Ich hatte nicht bemerkt, dass wir bereits vor einer breiten, steinernen Treppe angekommen waren, die zu dem Eingang der Schule führte. Fast schon bedrohlich thronte das Gebäude über uns, und noch weiter oben leuchteten zahlreiche Sterne über den Nachthimmel.
"Ich werde dich zu Direktor Sacallius führen, dort wird dir alles weitere erklärt.", meinte Herr Farris und trat durch die gigantische Pforte. In der Halle befand sich eine weitere übergroße Treppe, bedeckt mit einem roten Teppich, auf die wir zu liefen. Gut, es sah nicht unbedingt aus wie eine Irrenanstalt, aber das konnte ja auch nur Tarnung sein.
Direkt am Ende der Treppe befand sich eine weitere Pforte, die allerdings geschlossen war, und aus der lautes Gerede und Gelache ertönte. Wahrscheinlich saßen die übrigen Schüler dort und warteten auf besagte Ansprache. Ich lief auf die Tür zu und wollte den Raum dahinter betreten, als ich eine Hand auf meiner Schulter spürte. "Wo willst du hin?", lächelte Herr Farris und deutete auf einen Gang ein paar Meter weiter. Wir liefen darauf zu und allmählich waren die Stimmen nicht mehr zu hören.
Auf der zweiten Hälfte des Gangs befanden sich Fenster, die in einen Hof zeigten, den ich aber nicht allzu lange betrachten konnte. Herr Farris klopfte an die Tür und öffnete sie, ich trat neben ihn. An einem kleinen Tisch saßen vier Personen die sich angeregt unterhielten, als sie mich erblickten verstummten sie augenblicklich. In einem Kamin rechts von ihnen prasselte gemütlich ein Feuer, an der rechten Wand befand sich eine Tür, die in den großen Raum führen musste, ein paar Bücherregale und neben der Tür ein schwerer Schreibtisch aus Eichenholz.
"Miss Grashette!", sagte eine etwas ältere Frau und sprang auf, gefolgt von den anderen drei. "Gwendolyn, darf ich vorstellen? Miss Jaines, Miss Khali, Herr Dross und Herr Sacallius.", erklärte Herr Farris. Beim Klang ihrer Namen nickte mir jeder der Personen kurz zu, dann setzten sie sich wieder und deuteten mir, dasselbe zu tun. Etwas zögernd tat ich dies und wurde darauf von fünf Augenpaaren begutachtet. "Gwendolyn Grashette, wie Ihnen unser Kollege Herr Farris sicher schon erklärt hat, ist dies keine normale Akademie. Aber er hat Ihnen nicht erklärt, weshalb.", begann Direktor Sacallius, ein Mann Mitte dreißig mit kinnlangen, braunen Haaren, Drei-Tage-Bart und grünen Augen.
Er warf seinen Kollegen einen kurzen Blick zu, dann fuhr er fort. "Das mag Ihnen jetzt ein wenig surreal erscheinen. Ihnen sind doch sicher die Elemente bekannt? Nicht diese, die Sie aus ihrem Chemieunterricht kennen, sondern die Elemente wie etwa Wasser und Erde?" Ich nickte, verwirrt darüber, was ein Eliteinternat / Irrenanstalt bitte mit Elementen zu tun hatte. "Jedes dieser Elemente wird von einem unserer Schüler verkörpert. Die Eigenschaften des Elements als magische Kräfte auf die Person übertragen und ein Aussehen, das dem Element zuzumuten ist."
Sowasvon Irrenanstalt. Ich schwieg.
"Bitte was?", prustete ich schließlich los. "Magische Kräfte eines Elements?"
Niemand verzog auch nur eine Wimper, als hätten sie diese Reaktion erwartet. Stattdessen starrten mich alle durchdringlich an, und langsam verklang mein Lachen. Ein seltsames Gewissen machte sich in mir breit. Das war doch nicht etwa die Wahrheit?
"Wir wissen, dass Sie vollkommen überwältigt sind, aber es ist die Wahrheit. Auch Ihre Eltern waren sogenannte Lichter - gute Elemente.", meinte Miss Jaines. "Ihr Plan war es von Angang an, Sie auf die Akademie zu schicken, aber leider kam dieser tragische Anschlag dazwischen, und wir verloren Sie aus den Augen."
Moment mal. Anschlag?
"Heißt das, meine Eltern sind nicht durch eine Bombenexplosion gestorben, sondern durch einen beschissenen Anschlag?", rief ich aufgebracht. "In der Tat, sehr bedauerlich. Sie waren großartige Lichter.", schwärmte Miss Khali.
"Beruhigen Sie sich. Wir wissen zwar nicht wer es war, aber Tatsache ist, dass Sie überlebt haben und jetzt wohlauf bei uns sind. Hier werden Sie lernen mit ihren Kräften umzugehen.", erklärte Direktor Sacallius.
Ein Klopfen an die Tür erfolgte, worauf der Direktor sich erhob. "Ich werde nun meine Ansprache halten. Ich hoffe, Sie sind vernünftig und bleiben. Jedoch steht es Ihnen jederzeit frei, zu gehen. Grace, würden Sie nun bitte ihr Element ermitteln und es mir dann mitteilen?" Miss Khali nickte nur und wandte sich mir zu, während Direktor Sacallius durch die kleine Tür verschwand.
"Nun, wenn Sie bereit sind werde ich einen Blick in Ihren Geist werfen und Ihr Element ermitteln.", meinte Miss Khali.
Plötzlich ertönte in meinem Kopf eine Stimme, die sich unfassbar ähnlich zu der meiner Mutter anhörte. Vertrau Ihnen, kleiner Funke. Sie sagen die Wahrheit.
Ich stockte. Nur meine Mutter hatte mich so genannt - kleiner Funke. Ich wusste nicht wie, aber sie hatte zu mir gesprochen. In meinem Kopf. Ich schnappte nach Luft und blickte in die Augen von Miss Khali.
Was blieb mir schon anderes übrig? Ich glaubte Ihnen nicht ganz, aber ich erteilte Miss Khali die Erlaubnis, nach meinem Element zu forschen.
In meinem Kopf breitete sich ein wohliges Kribbeln aus, und keine fünfzehn Sekunden später sprang Miss Khali entsetzt und überrascht auf, und starrte ihre Kollegen an. "Ignis...", flüsterte sie. "Eh.. wie bitte?" Augenblicklich starrten mich alle vier an, als wären sie versteinert.
Auf einmal sprangen alle vier auf mich zu, deuteten mir überwältigt aufzustehen und schoben mich dann eilig in Richtung der kleinen Tür. "Wartet, was ist denn nun mein Element?", fragte ich. "Erfährst du gleich.", sagte Herr Farris. "Was soll das heißen? Was passiert jetzt?" "Sie treten jetzt zum Direktor und er verkündigt Ihre Ankunft.", so Miss Jaines. "Moment mal, was, wenn ich das jetzt nicht will?" "Keine Widerrede.", sprach Herr Dross. Kurz darauf wurde die Tür aufgestoßen und ich in die große Halle geschuckt. "Hey!", entgegnete ich, drehte mich um und wollte zurück, da war die Tür auch schon wieder zu und ich schlug versehentlich heftig mit der Faust dagegen.
Ein leises "Au..", entwich mir und ich schüttelte meine Hand. Dann bemerkte ich aus dem Augenwinkel, dass ich beobachtet wurde, und drehte mich langsam um, um dann von rund vierhundert Augenpaaren teils belustigt, teils interessiert und gespannt beäugt zu werden, die an und auf zahlreichen Tischen saßen. Verdutzt starrte ich in die Menge, dann geradeaus, wo der Direktor vor einer Art Podest stand, und nach Rechts an einen langen, gebogenen Tisch an dem verschiedene Lehrkräfte saßen.
Peinlich.
Als ich Miss Helai erblickte nickte sie mir freundlich zu und deutete mir, zu dem Direktor zu treten. Ich schluckte und stieg schließlich langsam die wenigen hölzernen Treppen empor. Der Raum war totenstill, nur das Klacken meiner Schuhe war zu hören. Meine Augen suchten unmerklich den Raum nach Samuel ab, als ich ihn erblickte nickte er mir lächelnd zu, was mich ermutigte. Dann Trat ich neben den Direktor, welcher anfing zu sprechen.
"Schüler und Schülerinnen der Reebourg Akademie, nach Jahren der Verzweiflung freut es mich verkünden zu dürfen, dass der lang ersehnte Tag endlich gekommen ist. Die Rückkehr einer der großen Mächte. Hier vorne neben mir steht niemand geringeres als Miss Gwendolyn Iskra Grashette, Herrscherin über das Feuer."
Es war stiller als zuvor, und ich fragte mich, wie das überhaupt möglich ist. Ich warf einen Blick zu Samuel, der mich geschockt anstarrte, ebenso wie alle anderen.
Dann brach im Saal ein ohrenbetäubendes Jubeln und Klatschen aus.
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Feuerfunke *wird überarbeitet*
FantasyJedes Element erzählt seine ganz eigene Geschichte. So berichtet zum Beispiel das Licht über alles Gute und Fröhliche auf der Welt, während der Schatten davon überzeugt ist, dass es nur Böses auf der Welt gibt. Die vier größten Elemente, Luft, Wasse...