"Lass sofort die Finger davon!" rief er, erhob sich abrupt von seinem Stuhl und ging mit schnellen Schritten auf das Bett zu, um ihr das Buch wegzunehmen. "Wozu schreibst du Bücher, wenn du sie andere nicht lesen lässt?" Es war zu spät. Sie hatte bereits herausgefunden, dass er der Autor war. "Wenn du irgendjemandem davon erzählst, wird der Tod das Letzte sein, was du in diesem Leben begrüßt!" Daraufhin legte er das Buch wieder auf den Nachttisch, setzte sich wieder hin und schrieb weiter an einer Nachricht, die er für Dumbledore überbringen musste. Maleficent zeigte keinerlei Müdigkeit, also nahm sie das Buch wieder in die Hand und begann es mithilfe des Kerzenlichts zu lesen. Zum Glück nutzte Snape ein eigenes Licht an seinem Schreibtisch, wodurch sie vollen Zugriff auf den Kerzenständer des Nachttisches hatte und Seite für Seite durch das Buch blättern konnte. Mit jedem neuen Kapitel, das sie verschlang, fragte sie sich immer mehr, warum er ein Geheimnis aus dem Buch machte, denn schreiben konnte er offenbar sehr gut. Im Inhalt des Buches steckten herausstechendes Gefühl und Talent des Schreibers und auf mehreren Seiten waren auch gezeichnete Illustrationen abgebildet. Als sie die erste Zeichnung entdeckte und sich diese genauer ansah, hätte sie für einen kurzen Moment schwören können, der mit schwarzer Tinte dargestellte Ritter habe sein Schwert bewegt. Sie musste es sich eingebildet haben, es gab keine Bilder, die sich bewegten. Doch tatsächlich war es kein Irrtum und die Figur wiederholte ihre Bewegung. Was auch immer sie in dieser Welt fand, es war umgeben von Zauberei. Eigenartig, aber interessant. Weiterhin in das Buch vertieft fragte sie ihn, ob er die Bilder gezeichnet hatte, und senkte das Buch, als sie keine Antwort bekam. War er wirklich so ignorant? Doch schien sie während des intensiven Lesens nicht bemerkt zu haben, dass Severus bereits seit einer Viertelstunde nicht mehr ansprechbar war. Mit geschlossenen Augen lag sein Kopf quer auf dem offenen Blatt Pergament, das auf dem Schreibtisch lag, die schwarzen Haare lagen in Strähnen verteilt über seinem Gesicht und von der Spitze der braunen Schreibfeder in seiner Hand tropfte Tinte herab. Sie legte das Buch offen umgedreht auf den Nachttisch, um ihren aktuellen Lesestand nicht zu verlieren, stand auf und stellte sich dicht neben seinen Schreibtisch. Sein sich bewegender Brustkorb zeigte einen ruhigen Atem, welchen er im Schlaf sanft auf das Pergament blies. Vorsichtig nahm sie die Feder aus seiner Hand und legte sie hin, bevor noch mehr Tinte auf den Schreibtisch tropfen konnte, und strich dann so sanft wie möglich die hängenden Haare aus seinem Gesicht hinter sein Ohr. Zum ersten Mal konnte Maleficent sein Gesicht ohne die kalte, aufgespielte Miene betrachten. Während er im wachen Zustand aussah, als würde er jede Person in seinem Umfeld töten wollen, wirkte er im Schlaf, als könnte er keiner Fliege etwas zu Leide tun. Sein Gesichtsausdruck war weich und sensibel, und Maleficent fiel erst jetzt auf, dass er ein erstaunlich gutaussehender Mann war. Zumindest hatte er ein außergewöhnliches Erscheinungsbild, das man nicht wirklich mit einem anderen Mann vergleichen konnte. Seine große Hakennase, die blasse Haut und die Konturen empfand sie als gute Kombination um ein hübsches, männliches Gesicht zu ergeben. Vor allem aber besaß er eine interessante Persönlichkeit. Zu gerne hätte sie gesehen, wie seine Augen ohne dem ernsten, kalten Blick aussahen. Was hatte er in seiner Jugend nur verbrochen, dass er, wie Sirius ihr erzählt hatte, von allen Menschen verletzt und misshandelt wurde? Und wieso half er ihr, wenn er sich doch so kaltherzig gab? Sie wollte mehr über ihn erfahren. Und das würde sie bald auch. Ungern wollte sie Snape in dieser Position schlafen lassen, doch wie sollte sie ohne ihre Magie einen Mann hochheben, der ein Kopf größer war als sie? Er musste zumindest bequemer schlafen. Also nahm sie das Kissen des Bettes, hob leicht seinen Kopf an, legte das Pergament zur Seite und zwängte das Kissen zwischen seine Wange und den Schreibtisch. Aus Neugierde nahm sie den unvollständigen Brief in die Hand, um seine wunderschöne Handschrift genauer zu mustern, und las dann den angefangenen Text. 'Sehr geehrter Mr. Fudge, Ihnen ist wohl nicht entgangen, dass die Macht Lord Voldemorts mit jeder Sekunde steigt und die Gefahr in Hogwarts somit immer größer wird. Ich bitte daher um eine bessere Unterstützung des Ministeriums, um unsere Schule vor dem Untergang zu bewahren. Es könnte sein, dass' daraufhin folgte nur ein langer, schräger Strich. Severus hatte diesen aus Versehen gezogen, als er einschlief. Die Moore waren also nicht das einzige Königreich, das in Gefahr war. Doch darum musste sie sich keine Gedanken machen, für sie war es das Wichtigste, zurück in ihre Heimat zu kehren um herauszufinden, ob ihr Volk es geschafft hatte, sich gegen Stefans Kämpfer zu wehren. Die Sorge um ihr Königreich brachte sie innerlich um. Da kam ihr ein Gedanke. Snape und Hagrid hatten einen Herrn Dumbledore erwähnt, und Hagrid hatte angedeutet, dass er einer der größten und weisesten Zauberer dieser Zeit war. Wenn er wirklich mehr wusste als alle anderen Schlossbewohner, wüsste er vielleicht auch etwas über die Moore. Sie kramte in einer der mit Sirius besorgten Einkaufstaschen, zog einen schwarzen Mantel daraus über und verließ leise das Zimmer von Snape. Klar war es finsterste Nacht, doch wie viel Zeit sollte sie noch verlieren? Nur gab es ein Problem, sie wusste nicht, wo sie Dumbledore im Schloss finden würde. Als sie das erste Mal dieses Zimmer verließ, ging sie in die linke Richtung, also drehte sie dieses Mal nach rechts um. Dadurch, dass alles stockdunkel war und nur das Mondlicht leichte Sicht bot, erkannte sie nicht viel. Nachdem sie ein paar Minuten erfolglos durch die Gänge schlenderte, endete der Weg schließlich an einer Treppe, die in einer Spirale nach oben führte. Oben angekommen hoffte sie sehr, dass sie jemanden finden würde, der noch nicht schlief. Der Raum, den sie mit der Treppe erreicht hatte, war nicht stockfinster, dennoch erhellte ihn nur eine blaue Lichtquelle, die auf der rechten Seite des Zimmers aus einer merkwürdigen Steinschale heraus schimmerte, welcher sie sich neugierig näherte. "Sie sind wohl an meinem Denkarium interessiert." ertönte eine raue Stimme hinter ihr.
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Severus Snape × Maleficent - Die Fee und der Zauberer
Fanfic(Das Bild habe ich selbst gemacht, deswegen sieht es nicht ganz so schön aus.) Alles, was in dieser Geschichte weder mit Harry Potter/Fantastische Tierwesen noch mit Maleficent zu tun hat, ist komplett aus meiner Fantasie. Ich versuche so gut es ge...