Home Sweet Home

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Ich weiß immer noch nicht, ob das so eine gute Idee ist.«, gestand Megan und hielt mir die Tür auf.

   »Megan, du darfst ihm kein Wort sagen.«, erwiderte ich kalt und sah mich im Flughafen um. Ich hatte eigentlich gehofft diesen Ort nie wieder wegen England aufzusuchen. Judith hatte wie immer Recht teilnahmslos meinen Worten gelauscht, doch Dean bekam von meiner Kündigung Wind, noch bevor ich das Café wieder verlassen konnte.

   »Du kündigst?«, hatte er gefragt.

   »Ja, ich habe mir einen Job in 'ner Praxis gefunden.«, log ich, die Glastür hatte ich offen gehalten, in der Hoffnung er würde so merken, dass ich verschwinden wollte.

   »Das war's also?« Deans Augen hatten so ehrlich gewirkt. Ich war so kurz davor gewesen in Tränen auszubrechen, ihm zu gestehen wie hart mich die Trennung traf, dass alles nur eine Lüge sei, damit Fynn mir nicht folgte.

   »Ich verstehe deine Sorgen ja, tue ich wirklich, Eve.«

   »Aber?«

   »Was aber?« Sie sah mich irritiert an und ich zog die Nase hoch. Seit fünf Tagen schien ich nur noch Tränen zu produzieren und wenn ich mal nicht heulte, widerstand ich dem Drang Alkohol zu trinken. Schwangere führten ein Scheiß Leben.

   Megan seufzte und deutete mir an ihr zu folgen. »Ich glaube, dass es falsch ist es ihm vorzuenthalten. Es gibt viele die das Studium trotzdem gemeistert haben, obwohl sie ein Kind großzogen.«

   »Megan, wir haben nicht einmal Geld.« Ich starrte auf die Tabelle mit den Flügen. Noch eine Stunde. »Fynn hat Pläne, ich werde sie ihm nicht so kaputt machen. Er wird ein angesehener Arzt, ein Chirurg wie ihn noch nie jemand gesehen hat.«

   »Und du?« Megan blieb stehen und starrte mich an. Ich starrte zu Boden.

   »Was soll mit mir sein?«

   »Wirst du Junkies und Problemkindern helfen?«

   »Ich bin selbst ein Problemkind, wie soll ich dann anderen helfen?«

   Unsere Augen trafen einander und ich sah in ihren das Verlangen auf mich einzudreschen. Megan war noch nie so... so frustriert gewesen. »Hör auf damit.«, murmelte sie und kam auf mich zu. Einen kurzen Moment dachte ich, sie würde wirklich anfangen auf mich einzuprügeln doch dann schloss sie die Arme um mich und hielt mich fest. Ich ließ meinen Koffer, derselbe mit haargenau denselben Dingen wie auf meinem Hinflug nach New York, los und klammerte mich an sie, als wäre sie der Rettungsring im tosenden Meer meines Lebens. »Sei die Eve, die alles meistern kann, denn das kannst du, hast du mich verstanden?«

   Ich nickte unter Tränen und rückte noch näher an sie ran. »Was wenn ich es nicht packe? Wenn ich meine Eltern ermorde?«

   »Dann kommst du einfach wieder zurück nach New York und wohnst bei mir.«

   »Er hasst mich.«

   »Nein, tut er nicht.«, widersprach sie und löste sich von mir. Sie kramte in ihrer Jackentasche nach Taschentüchern und reichte mir eins, eher sie antwortete: »Er wünscht sich, dass er dich hasst, aber er kann's nicht.« Ich griff nach dem Tuch. »Er konnte dich noch nie hassen.«

   »Passt du auf ihn auf?«

   »Ich versuche es.«, versprach sie und griff nach meinem Koffer. »Und jetzt los, du kannst deinen Flug doch nicht verpassen.«

   Einen Moment liefen wir schweigend weiter bis zu meinem Terminal, dann standen wir uns erneut gegenüber. Megan ließ meinen Koffer los und schloss mich stattdessen in die Arme.

Couple in a roundabout wayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt