Es gab nur ein Familienessen, das Schlimmer war, als das mit Lady Monroe.
Gut, Weihnachten war ebenfalls schrecklich, aber am schlimmsten war es, wenn Mum noch Mr Monroe und ihre fünf Kinder einlud.
Am schrecklichsten war es, wenn Lady Monroes Sohn Garret aufkreuzte, mit dem ich was am Laufen hatte bis seine Freundin es herausgefunden hatte.
Während ich still da saß, mir Salat in den Mund schob und Lady Monroes Gesicht betrachtete, überlegte ich, wie viele Beziehungen meinetwegen zu Bruch gegangen waren. Da wären beinahe Fynn und ich gewesen, Dean und ich, Garret und Lisa, Benny und all seine Freundinnen mit denen er hin und wieder ging. Als zwölfjährige hatte ich natürlich die Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf mir, sie lachten mit mir, waren scharf darauf mit mir zu spielen und überhaupt waren Junkies echt seltsam drauf, wenn sie Kindern über den Weg liefen. Jedenfalls habe ich mit meiner bloßen Anwesenheit verhindert, dass Benny und Jackson bei irgendeiner überhaupt landen konnten. Wer weiß, vielleicht war Bennys Traumfrau unter ihnen gewesen.
So langsam beschlich mich das Gefühl, ich sei Amors Gegenteil und hätte mich mit bloßen Händen aus der Erde geschaufelt. Vielleicht sollte ich wieder in die Kirche gehen und ein bisschen für meinen Sohn beten. In der Hoffnung dieser Kirchenbesuch würde mich zu einer besseren Mutter machen, als meine es war und auch zu einer besseren Kindheit führen, als ich sie hatte.
Aber dann fiel mir ein, was bei meinem letzten Besuch eines Gotteshauses geschehen war. Ich hatte Fynns Mutter kennen gelernt, während ich noch mit Dean zusammen war. Noch dazu wurde ich von ihr zum Essen eingeladen und bekam einen Einblick in Fynns Leben. Seine Schwester Sissy war mitten in der Pubertät und dementsprechend drauf und seine Mutter war... einsam. Definitiv einsam. Das Essen an sich war gar nicht so schrecklich gewesen, allerdings wurde ich an dem Tag als Deans Freundin vorgestellt, es war mir so peinlich gewesen, als Fynn und ich das erste Mal als Paar zu seiner Mum gefahren waren.
»Guten Tag, Mrs Grand, Sie erinnern sich noch an mich? Ich gehe jetzt mit ihrem Sohn.« Wie gut das Fynn an dem Tag das Reden übernommen hatte, ich hätte die Situation vermutlich nur verschlimmert.
»Evelyn, kannst du mir den Salat reichen?« Ich sah von meinem Teller auf. Mums Stimme klang gepresst und sah mich mit solch einem Ernst in den Augen an, dass sie mich bestimmt nicht zum ersten Mal nach dem Salat gefragt hatte. Entschuldigend reichte ich ihr die Schüssel und blicke zu meinem Vater, dieser scrollte desinteressiert auf seinem Handy herum. Vermutlich las er Nachrichten, von der ganzen Szene schien er jedenfalls nichts mitbekommen zu haben. Mum und Mrs Monroe waren wieder vertieft in ihr Gespräch.
Mit einer weiteren Entschuldigung erhob ich mich vom Tisch, nahm meinen Teller und ersparte Jeanette somit die Arbeit angelaufen zu kommen. Ich verdrückte mich in mein Zimmer und ließ mich auf mein Bett nieder. Das Leben bei meiner Familie war wirklich das letzte, das ich mir gewünscht hatte. Vielleicht hatte Benny Recht und wäre wirklich kurz davor mich umzubringen. Wobei ich mich nie wirklich als depressiv bezeichnen würde, ich hatte einfach ein Eltern-Komplex. Es gab viele auf diesem Planeten, die einen Komplex hatten. Ich bin einfach in eine reiche Familie, mit angesehenem Status geboren worden und das war wohl mein schlimmstes Problem. Ich war keine, die einen angesehenen Status pflegte.
Wobei in der High School hatte man mir den Status Arschloch des Jahres verliehen. Und indirekt hatte ich auch zusammen mit Josie den ersten Platz für die 2011's größte Schlampe gemacht.
Ich musste mir dringend ein komplett neues Schulleben ausdenken. So etwas konnte ich meinem Kind nicht erzählen, es würde ein ewiges Trauma erleiden. Wobei ich mich vermutlich um Welten besser gefühlt hätte, wenn meine Mutter den Schlampen-Award gewonnen hätte. Und nicht Ballkönigin oder Schulpräsidentin geworden wäre.
Manchmal hatten ihre Freundinnen sie gefragt, wie es kommen konnte, dass sie jedes Mal so vornehm gekleidet war und ich herum lief, wie ich nun mal herum lief. Sie trug eine Bluse, ich ein zu weites Shirt; Sie einen Rock, ich eine zerschlissene Jeans; Sie hohe Schuhe, ich in meinen Liebsten Turnschuhen. Wir waren das komplette Gegenteil voneinander, vermutlich war es gar nicht ihre Schuld, dass wir uns so hassten. Vielleicht lag es ja daran, dass wir so unterschiedlich waren.
Ich schüttelte den Kopf und starrte an meine Decke. Natürlich war es ihre Schuld. Würde Mutter nicht ständig versuchen, aus mir eine Dame der fünfziger Jahre machen zu wollen, wäre ich ihr gegenüber nicht so verschlossen und bissig.
Ich wurde nun mal bissig, wenn jemand mich richten wollte. Ich war nicht zu richten. Weder von meinen Eltern, noch sonst jemanden und vor allem nicht von Gott. Ich war, wie ich nun mal war: Ein komplettes Arschloch.
Wie sollte ich, die mieseste Kuh unterm Sternenhimmel, eigentlich einen Sohn erfolgreich großziehen?
Irgendwann schlief ich ein, meine philosophische Ader war ermüdend und ich war den ganzen Tag auf den Beinen gewesen. Mehr oder weniger. Vermutlich waren einfach Schwangerschaften ermüdend. Ich könnte schwören, ich hätte meine Augen nur für wenige Sekunden geschlossen.
Louis' Tritt weckte mich. Es war kein Wecken, bei dem man sich nichts sehnlicher als den unterbrochenen Schlaf zurückwünschte. Er weckte mich, ich öffnete die Augen und starrte Stumm die Decke an. Nach wenigen Minuten - in denen ich ebenfalls feststellen musste, dass ich definitiv nicht wieder einschlafen würde - griff ich nach meinem Handy, mit dem Gedanken, Megan anzurufen.
Doch Megan hasste mich.
Ich konnte sie nicht anrufen.
Gleich darauf spielte ich mit dem Gedanken, einfach Fynn anzurufen und mit ihm zu quatschen, aber was sollte ich sagen? Hey, es ist bei dir auch schon recht spät, aber unser Sohn lässt mich nicht schlafen?
Und was dann? Sollte ich mich darüber beschweren, wie schrecklich meine Mutter war und dass ich seit dem Streit mit Megan niemanden mehr zum Reden hatte? Es kam mir falsch vor, Fynn deswegen voll zu heulen. Ich wollte ihn gar nicht voll heulen. Genauso wenig konnte und wollte ich Benny anrufen, der schlief höchstwahrscheinlich schon, immer hin war es vier Uhr morgens. Wie spät war es überhaupt in Amerika?
Ich seufzte, strich mit meiner rechten Hand über meinen Bauch und starrte weiterhin planlos zur Decke. In dieser Nacht, wurde mir klar, dass ich ein so gewaltiges Arschloch gewesen bin, dass selbst die gutherzigste Person dieses Planeten wütend auf mich war.
Megan fehlte mir.
Hey Hey Ho!
Ich wünsche euch jetzt schon Mal frohe Weihnachten (Vielleicht bringt euch das ja genauso viel Pech, wie mit frühen Geburtstagswünschen. Ich Grinch, ich.)!
Jedenfalls wollte ich euch (so ganz nebenbei) einen kleinen Wettbewerb aufzwingen (huähuähuä). Nicht von mir, es handelt sich hierbei um den #Buecherlichtwettbewerb von @Buecherlicht. Ich find's 'ne mega coole Sache, da es vollkommen ohne Reads und Votes funktioniert. Fünf Autorinnen lesen alle (max. 25 Geschichten in einer Kategorie (Fanfiction ist voll ihr Looser)) Bücher. Ich find's geil, schaut auf jeden Fall mal vorbei.
Adios Amigos
Euer Grinch (Der Weihnachten eigentlich liebt)
P.S. Das Kapitel hätte schon um 20h hochgeladen werden sollen, aber Wattpad hat mich verarscht.
DU LIEST GERADE
Couple in a roundabout way
HumorLiebesgeschichten hören immer auf, wenn die Protagonisten ihren langen Weg zusammen finden. Doch keiner schreibt darüber, was danach passiert. Denn dann, kommen die wahren Probleme ins Spiel. Evelyn und Fynn, weniger geeignet für eine Lebenslangebin...
