Väter

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Ich schwitzte. Meine Handflächen fühlten sich schrecklich an und ich wischte sie alle paar Sekunden an meiner Leggins ab. Gott, Familientreffen waren schon schrecklich genug, doch meinen Eltern nun meinen Freund – und Vater des Kindes – vorstellen zu müssen, übertrumpfte einfach alles. Ich hatte noch nie einen Kerl mit nach Hause gebracht. Wobei... Doch, aber ich hatte ihn nie meinen Eltern vorgestellt.

»Du schwitzt.«, stellte Benny amüsiert fest.

»Halt die Klappe.«, knurrte ich. Fynn hatte seinen Arm um meine Schultern gelegt, als ich einfach nicht aufhören wollte Schweiß in meinen Händen zu sammeln. Ich wischte mir die Hände erneut ab.

»Ich kann nicht glauben, dass ich deine Eltern kennen lerne.«, behauptete Fynn.

»Ich kann nicht glauben, dass ich sie dir vorstelle.«, entgegnete ich. Wir erklommen die wenigen Stufen zur Eingangstür. Außer einem anerkennenden Pfiff, hatte Fynn nichts weiter zu dem Haus meiner Eltern gesagt. Benny betätigte die Klingel, darüber hing ein Schild auf dem mit geschwungenen Buchstaben Dunkens stand. Es war sauber und glänzte in der Sonne sogar, ganz anders als das Klingelschild, das früher Bennys Wohnung geziert hatte. Jeanette öffnete die Tür, niemand sonst übernahm diesen Job. Meine Eltern hassten es, Gäste an der Tür begrüßen zu müssen.

»Miss Dunkens und Mr Ross.«, lächelte sie, dann sah sie fröhlich zu Fynn. »Und Sie, Mister?«

»Jeanette, das ist Fynn Grand.«

»Wie formell.«, neckte Benny mich.

»Mr Ross!«, gab Jeanette entrüstet von sich während sie Fynns Hand schüttelte. »Ich freue mich, Sie kennen zu lernen. Woher kennen Sie die junge Miss?« Jeanette war schon immer neugieriger gewesen, als es Mutter passte. Ich liebte sie für diese Angewohnheit.

Ich räusperte mich. »Jean, das ist der Dad.«

Ihre Augen wurden groß und sie lachte. »Ach, Ihre Eltern werden erfreut sein.«

Jackson tauchte in der Diele auf, während Benny unsere Jacken aufhängte. Er sah Fynn etwas unsicher an, als hätte er noch nie in seinem Leben einen Fremden gesehen. Ich schritt auf meinen Bruder zu und ließ Fynn einfach hinter mir stehen. Er wirkte verloren in diesem großen Haus, wir alle wirkten verloren darin.

»Jackson, du musst mir helfen.«, murmelte ich. Er sah mit gerunzelter Stirn von Fynn zu mir.

»Und wie?«

»Das ist Fynn. Mein Freund.« Es klang so ungewöhnlich, diese Worte endlich wieder aussprechen zu können. »Du weißt schon, der Vater.«

»Er?« Jackson wirkte noch erstaunter als zuvor. Dann brach er in Gelächter aus. Nun runzelte ich die Stirn.

»Ja, er. Was ist daran so witzig?«

»Nun, ich habe einen Punker erwartet.« Er ging noch immer lachend auf Fynn zu und schüttelte ihm die Hand. Es sah seltsam aus, wenn zwei unterschiedliche Welten ineinander verschmolzen. Ich hatte nie vor gehabt, Fynn in dieses Haus zu bringen. Ich sah die Wände hoch zur Decke. Dieses Haus verbarg so viel Einsamkeit und Hass.

»Los, Rosie, du kannst dich nicht drücken.«, wies Jackson mich an. Ich hatte nie wirklich viel gegen meinen zweiten Namen gehabt, doch dieser Spitzname trieb mich fast zur Weißglut.

»Wage es nicht, mich noch einmal so zu nennen!«, drohte ich meinem Bruder und hackte mich bei Fynn unter. So selbstsicher wie nur möglich, führte ich ihn mit erhobenem Kinn in den Salon. Jackson drängte sich an uns vorbei, hinter ihm Schritt auch Benny in den Raum.

Couple in a roundabout wayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt