Alte Bekannten

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»Aufstehen, Prinzessin.«

Ich drehte mich um und murmelte Worte, die ich selbst nicht verstand.

»Oh nein, mein Name ist definitiv nicht Fynn.«, lachte die Stimme neben mir. Ich öffnete die Augen und drehte mein Kopf wieder in die vorherige Richtung. Benny stand mit verschränkten Armen neben dem Bett und musterte mich belustigt. »Vermutlich willst du meine Meinung nicht hören, aber du solltest dem Typen unbedingt mal informieren.«

»Nein, Benny. Geh weg.«

»Komm schon, Königin. Unser Vollidiot heiratet heute.«

»Es klingt fast, als würdest du von unserem Sohn sprechen.«

»Ich hoffe, dass dein Kind mal intelligenter wird als unser 'Sohn'.« Er setzte das Wort 'Sohn' in Anführungszeichen und grinste breit. »Und jetzt geh duschen, wir haben zwei Stunden, dann müssen wir in der Kirche sein.«

»Ich hasse dich.«, murmelte ich.

Benny lachte laut auf und drehte sich um, um das ehemalige Zimmer zu verlassen. »Nein, tust du nicht.«, erwiderte er und grinste mir noch einmal zu. Ich setzte mich auf, ein Schwindelgefühl überkam mich. Wenn die Kotzerei jetzt beginnen würde, würde ich komplett durchdrehen. »Kannst du dir vorstellen, dass dieser Idiot heiraten wird?«

Ich dachte an Heiligabend, es sollte das letzte Weihnachten mit meiner Familie werden. Damals, vor über einem Jahr, hatte Jackson mich gefragt, ob ich mit einer Hochzeit einverstanden wäre. Zu sagen, dass ich seine Anastasia nicht ausstehen konnte, wäre vermutlich die falsche Antwort gewesen. »Erzähl mir etwas von Dani, so hieß die Kleine oder?«

»Ich erzähle dir von ihr, wenn du dich fertig gemacht hast.«, erwiderte er und verließ mein Zimmer. Ich vergrub das Gesicht in meinen Händen und rieb mir die Augen.

Nichts machte mir mehr Angst, als der Gedanke daran, meiner Mutter wieder zu begegnen. Obwohl ich mir nicht sicher war, ob ich lieber einem meiner Brüder oder einem meiner Elternteile begegnen würde. Beide Optionen waren mir nicht grade geheuer.

Ich streckte mich und erhob mich aus dem Bett. Als zwölfjährige war mir dieses Zimmer immer so unheimlich groß vorgekommen. Stumm schlenderte ich ins Bad und schloss die Tür hinter mir ab.

»Dann stürzen wir uns mal in den Krieg.«, murmelte ich und zog mir mein Shirt über den Kopf.

Ich könnte schwören, dass ich fetter geworden war. Nicht viel, doch ich war mir sicher, dass ich mich verändert hatte. Ich nahm tief Luft und blies diese gleich darauf wieder lautstark hinaus. Frustriert wickelte ich das Handtuch um meinen Körper und richtete meinen Handtuchturban.

Ich sah müde aus. Als ich die Tür öffnete, kam mir ein kalter Luftzug entgegen. »Bad ist frei.«, verkündete ich und schlich zurück in mein Zimmer wo meine Kosmetiktasche und mein Kleid lagen.

»Ich habe das ganz schlimme Gefühl, dass der Trauzeuge zu spät kommen wird.«, bemerkte Benny und stand vom Sofa auf.

»Ach, Quatsch. Ich bin in einer halben Stunde fertig.« Ich sah auf meine Hände und betrachtete meine Nägel. »Gut, vermutlich etwas länger, aber ich beeile mich.«

»Ja, klar. Du drückst dich doch vor dem Treffen mit deinen Eltern.«

»Hör auf mich zu therapieren, ich bin hier die Psychiaterin.«, erwiderte ich und schloss die Tür hinter mir. Benny drehte die Anlage im Wohnzimmer auf und Shaun Morgans Stimme schallte durch die Wohnung. Ich musste grinsen, als ich das Lied erkannte und griff nach meiner Unterwäsche um mich anzuziehen. Als ich das Kleid schließlich übergestreift hatte, packte ich meine Kosmetiktasche und einen Spiegel und verfrachtete die Dinge ins Wohnzimmer.

Couple in a roundabout wayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt