Kapitel 31

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Ein Tag zu spät, tut mir leid!

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Der Himmel über uns wurde in helles blau getränkt, wurde wieder dunkler, mal lila oder rosa und wieder blau. Es sah aus, als würden Nordlichter dort tanzen, oder wie die zahlreichen Zeichnungen von Galaxien. Es war wunderschön.

Ich nahm Samuel das Tablett aus der Hand und legte es neben mich. „Du sollst das anschauen und nicht die ganze Zeit auf diesem Ding herumtippen.", meinte ich, legte meine Hand an seine Schulter und drückte ihn nach hinten, damit er sich hinlegte, was ich anschließend auch tat. Wir lagen dort bestimmt eine halbe Stunde und schauten schweigend die Sterne über uns an. Irgendwann in dieser Zeit hatte sich meine Hand wie automatisch in seine gelegt, und es hatte sich angefühlt, als hätte es so sein müssen. Dieser Moment hatte sich in meinem Kopf auf die Liste der 'Magischen Momente' gelegt.

Irgendwann ertönte eine Stimme aus Richtung des Pultes. „Herr Gaulus, sind Sie das?" Wir schreckten hoch und warfen uns einen „Oh fuck." Blick zu. „Ich glaube, wir sollten verschwinden.", flüsterte Samuel, stand auf und zog mich mit sich. „Herr Gaulus? Sind Sie im Observatorium? Melden Sie sich!"

Samuel legte das Tablett zurück, schloss den Boden und das Dach und zog anschließend den Schlüssel ab. „Ich komme jetzt rüber!", ertönte wieder die aufgebrachte Stimme. Stumm lachend stürmten wir die Treppen wieder herunter und bogen anschließend in eine andere Richtung ab, als wir gekommen waren. Gerade waren wir in ein weiteres Klassenzimmer getreten, ging hinter uns im Gang das Licht an und Schritte kamen näher. „Hey, wer ist da?", rief dieselbe Stimme wie eben im Observatorium schon.

„Komm schnell!", flüsterte Samuel und deutete in einen anderen Geheimgang, den er eben geöffnet hatte. Kaum waren wir darin verschwunden, öffnete sich die Tür zum Klassenzimmer und der Lehrer stürmte herein. Noch immer lachend liefen wir ein paar Meter den stockdunklen Gang entlang, bis wir außer Hörweite waren.

„Das lief ja gerade nochmal gut.", meinte Samuel und lief nun langsam weiter. „Kannst du laut sagen. Wohin gehen wir eigentlich?" „Würden wir jetzt im Schulgebäude auftauchen wäre das zu auffällig. Wir gehen in das Haus im Wald." „Okay. Sag mal, kann ich kurz etwas ausprobieren?", fragte ich und blieb stehen. „Was denn?" „Gib mir einfach deine Hand, ja? Wenn etwas passiert musst du mich wieder beruhigen." Ich spürte förmlich seinen skeptischen Blick, doch er reichte mir seine Hand. Die andere hob ich vor mich und fing an, mich zu konzentrieren. Zunächst passierte nichts, doch dann flammte tatsächlich eine kleine Flamme auf – Betonung auf kleine, keine gigantische Stichflamme. Sie war gerade so groß wie das Feuer auf einer Fackel, aber sie reichte, um den Gang etwas zu erhellen.

Ich schaute zu Samuel, der erstaunt auf die Flamme schaute. „Also im Vergleich zu gestern Mittag ist das ein großer Fortschritt. Wie machst du das?", fragte er und schaute mich an. Ich hob nur unsere Hände hoch und lächelte. „Das bist du. Anscheinend beruhigst du mich und ich bin nicht so aufgewühlt wie sonst."

Ich setzte den Weg fort und konzentrierte mich wieder auf das Feuer, damit es nicht eskalierte. Der Weg war länger und endete schließlich an einer Leiter. Hier musste ich das Feuer wohl wieder erlöschen lassen. „Ladies first.", sagte Samuel und wäre es nicht so dunkel gewesen, hätte ich geschworen er hätte nur auf meinen Hintern schauen wollen. Ich kam an die Oberfläche und bemerkte, dass wir aus einem Baum geklettert waren. Wie klassisch. Aber dennoch gut versteckt.

Das Haus war keine zwanzig Meter von hier und Samuel öffnete es wieder mit seinem Handabdruck. Automatisch wurden die Jalousinen herunter gefahren und anschließend schaltete er das Licht an. „Und was machen wir jetzt?", fragte ich schließlich. „Ich weiß nicht. Einen Film schauen? Weiter hinten gibt es eine Küche und ein Schlafzimmer mit Fernseher." „Ja, klingt gut.", antwortete ich und folgte ihm in den hinteren Teil des Hauses. Aus einem der Küchenschränke kramten wir noch eine Tüte Chips hervor, schalteten das große Licht wieder aus und betraten das Schlafzimmer. Gegenüber des Bettes nahm ein riesiger Plasmabildschirm die Wand ein und Samuel schaltete ihn ein. Ich schmiss mich mit der Schüssel auf das Bett, das angenehmerweise eine weiche Rückenlehne hatte.

„Welcher Film?", fragte Samuel und setzte sich auf die andere Seite. „Keine Ahnung, entscheide du." „Was klassisches?" „Im Sinne von?"„Ein Horrorfilm damit ich dich beschützen kann wenn es unheimlich wird?" Ich schleuderte ihm ein Kissen gegen den Kopf. „Wir werden ja sehen wer hier wen beschützt!", gab ich zurück und bekam sogleich das Kissen ins Gesicht. Er schaltete also einen Horrorfilm ein und setzte sich neben mich.

Die erste Hälfte des Films über machten wir unsere Späße über ihn, zuckten mal zusammen oder stopften die Chips in uns rein. Irgendwann wurde ich müde und sank weiter nach unten, nickte ab und zu kurz ein und schrak dann wieder hoch. „Bist du müde?", fragte Samuel leise. Ich schüttelte nur den Kopf, obwohl ich schon im Halbschlaf war. „Ne ne, ich doch nicht..", murmelte ich, drehte mich auf die Seite und legte den Kopf auf seine Brust. Ich spürte noch wie er die Decke ein Stück weiter hoch zog, anschließend den Arm um mich legte und mir über die Haare strich.


Ich lauschte seinem Herzschlag und schlief schließlich ein.

Feuerfunke *wird überarbeitet*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt