"Eine Frage - was meint Marie mit diesen Kategorien, in die man eingeteilt wird?", fragte ich nach wenigen Sekunden. Samuel und Leo warfen sich einen Blick zu, dessen Bedeutung ich nicht deuten konnte - und ich war ziemlich gut im Blicke deuten. "Das.. wird dir auf der Akademie erklärt.", entgegnete Samuel nur. "Was soll das heißen?" "Das heißt, dass es dir auf der Akademie erklärt wird." Ich rollte mit den Augen und lehnte mich zurück in den Sitz. Ich hasste es, wenn jemand etwas wusste, das mit mir zu tun hatte, und es mir nicht sagen wollte.
Also redete ich noch ein wenig mit den Jungs, lief zurück zu meinem Abteil und unterhielt mich weiter mit Marie und zeitweise mit Marlon, der sonst aber ziemlich stumm war. In Karlsruhe stieg niemand weiteres der Akademie in unser Abteil, nur zu Samuel waren zwei, ein Junge und ein Mädchen, gestoßen, wie ich später feststellte. Dann rollte der Zug aus dem Bahnhof und das nächste Ziel hieß Paris, geplante Ankunft 20.25 Uhr.
Ein wenig gereizt aber größtenteils belustigt und müde stieg ich in Paris aus dem Zug und wartete auf Marie und Marlon, die keine Sekunde später aus dem Zug stiegen. Ich warf einen Blick auf meine Karte und erkundigte mich nach dem Gleis, auf das wir als nächstes mussten. Vier, auf dreizehn befanden wir uns und wir hatten fünfzehn Minuten um uns durch die Masse französisch schnatternden Leute zu kämpfen.
Gerade stießen Samuel und die anderen drei zu uns, sonst waren nur vereinzelte Schüler der Akademie zu treffen. "Der Zug ist speziell für Schüler der Akademie. Schüler der ganzen Welt müssen zuerst nach Paris reisen, um dann in den Zug nach Reebourg zu steigen.", erklärte Marie. "Ich dachte, wir fahren nach Lyon und dann mit einer Kutsche weiter nach Reebourg?", fragte ich, worauf Marie anfing herzlich zu lachen. "Das war bis vor acht Jahren der Fall meine Liebe." Verdutzt schaute ich sie an. Da waren die Quellen meiner Betreuer aber ziemlich veraltet gewesen.
Als wir bemerkten, dass die anderen bereits vorgelaufen und aus unserem Blickfeld verschwunden waren, schnappten wir uns unsere Koffer und begangen uns durch die Menschenmenge zu kämpfen, was sich nicht als einfach erwies. Fünf Minuten und wir waren gerade mal von Gleis dreizehn auf Gleis zehn gekommen. "Wir sollten uns ein bisschen beeilen.", meinte Marie ein wenig verängstigt in Anbetracht auf die Abfahrtszeit, und beschleunigte ihren Schritt. "Die Menschen gehen mir langsam auf meinen nicht vorhandenen Sack..", murmelte ich vor mich hin, worauf Marie anfing zu lachen.
Auf dem richtigen Gleis angekommen sahen wir Marlon und Leo in einer Tür stehen und uns panisch zuwinken. Verständlich, da in einer Minute der Zug abfuhr. Wir hetzten die letzten Meter zu dem Zug, der die schon etwas abblätternde Aufschrift "Reebourg" auf rotbraunem Metall zeigte, hievten die Koffer hinein und stiegen mit einem lauten Pfeifen, das die Abfahrt ankündigte, in den Wagen.
Ein wenig keuchend schaute ich zunächst auf die Zahl an der Wand, welche eine eins zeigte, und dann auf meine Karte, die mir sagte, dass ich noch acht Wagons durchlaufen musste bis zu meinem Abteil. "Wohin?", fragte Marie. "Neun, ihr?" "Zwei.", sagten die verbliebenen vier im Einklang. "Wo sind die anderen zwei?" "Schon mal vorgelaufen.", erklärte Leo und setzte sich in Bewegung. Im zweiten Wagon ließen sie mich allein und ich schleppte mich weiter durch den nur aus Abteilen bestehenden Zug, in dem zahlreiche Uniformen aufblitzten. Von kleinen zwölfjährigen bis hin zu zwanzigjährigen. Nach einer gefühlten Ewigkeit kam ich im neunten Wagon an und musste feststellen, dass es der letzte war.
Ich suchte nach meinem Abteil, in dem bisher nur eine Person saß - Samuel. Ich betrat das Abteil und versuchte vergebens meinen Koffer auf die dafür vorgesehene Ablage zu legen, was mir nicht gelang."Wie..so.. müssen die das.. immer so weit nach oben bauen?!", beschwerte ich mich und spürte kurz darauf eine Hand auf meiner. "Vielleicht damit großzügige Gentlemans den hilflosen Damen helfen können?", meinte Samuel und lächelte mich an. Ich blickte kurz in seine faszinierend blauen Augen und zog dann meine Hand unter seiner hinweg, damit er den Koffer ablegen konnte. "Vielleicht liegt es auch einfach daran, dass du größer bist wie ich.", gab ich zurück. "Bin ich das?", spielte er sich auf, drückte seine Brust raus und reckte das Kinn. "Das sieht scheiße aus. Lass das lieber.", gab ich ernst zurück, doch mein Grinsen, das ich nicht unterdrücken konnte, verriet mich.
Er lächelte belustigt und setzte sich wieder, was ich auch vorhatte, doch im selben Moment fuhr der etwas ältere Zug über eine Weiche, wackelte kurzzeitig extrem und ließ mich - natürlich - stolpern. Rückwärts fiel ich auf Samuel, welcher nur irritiert mit den Händen wackelte und kurz die Luft anhielt, dann realisierte, dass ich halb auf seinem Schoß saß und halb auf seiner Brust lag, und darauf anfing zu lachen.
"Das mit dem Hinfallen solltest du dir abgewöhnen!", lachte er noch immer. "Wird schwierig bei meinen Fähigkeiten.", lachte ich ebenfalls und wollte mich wieder aufsetzen, doch anscheinend hatte Samuel andere Pläne. Er schob mich regelrecht auf die Bank sodass letztendlich nur noch mein Kopf auf seinen Beinen lag, was mich extrem irritierte, und ich quittierte es mit einem leisen "Öh.. okay.." Er lachte leise und fing an, mit meinen Haaren zu spielen.
"Woher kommst du?", fragte er. "Aus 'nem Waisenhaus. Immer noch." "Nein, ich meine, du musst doch irgendwo her stammen." "Weiß ich nicht so genau. Irgendwo aus Frankreich, oder so."
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Feuerfunke *wird überarbeitet*
FantasyJedes Element erzählt seine ganz eigene Geschichte. So berichtet zum Beispiel das Licht über alles Gute und Fröhliche auf der Welt, während der Schatten davon überzeugt ist, dass es nur Böses auf der Welt gibt. Die vier größten Elemente, Luft, Wasse...