Kapitel 12

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„Schon lustig, wie nach fünfundzwanzig Jahren ein nichtsahnendes Mädchen hier auftaucht und es sich herausstellt, dass sie das verloren geglaubte Element ist.", schmunzelte Flo. „Wieso verloren geglaubt?", fragte ich irritiert. „Naja, jede Linie von Elementen setzt sich irgendwann fort, logischerweise meistens durch Vererbung.Feuer, Wasser, Erde und Luft sind die Größten und Wichtigsten Elemente, und da dein Element unerklärlicherweise jahrelang verschwunden war, drohte das Gleichgewicht zusammenzubrechen. Da es das aber nicht tat, war klar, dass es das Element noch irgendwo geben musste." „Ich bin aber sechzehn, und nicht fünfundzwanzig."„Deswegen ist unsere Welt umso mehr verwirrt. Das müsste bedeuten,dass Feuer tatsächlich neun Jahre nicht existent war, oder der Mord an der vorherigen Person nur vorgetäuscht gewesen war." Ich sah ihn an. „Wer war denn die vorherige Person?" „Jaques Geaudol."„Wie jetzt? Meine Eltern oder Großeltern waren nicht die Vorgänger?" Er schüttelte den Kopf. „Deine Eltern waren die Mächtigsten Lichter ihrer Zeit. Tatsächlich war dein Vater eine Zeit lang Schulleiter dieser Schule, ebenso wie dein Großvater,Urgroßvater, und so weiter, bis zu seinem Tod und ohne uns bekannte Weiterführung seiner Linie, da man dachte, du wärst auch bei dem Anschlag umgekommen. Daher hat Herr Sacallius diesen Posten übernommen, der beste Freund deines Vaters."

Meine Familie hatte jahrhundertelang diese Schule geleitet? Meine Eltern waren die mächtigsten Elemente ihrer Zeit? Wow.

„Und welche Elemente waren sie?", erkundigte ich mich. „Dein Vater war Herrscher über die Götter und Dämonen, und deine Mutter Herrin der magischen Wesen, wie etwa Drachen." „Das hat ja rein gar nichts mit Feuer zu tun...", stellte ich fest. „Ganz genau. Und nach den Nachforschungen unserer Regierung hat auch vorher niemand deiner Abstammung je Verbindungen mit Feuer eingegangen."

Ich war verwirrt. Wie konnte ich dann Feuer geerbt haben, wenn laut den Aussagen von Flo niemand in meiner Familie je das Feuer beherrscht hatte?

In Gedanken ging ich das Gespräch noch einmal durch, bis mich die Sache mit dem 'Herrscher über Götter und Dämonen' stocken ließ. „Warte mal. Wenn mein Vater über Götter und Dämonen geherrscht hat, heißt das, das wir Elemente mächtiger sind als die Götter?", fragte ich. Flo nickte und grinste dabei. „Hast du jetzt ein Bild von unseren Kräften vor Augen?" Hektisch nickte ich. Oh ja, das hatte ich.

Wie auf Befehl kam Jason die Treppe hinunter gelaufen und stellte sich vor uns. „Also, fertig für die Schulbesichtigung?", fragte er,worauf Flo ein genervtes Stöhnen von sich gab. „Müssen wir den letzten schulfreien Tag unbedingt mit einer Schulbesichtigung verbringen?" Jason nickte. „Madame sollte sich schließlich auskennen, bevor sie sich noch verläuft." „Wa- Madame?", warf ich ein, wurde aber nicht beachtet. „Komm schon, so leicht verlaufen kann man sich doch auch nicht..." „Du musst ja nicht mitkommen." „Denkst du, ich lasse dich noch länger, als du es eh schon tust, mit ihr allein? Vergiss es.", grinste Flo, ergänzte dann mit einem Blick zu mir: „Bevor er dich verschleppt.. oder so."„Idiot.", lachte Jason und boxte ihn. „Also kommst du jetzt mit oder nicht?", hakte er schließlich nach. Flo überlegte kurz, dann verneinte er und sagte dazu, dass er diese Zeit sinnvoller nutzen wollte, und verschwand in Richtung seines Traktes.

„Die Bibliothek im dritten und vierten Stockwerk lass' ich jetzt einfach mal aus, da wirst du schon noch hinkommen.", meinte Jason und lief die Treppe hinunter, worauf ich aufsprang und ihm folgte. „Hier unten ist die Krankenstation und die Ausgänge zum Schulhof, den man allerdings auch von außen erreichen kann.", erklärte er und tratdurch eine dieser Türen in den Schulhof, auf dem ein paar Schülergruppen herumstanden und sich unterhielten. Geradeaus war ein weiteres Gebäude, wie mir Herr Farris schon erklärt hatte, das vor seinem eigentlichen Eingang noch ein Stück Plateau hatte, mit zwei Säulen auf jeder Seite. Jason faselte was von „Im fünften Jahrhundert erbaut" und „Nicht so interessant, bekommst du irgendwann eh mit" und lief zwischen Alt- und Neubau hindurch, die schätzungsweise hundert Meter voneinander entfernt standen. Blickte man nun geradeaus, sah man eine Turnhalle, davor ein Sportplatz und sah man an der Außenfassade des Hauptgebäudes entlang erblickte man noch zwei oder drei weitere Sportplätze für diverse Sportarten.„Das hier -", sagte Jason mit einer demonstrativen Handbewegung,„Findest du auf der anderen Seite genauso wider, nur mit anderen Plätzen und einer Schwimmhalle. Bla bla, Schulgebäude muss ich dir auch nicht wirklich zeigen, siehst du morgen ja sowieso." Ergrinste wieder. „Stimmt es, dass da ein Observatorium ist?",fragte ich während Jason einen gepflasterten Weg an der Seite des Schulgebäudes entlang lief. Er zuckte mit den Schultern. „Wir hatten ein kleines, provisorisches Observatorium in der Nähe des Gewächshauses, das inzwischen aber nicht mehr da ist. Und Gerüchten zufolge soll dort wirklich ein neues gebaut worden sein, Marie sagt das ja auch. Und was ebenfalls dafür spricht, ist, dass seit dem dritten Semester letztes Schuljahr die Mensa bzw der Aufenthaltsraum aller Schüler im Hauptgebäude untergebracht ist – davor war er im Neubau. Also es spricht vieles dafür. Wieso fragst du?" Er schaute mich erwartungsvoll an. „Herr Farris hat mir ebenfalls gesagt, dass dort etwas ist, von dem er mir nichts sagen durfte. Deswegen hab ich gefragt." „Ach so."

Schweigen folgte und wir liefen stumm nebeneinander weiter, ein paar Stufen nach unten, dann bog der Weg nach Rechts ab und schlängelte sich indem Style die Anhöhe hinunter, während an diesen Wegen alle paar Meter eine Bank stand, vermutlich um die Aussicht zu genießen, die ein weite Tal zeigte, mit einem kleinen, kristallklarem Fluss der sich hindurchschlängelte und seinen Ursprung hinter einem Wasserfall in den Bergketten hatte. Auf der Bank, auf die wir soeben zuliefen,saßen drei Mädchen, alle blond, und unterhielten sich aufgeregt kichernd. Eine von ihnen erblickte uns, flüsterte ihren Freundinnen etwas zu, dann sprang die mittlere mit einem wütenden Gesichtsausdruck auf und lief energisch auf uns zu. „Yo, ehm-Heather?", versuchte Jason sie zu erkennen und erhielt keine drei Sekunden später eine Ohrfeige, deren Klang es schon in sich hatte.„Du mieses Arschloch! Es ist aus!", schrie sie ihn an, drehte sich dann zufrieden lächelnd um und setzte sich zurück zu ihren Freundinnen. „Hey, was?", murmelte Jason noch während ich ihn interessiert musterte, dann wieder sie, die sich mit überkreuzten Beinen und vor der Brust verschränkten Armen gesetzt hatte, dann wieder ihn, um schließlich in lautes Gelächter auszubrechen.„Charmant.", lachte ich und setzte meinen Weg fort. „Kleiner Rat, lass dich nicht auf ihn ein!", sagte das Mädchen zu mir als ich an ihr vorbei lief, wobei sie das „nicht" besonders betonte.Ich lächelte und sagte: „Keine Sorge, mach ich schon nicht. Toller Auftritt übrigens.", entgegnete ich, worauf sie mir ein Lächeln zuwarf, dann Jason erspähte, der nun ein paar Meter vor uns war und ihm nochmals zurief: „Ach übrigens, ich heiße Haley!"

Lächelnd und den Kopf schüttelnd holte ich Jason ein, der sich grinsend über die Backe rieb, die seltsamerweise nicht mal annähernd rot zu sein schien.

„Was war das denn?", fragte ich als wir den nächsten Treppenabsatz hinter uns hatten. Er stieß ein gleichgültiges „Pff." aus, dann sagte er gelassen: „Ist nichts neues. Meine Backe ist mittlerweile immun dagegen. Ich muss meinem Ruf doch gerecht werden." „Ruf als was? Frauenversteher?", meinte ich ironisch, worauf sein Grinsen nur größer wurde. „Touché, meine Liebe, aber nein. Drücken wir es so aus, ich -" Weiter kam er nicht, denn plötzlich stand Marie zwischen uns, eine Hand auf der Schulter des jeweils anderen,und ergänzte: „Größtes Arschloch der Schule, besser bekannt als Bad Boy, auch wenn das klischeehaft klingt." „Du schaffst es auch immer dann aufzutauchen, wenn es um Klatsch und Tratsch geht, oder?",lachte ich und streifte sanft ihre Hand von meiner Schulter. „Auf jeden Fall, ja! Egal um wen oder was es geht, ich bin deine Ansprechpartnerin Nummer eins! Ich hab Informationen über jeden,absolut jeden." „Sie ist fast wie ein Gespenst, das durch die Schule irrt und alles speichert, was irgendwann in irgend einer Form relevant sein könnte.", flüsterte Jason mir zu, obwohl Marie direkt zwischen uns stand, worauf er ein „Hey!" und einen leichten Schlag in die Seite erntete.

„Soso, Bad Boy also. Wieso mir das nicht aufgefallen ist..", meinte ich ironischerweise. „Vielleicht, weil du von meiner Ausstrahlung geblendet warst." „Sorry, da strahlt selbst Eduard, der Oberstreber aus der siebten mehr aus als du.", konterte Marie,worauf ich anfing zu lachen und bei ihr einschlug. „Was für ein Zufall, dass ich in meiner alten Schule sowie im Waisenhaus und so ziemlich in der ganzen Stadt denselben Ruf getragen habe.", grinste ich fordernd. „Wie, du bist 'ne Transe?", fragte Jason mitgespieltem Entsetzen. „Ja, ich seh' auch so unfassbar männlich aus, was?", entgegnete ich. Er hob eine Augenbraue, während Marie so aussah, als würde sie das gerade speichern – oder so ähnlich.„Du und ein Bad Girl. Glaub ich dir nicht. Ich wette, du kippst nach fünf Shots schon um." „Wollen wir wetten?", fragte ich vorwurfsvoll. „Mit Sicherheit. Diesen Freitag? Die Jungs und ich wollten eh runter nach Bruise. Marie, kommt du, dein Bruder und Samuel doch auch mit." „Was ist ein Bruise?", fragte ich. „Ein kleines Dorf, das alles Nötige für die Akademie beherbergt – so auch eine Kneipe, eigentlich für die Lehrer aber denen ist die relativ egal. Andere Frage, dein Wetteinsatz?" Ich überlegte,dann schnitt Marie mir das Wort ab indem sie sagte: „Ich steig ein– fünf Shots und zwei Gläser Whiskey- Cola." Ich lachte auf.„Ich sage acht Shots, zwei Gläser auf Ex, zwei Gläser Malibu –wenn es das hier gibt – und ein Glas Bacardi – immer 0.3 Liter."Den beiden klappte der Mund auf. „Das schaffst du nie und nimmer.",entgegnete Jason, worauf ich wieder lachte. „Kinderspiel, aber deswegen wetten wir ja. Der Verlierer zahlt den nächsten Ausflug in die Kneipe. Einverstanden?" Sie nickten. „Ich sag den Jungs sie sollen mit einsteigen. Sonst überleb' ich das vielleicht nicht.",sagte Jason, mehr zu sich selbst. 

Feuerfunke *wird überarbeitet*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt