Mittwoch kam früher, als gedacht. Ich klebte förmlich an Fynn, hielt ihn entweder am Arm fest oder klammerte mich an seine Hand. Manchmal berührte ich ihn bloß. Ich wuschelte den ganzen Tag um ihn herum, es schien ihn nicht sonderlich viel auszumachen, dass Schwangerschaften mich anhänglicher machten, als ich es sowieso schon war.
Mir war nach Heulen zu Mute. Ich wollte weinen, mich an Fynns Beine klammern und ihn somit zum Bleiben zwingen. Aber ich konnte mich nicht wie ein Kleinkind verhalten, während ich selbst ein Kind austrug.
Wobei ich genau das tat. Ich verhielt mich wie ein total schwachsinniges Kleinkind.
»Ich will nicht, dass du gehst.«, heulte ich herum. Es war mir sowas von egal, dass wir mitten im Flughafengebäude standen.
»Baby, ich weiß.«, murmelte Fynn. Er zog mich an sich, schloss seine Arme fest um mich. Ich vergrub mein Gesicht in seinem T-Shirt, schluchzte und quengelte herum wie ein Kind. Ich konnte es nicht sein lassen, Schwangerschaften trieben mich in den Wahnsinn. »Aber wir sehen uns bald wieder, in etwa - « Er rechnete kurz nach, bevor er weiter sprach: »Hundert Tagen.«
»Das sind etwa hundert Tage zu viel!«, jaulte ich herum.
»Hey, halte die hundert Tage durch, dann beginnt das wahre Abenteuer.«, behauptete Fynn.
»Ich dachte, dein wahres Abenteuer begann mit dem Umzug nach Bronx?«
»Wie du sagst: Es begann mit meinem Umzug nach Bronx, aber enden tut es definitiv nicht dort.« Fynn lächelte zu mir hinunter. »Wer will schon sein ganzes Leben in der Bronx verbringen.«
»Mir gefällt es. Ich finde diese Ghetto hat was, die Unterschiede kommen da so schön zur Geltung.«, behauptete ich.
»Du bist auf der Straße aufgewachsen, natürlich gefällt es dir.«
»Hey, hey, hey. Eve ist bei mir aufgewachsen und ich bin nicht die Straße.«, widersprach Benny. Er hatte Fynns Koffer weggebracht und uns somit etwas Zeit für uns gelassen.
»Er hört nicht gerne, dass ich meine Jugend verhauen habe.«, klärte ich Fynn auf.
»Wer will das denn auch?«, fragte er mit einem Lächeln. Fynn blickte auf die Uhr auf seinem Handy und seufzte. »Es wird Zeit.«
Ich klammerte mich wieder an ihn und fühlte mich dabei wie Katniss kleine Schwester aus Die Tribute von Panem. Ein schwachsinniger Vergleich, ich war wohl die Letzte, die ihr in irgendeiner Weise ähneln würde.
»Hundert Tage, Eve. Ich komme wieder, versprochen, ich lasse dich nicht alleine mit dem Kind - mit unserem Kind.«
»Gott, du bist so kitschig, dass ich gleich anfange zu weinen!«, schluchzte ich. Ich heulte zwar schon, doch das ließ ich ihn nicht wissen. »Nicholas Sparks kann noch so viel von dir lernen.«
»Wer auch immer.«, lachte Fynn. Seine Brust vibrierte, was mich dazu veranlagte mein Gesicht noch tiefer in seine Kleidung zu drücken.
»Hundert Tage sind so lang!«, jaulte ich herum.
»Wir telefonieren, oder skypen, das gibt es immerhin auch noch.«, behauptete Fynn. »Du hast den ersten Teil auch geschafft, dann packst du es jetzt auch.«
»Ja, aber da dachte ich du kannst mich nicht ausstehen und ich würde dich nie wieder sehen.«
»Jetzt sehen wir uns aber bald wieder.«
Neben uns räusperte sich Benny. »Ich will wirklich nicht der Momente-Killer eures Filmreifen Abschiedes sein, aber dein Flug wartet und du - « Er wies mit dem Finger nach mir. » - weißt, dass ich bald zur Arbeit muss.«
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Couple in a roundabout way
HumorLiebesgeschichten hören immer auf, wenn die Protagonisten ihren langen Weg zusammen finden. Doch keiner schreibt darüber, was danach passiert. Denn dann, kommen die wahren Probleme ins Spiel. Evelyn und Fynn, weniger geeignet für eine Lebenslangebin...