Kapitel 18

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Bereits nach wenigen Minuten hatte sich das Gespräch wieder gelockert und es wurden die üblichen Späße gerissen. Ich hatte nicht gedacht, so schnell Anschluss zu finden, doch ich fühlte mich wohl. So wohl wie schon lange nicht mehr. Die Abendsonne hatte angefangen, Flo zutrocknen, was zu dieser komischen Phase führte, in der die Kleidung nicht mehr nass aber auch nicht trocken ist und deshalb so ekelhaft am Körper klebte. Dies jedoch ließ mich ebenfalls bei Flo starke Muskeln entdecken, die sich leicht unter seiner Uniform abbildeten, worauf ich mich fragte, ob jeder Junge hier so gut aussah und durchtrainiert war oder ich einfach nur Glück hatte. Auch schlich sich der Gedanke in meinen Kopf, wie das wohl bei Samuel war.

Letztendlich fiel mir auf, dass jeder, den ich bisher gesehen hatte, in guter körperlicher Verfassung war. Nicht unbedingt stockdünne Mädchen und türsteherbreite Jungen überall, aber ich hatte noch niemanden entdeckt, der Übergewichtig war. Zuerst kam mir der Gedanke, dass die Akademie sehr oberflächlich war, aber dann fiel mir die Ausbildung wieder ein, welche hundertprozentig zu den Staturen führte.

Ich selbst war noch bis vor zwei Jahren mit etwa fünf Kilo Übergewicht durch die Gegend gerannt, hatte extreme Selbstkomplexe und hatte mir zeitweise sogar gewünscht, Magersüchtig zu werden, um endlich dünn zu werden, da ich mich extrem unwohl gefühlt hatte. Irgendwann hatte ich aufgehört zu essen, aber nicht, weil ich mich dazu zwang, sondern weil ich einfach kein Hungergefühl mehr hatte. Ich habe drastisch abgenommen und irgendwann langsam wieder angefangen zu essen, um dem Jojo-Effekt vorzubeugen, was auch funktionierte. Jedoch hatte ich in dieser Zeit mit starken Kopfschmerzen, Schwindel und Bewusstseinsstörungen zu kämpfen, etwa ein Jahr lang. Fazit -eine effektive Art, abzunehmen, aber nicht zu empfehlen, auf keinen Fall. Jetzt wog ich bei einer Größe von eins zweiundsiebzig etwa 60 Kilo, hatte einen flachen Bauch und fühlte mich eigentlich wohl. Dennoch hatte ich noch immer komplexe, mich mit etwas bauchfreiem oder in Bikini in der Öffentlichkeit zu zeigen. Ich wusste nicht einmal, woran das lag. Ich wurde wegen meines Gewichts schließlich nicht runter gemacht, die Leute sagten mir sogar eher noch ich hätte gut ausgesehen, aber ich selbst hatte das wohl einfach nicht akzeptiert. Und diese Einstellung hing mir wohl noch etwas nach.

„Samuel?", unterbrach ich das Gezanke zwischen ihm und Troy. „Hm?", kam von ihm. „Was war das eigentlich für ein Stab?" Er blinzelte einpaar mal irritiert, dann griff er wie zuvor in die Luft und holte ihn wieder hervor. „Der hier?", fragte er und deutete mit der Seite, auf der eine kleine blaue Kugel umrandet von Holz war, auf mich. Ich nickte. „Jeder hat von seinem Element aus irgend einen Gegenstand, meistens eine Waffe, aber nicht zwingend. Man muss nur lernen, sie zu beschwören. Du kannst den hier als eine Art Zauberstab oder so ansehen, auch wenn das scheiße klingt. Also so ein Ding wie der von Gandalf aus Herr der Ringe, verstehst du?" Ich nickte fasziniert, worauf Samuel den Stab wieder verschwinden ließ, indem er ihn mit einem kleinen Schubs leicht in die Luft warf. „Siehst du, das ist meins.", meinte Marie und streckte mir ihre Hand hin, an der ein goldener Ring glänzte. „Sie werden von uns Claves genannt, Latein für Schlüssel. In ihnen ist die Hälfte unserer Kraft gespeichert, die andere Hälfte ist in uns selbst. Das heißt, wenn du es schaffst, deinen Claves zu beschwören, wird deine Kraft nochmals um das Doppelte verstärkt. Aber nicht jeder schafft das, es bedarf den Einklang mit seinem Element.", erklärte Flo. „Und wie viele Schüler haben das bei ihrem Abschluss geschafft?" „Im Durchschnitt sind es circa ein viertel, also schaffen es von vier Elementgruppen etwa eine. In diesem Jahrhundert hat die Erdefraktion gute Chancen, da wir uns in einem Jahrhundert der Erde befinden. In der Oberstufe haben auch schon die Hälfte aller Erdelemente ihren Claves erhalten. Das zwanzigste Jahrhundert war ein Wasserzeitalter."

Ich bezweifelte stark, dass ich das schaffen würde, da ich ja gerade erst auf die Schule gekommen war, aber ich wollte keine voreiligen Schlüsse ziehen.

Gegen neunzehn Uhr machten wir uns auf den Weg zur großen Halle, da uns alle langsam der Hunger packte. Ich saß wieder bei Marie, ihrem Bruder, Samuel, Leo und einem weiteren Mädchen namens Ruby am Tisch; Jason und co waren etwas weiter hinten bei einer anderen Gruppe von Jungen geblieben, die ich nicht kannte. Das Essen ging schnell vorbei und verlief ohne weitere komplizierte Erklärungen dieser Welt, was ich sehr befürwortete. Das waren deutlich zu viele Informationen für zwei Tage, und ich hatte die Vermutung, dass es nicht weniger werden würden. Das Einzige, was Herr Sacallius noch zu sagen hatte, waren die Ausgangssperren, welche für uns bei elf Uhr lagen, und, dass wir uns doch bitte noch in unsere Aufenthaltsräume begeben sollten.

„Wir haben Aufenthaltsräume?", fragte ich Marie nachdem der Direktor sich wieder gesetzt hatte und der Nachtisch herein gebracht wurde. „Ja, in den Turmzimmern. Zieht sich dann praktisch durch die vier Stockwerke durch, zwei Stockwerke je Fraktion." „Wir haben hier Türme?" „Kann man so sagen, ja. Sind sie dir nicht aufgefallen? Die Enden des Gebäudes sind sechseckige Türme - insofern man sie Türme nennen kann, da sie genau so hoch sind, wie das Gebäude selbst." „Jetzt wo du es sagst...", meinte ich und mir fielen tatsächlich die sechseckigen Enden ein, die durchaus noch größer waren als die normale Struktur des Gebäudes.

Wir gehörten zu den Letzten, die die Halle verließen, teilten uns in unsere Trakte auf und Jason, Marie und ich liefen schließlich zu dem Turm, in dem wir uns trafen. Tatsächlich saßen und standen dort schon unzählige Schüler und Schülerinnen jeden Alters und unterhielten sich. Faszinierend, wie man die Klassen nach Stimmlage beurteilen konnte. Je Klasse waren etwa zwanzig Schüler hier, die Anzahl nahm allerdings ab und landete bei den oberen Klassen nur noch bei etwa 15, was es im ganzen auf ungefähr 140 Schüler brachte. „Sind das eigentlich viele Schüler für eine Fraktion?", fragte ich Marie, welche hektisch nickte. „Für Feuer sind hier extrem viele Schüler. In den anderen Fraktionen sind es nur etwa zwischen achtzig und hundert. Allerdings haben wir dieses Jahr auch ziemlich viele neue Erstklässler." „Und ist dieser Anstieg gut?" Wieder nickte sie. „Etwa sechzig Prozent aller Elemente waren oder sind nicht mehr existent, weil es einfach nicht genug potentielle Leute dafür gibt. Wenn dann neue Schüler mit neuen Elementen kommen ist das natürlich gut." „Ich war auch ein Element, das lange verschollen geglaubt war.", prahlte Jason. „Das wissen wir, Jason.", entgegnete Marie und setzte sich auf eines der schwarz bezogenen Sofas.

Im fast selben Moment betrat Miss Helai den Raum, ihre Haare, die ihr etwa bis zum Bauchnabel reichten, diesmal offen. Mit einem Räuspern bat sie um Ruhe, welche auch augenblicklich eintrat. Dann fing sie an zu sprechen: „Noch einmal ein herzliches Willkommen meinerseits, liebe Schüler und Schülerinnen. Ich hoffe, ihr habt die Ferien gut überstanden und seid auch gut hier angekommen, insbesondere die Erstklässler. Für die, die es noch nicht wissen, ich bin Miss Helai, Leiterin der Fraktion Feuer und Lehrerin für Drachenreiten, gemeinsam mit Herrn Farris. Wenn ihr irgendwelche Fragen oder sonstiges habt könnt ihr gerne immer zu mir kommen." Leichtes Geklatsche folgte, und sie sah freundlich lächelnd durch den Raum. „Auch möchte ich noch einmal betonen, dass das Licht mit dem Namen unserer Fraktion wieder bei uns ist - Gwendolyn, Feuer. Ich freue mich sehr, sie bei uns zu haben." Erneut Applaus. Wieso musste ich auch dauernd erwähnt werden?

„Es gibt ein paar Hausregeln, die ihr ab morgen beachten solltet. Nun, die Regeln, die nur unter der Woche gelten, sind die Ausgangssperre und das Verbot der Anwendung von Magie auf und außerhalb des Schulgeländes. An den Wochenenden sind diese Regeln teils aufgehoben. Die Ausgangssperre wird bis Klasse vier auf zwischen Mitternacht und ein Uhr verlängert, ab Klasse fünf fällt sie komplett weg. Wieso? Weil wir als Akademie euch nicht das Recht nehmen können und wollen, Freitag oder Samstag Abend weg zu gehen. Das Anwenden von euren Kräften ist auf dem Schulgelände erlaubt, in den geheimen Stadtteilen sind kleine Zauber erlaubt, insofern diese beherrscht werden, doch in der normalen Welt vor Menschen ist sie strikt verboten. Die Regeln, die immer gelten, sind der Verbot von Vandalismus und Gewaltakten auf dem Schulgelände sowie das übermäßige Konsumieren von starkem Alkohol, insbesondere bei Minderjährigen. Was rauchen angeht, auch das wird von uns nicht verboten. Hierbei zählt dasselbe wie immer, macht es wo und wann immer ihr wollt, aber lasst euch nicht erwischen, denn sonst droht euch ein Verweis." Sie zwinkerte kurz, während sie das mit dem 'nicht erwischen lassen' erwähnte, was mich zum grinsen brachte. „Wer die detaillierteren, und für mich gerade unwichtigen, Regeln auch noch wissen möchte, soll sich bei mir melden. Ich hoffe, ihr werdet euch auch dieses Jahr an diese Regeln halten. Soviel dazu. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit euch und entlasse euch hiermit wieder um den Rest eures freien Schultages zu genießen."


Feuerfunke *wird überarbeitet*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt