Sprung ins Verderben

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Das ist so kitschig.«, bemerkte ich irgendwann. Ich hatte meinen Stuhl näher an die Mauer geschoben, die anscheinend verhindern sollte, dass irgendwelche Idioten aus dem ersten Stock vielen. Wobei der erste Stock in Kirchen definitiv höher war als der erste Stock in normalen Einfamilienhäusern.

Der Orgel-Typ sprach nur wenn nötig mit mir. Ich vermutete, dass er zu religiös war, um mich zu akzeptieren. Jedenfalls hatte ich öfters das Problem mit Geistlichen und alten Leuten gehabt.

»Dein Bruder heiratet und ist verdammt glücklich, freu dich für ihn.«, erwiderte Carol darauf. Sie war vor knapp fünf Minuten zu mir hoch gekommen. Anscheinend hatte Benny sich sorgen um den Orgel-Typen gemacht. Dabei war ich diejenige die unter seinem schweigsamen Gemüt zu leiden hatte.

»Ich freue mich für Jackson, aber ich kann den Blick nicht von den Reihen unter uns abwenden.« Um ihr zu beweisen was ich meinte, zeigte ich auf die dritte Reihe auf der rechten Seite. »Da sitzen Tante Claire und ihr - « Ich zählte auf meinen Fingern ab, der wievielte „Onkel" es sein könnte. » - Ich glaube der sechste Mann, es sei denn sie hatte jemanden als ich weg war.« Als nächstes wies ich in die erste Reihe zu meiner linken. »Und da sitzen Mum und Dad, natürlich nüchtern um den Schein zu wahren. Mum hält das Baby und neben Dad ist Klaus mit Simon und Josephine. Den Bengel haben sie sogar in einen Anzug gesteckt, aber er bockt trotzdem herum.« Ich nahm tief Luft und schloss für einen Moment die Augen. »Und neben Josephine hätte ich sitzen sollen, der Platz ist frei geblieben, er denkt, ich wäre nicht hier.«

»Sitzt du deswegen fast auf der Mauer? Nur damit dein Bruder für einen kurzen Moment aufschaut?«

»Der wird eh nicht aufsehen, sein Blick hängt an Anastasia. Die kann sich aber besser zusammen reißen und lächelt hin und wieder vor sich hin während sie zur Decke starrt.«

»Du klingst wie ein irrer Stalker.«, bemerkte Carol mit einem Seufzen und erhob sich. Sie strich sich das Kleid glatt und lehnte sich an die Mauer. Ich blieb einfach auf dem Stuhl sitzen und lugte etwas halb herzig über die Mauer zum Altar.

»Sie küssen sich jetzt.«

»Ja, wenn du die Hochzeit sabotieren willst, ist jetzt der letzte Augenblick dafür.«

Ich wartete ab bis mein Bruder seine, von jetzt an, Ehefrau küsste und dachte verbittert an Fynn. London war schrecklich. Ich war schrecklich. Megan hatte Recht, ich sollte anfangen meine Probleme in den Griff zu kriegen.

»Wann glaubst du darf ich hysterisch herunter laufen und ihn in die Arme schließen?«

»Kommt drauf an ob du ihn erwürgen oder beglückwünschen willst.«

»Das letztere. Heute bin ich mal gut gesinnt.«

»Komm mit, ich begleite dich zum Haupteingang.«, sagte Carol mit einem Lächeln. Ich bemerkte die Tränen in meinen Augen erst, als sie mir die Sicht versperrten. Ich schloss die Augen und versuchte mich zu beruhigen.

»Ich bin verdammt stolz auf meine Brüder.«

»Vor einigen Jahren hätte vermutlich niemand von uns gedacht, dass Jackson überhaupt eine Freundin kriegt.«

»Er war so ein verdammter Bilderbuch-Nerd.«, lachte ich unter Tränen.

»Ja, alleine die Tatsache, dass er einen Abschluss in Physik und Mathematik hat. Das ist verdammt abschreckend.«

»Ist Anastasia nicht auch Physikerin?«

»Aber sie ist kein totaler Nerd.«, erwiderte Carol. »Hab gehört, du bist wütend, weil Jackson seinen Luke Skywalker nicht mitgenommen hat?«

Couple in a roundabout wayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt