Lächeln konnte er sich nicht einmal erinnern, es war bestimmt schon über zwanzig Jahre her. Sollte er tatsächlich je in seinem Leben freiwillig gelacht haben, dann wegen Lily. Für Sentimentalität hatte der Zaubertrankmeister allerdings keine Zeit. Gerade saß er in einer der Straßenbahnen nach Cokeworth, während er seine Aktentasche auf dem Schoß festhielt und mit leblosen Augen aus dem mit Regentropfen verziertem Fenster starrte. Apperieren durfte er schließlich nicht, da in dieser Stadt fast nur Muggel lebten. Maleficent wurde, wie jeden Nachmittag, von Sirius beschäftigt. Er wusste nicht einmal, was sie am Vormittag trieb, während er unterrichtete. Letzte Nacht fand ein weiteres Todesser-Treffen statt und Severus hatte wie immer sein Bestes gegeben, um den dunklen Lord auf die falsche Fährte zu locken. Doch war er ehrlich zu sich selbst, er wusste nicht, welcher Seite er eigentlich half und welche er nur ausspionierte. Wie auch immer er sich entschied, niemand würde ihm dafür danken. Alle konnten sie ihn nur anbetteln und bestechen, eine gerechte Gegenleistung erhielt er jedoch nicht. "Diese Fahrt endet hier, bitte aussteigen!" Das bedeutete, er war endlich angekommen. Innerlich irritierte es ihn ein wenig, nach all den Jahren wieder in seiner alten Heimatstadt zu sein, in der er aufgewachsen war. Nur ein paar weitere Meter lag die Straße Spinners End, wo das Haus stand, worin er seine gesamte Kindheit verbracht hatte, doch dafür war er nicht hier. Also stapfte er, mit der großen Kapuze seines Mantels über den Kopf gezogen, durch die regnerischen Gassen, als wäre der Ort für ihn nicht von großer Bedeutung, und hielt bei einem kleinen Laden an, über dessen dunkelgrüne Holztür groß "Mr. Botkin's Kräuter und Bücher" stand. Als die Türglocke ertönte, während er eintrat, drehte sich ein etwas älterer Herr hinter dem Kassapult zu seiner eingetroffenen Kundschaft. Severus hielt nicht lange inne und warf ihm ein Blatt Pergament vor die Augen. "Ich hole eine Bestellung für Hogwarts ab. Schulleiter Dumbledore schickt mich, hier haben Sie seine Bestätigung." Der Mann nickte freundlich und verschwand in seinem Lager, während er vor sich hin plauderte, wie selten er in seinem Laden doch auf Zauberer traf. Der schwarzhaarige Professor hörte ihm kaum zu, stattdessen wanderten seine Augen gelangweilt durch den Laden. Bis sie verblüfft bei einer Pinnwand über dem Kassapult stoppten. Darauf waren verschiedene Skizzen von mystischen Wesen fixiert, darunter auch ein menschlicher Körper mit Hörnern und Flügeln. Er wusste sofort, wer genau solche Hörner besaß. Doch was hatte es mit den Flügeln auf sich? "Ich rate Ihnen, die Bestellung unter Ihrem Mantel vor dem Regen zu schützen." sagte Mr. Botkin, als er zurück in den Raum kam, mit einem kleinen Paket in den Händen. "Was ist das?" fragte Severus kalt, den Blick immer noch auf die Pinnwand gerichtet. "Ah ja, meine beste Abzeichnung aus dem Buch "Fiktive Wesen und Legenden", eines meiner liebsten Bücher. Leider bekommt es nicht viel Aufmerksamkeit, da viele meinen es sei Zeitverschwendung und sinnloses-" "Ich kaufe es." Er griff in seine Seitentasche, zog eine Hand voll Galleonen daraus und schob sie dem Verkäufer hin. Die gesamte Rückfahrt nach Hogwarts verbrachte er damit, sich die Seiten mit der bestimmten Zeichnung genauestens durchzulesen. Der Autor fasste darin, dass er fest davon überzeugt war, so eine Fee mit seinen eigenen Augen gesehen zu haben. Severus hielt ihn für verrückt, doch sich selbst ebenso. Er konnte nicht anfangen, wegen einer Frau mit Hörnern ebenfalls zu denken, Feen würden existieren. Das konnte nicht sein, vor allem, da sie keine Flügel besaß. Zu Beginn des Sonnenuntergangs zurück in Hogwarts, nachdem der Auftrag von Dumbledore erfüllt war, fand er Maleficent bereits vor seiner Zimmertür stehen. Offenbar hatten beide bereits auf den Anderen gewartet. "Folge mir." kam es von ihr und ohne auf eine Antwort zu warten ging sie voraus. Die Augen verdrehend versteckte er das Buch in seiner Tasche und lief ihr genervt nach. "Schließ die Augen." forderte sie und blieb neben einer leeren Steinwand stehen. Glaubte sie etwa, Severus hätte Zeit für so ein Theater? "Was soll das werden?" "Hör auf zu meckern. Wenn du mir diesen kurzen Gefallen tust, hörst du den restlichen Tag nichts mehr von mir." Die Abmachung klang nicht übel. Also schloss er widerwillig seine Augen und spürte daraufhin eine Hand, die seine ergriff und ihn führte. Er ahnte durch die plötzliche Kälte, die ihn durchfuhr, dass er in einen kühlen Raum gebracht wurde, und als er die Augen wieder öffnen durfte, stockte ihm der Atem und er ließ seine Tasche fallen. Er blickte genau in sein Spiegelbild und neben ihm stand darin eine rothaarige Frau, die Arme von hinten um seinen Hals gelegt und die ihm einen liebevollen Kuss auf die Wange drückte. Vor Schreck wich er einen Schritt zurück und sah dann erneut hinein. Wieder sah er die Frau, nur dass sich diesmal ihre Lippen mit denen seines Spiegelbilds berührten. Maleficent, die im Spiegel nicht dasselbe sehen konnte wie er, versuchte, in seinem Gesicht ein Lächeln zu finden. Seine Reaktion stellte sich nicht als die heraus, die sie erhofft hatte, dennoch war es ein Gesichtsausdruck, den sie ebenfalls noch nie bei ihm erlebt hatte. In seinen schwarzen Augen schimmerten Kummer und Verzweiflung, seine Hautfarbe wurde bleich und Severus fühlte, wie sein Puls sich immer mehr beschleunigte, je länger er in den Spiegel sah. Natürlich wusste er, dass er in den Spiegel Nerhegeb starrte. Schnell zog er seinen vom Regen durchnässten Mantel aus, bedeckte damit das Glas des Spiegels und ließ sich auf einer Abstellkiste nieder. "Wie konntest du nur?!" schrie er fast schon, sein Blick immer noch schmerzerfüllt, während eine erschütterte Maleficent auf ihn herabsah.
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Severus Snape × Maleficent - Die Fee und der Zauberer
Fanfiction(Das Bild habe ich selbst gemacht, deswegen sieht es nicht ganz so schön aus.) Alles, was in dieser Geschichte weder mit Harry Potter/Fantastische Tierwesen noch mit Maleficent zu tun hat, ist komplett aus meiner Fantasie. Ich versuche so gut es ge...