Kapitel 27

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Als ich am nächsten Morgen mit extrem starken Kopfschmerzen aufwachte, hatte ich ein Déjà-vu: Jason neben mir im Bett, den Kopf knapp über meiner Schulter und die Hand auf meinem Bauch. Mit dem Unterschied, dass ich diesmal keinen Stoff zwischen seiner Hand und meinem Bauch spürte. Leicht panisch und ohne Erinnerungen an den gestrigen Abend hob ich die Decke an, und musste mit noch mehr Panik feststellen, dass ich nackt war. Ein Blick nach links sagte mir, dass auch Jason nichts an hatte.

Scheiße. Was zur Hölle war passiert?

Ich erspähte meinen BH am Fußende des Bettes, hob meinen Oberkörper ein Stück an und sah unsere Klamotten quer durch den Raum verteilt. „Oh Gott...", sagte ich, ließ mich nach hinten fallen und klatschte mir die Hände aufs Gesicht. Neben mir ertönte ein Brummen, kurze Stille und dann erneut ein Brummen, dass ich nun als „Guten Morgen.." identifizieren konnte.

„Jason.", sagte ich bestimmt. „Hmm.", antwortete er und drückte sich näher an mich. „Jason!", wiederholte ich. Er hob den Kopf an. „Hm?", kam wieder, diesmal aber interessierter. Ich deutete, ohne meine Augen zu öffnen, in den Raum, bemerkte, dass er sich umdrehte, dann ebenso panisch wie ich zuvor die Decke hochhob, unsere nackten Körper sah, die Decke wieder nach unten schlug und ein leises „Fuck." von sich gab.

„Hast du 'ne Ahnung, was passiert ist?", fragte ich und setzte mich hin, die Decke nach oben gezogen. Er verneinte und hielt sich den Kopf, anscheinend war er auch verkatert. „Keinen blassen Schimmer.", fügte er hinzu.

Mein Blick schweifte durch den Raum und blieb an der kleinen Tablettenschachtel hängen, die ich vor ein paar Tagen von der Krankenschwester erhalten hatte. Ein Gedankenblitz durchfuhr mich, ich beugte mich etwas umständlich über Jason hinweg und griff nach seinem Shirt von vor zwei Tagen, das noch halb auf dem Bett lag. Ich schlüpfte kurz hinein; obwohl es mir mindestens vier Nummern zu groß war, damit aber wenigstens alles nötige verdeckte; sprang vom Bett auf und betrachtete die Schachtel.

Meine Erinnerung stimmte, es waren sogenannte Anti-Amnesia, eine kleine, praktische Erfindung unserer Krankenschwester, die dich bei Amnesie alles wieder wissen ließ. Ich las die Produktbeschreibung und musste mit einem grinsen feststellen, das ganz unten tatsächlich stand:„Hilft auch bei Filmriss.", mit einem Zwinkersmiley dahinter.

„Was hast du da?", fragte Jason. „Anti-Amnesia. Von Vivian.", erklärte ich und lief zurück zu dem Bett beziehungsweise dem Nachttisch daneben, auf dem eine Flasche Wasser stand. „Helfen auch bei Filmriss.", fügte ich hinzu und schluckte eine Tablette. Wirkungseintritt lag bei fünfzehn Minuten.

„Willst du auch?", fragte ich. „Die Frage ist, ob ich wissen will, was passiert ist.", murmelte Jason, setzte sich dann aber auf und hielt die Hand auf. Ich legte ihm eine Tablette in die Hand und reichte ihm das Wasser. Dann mussten wir eben nur noch warten.

Während wir das taten spekulierten wir darüber, was passiert sein konnte, und es taten sich die Wildesten Theorien aus. Die offensichtlichste Situation war nunmal die Tatsache, dass wir miteinander geschlafen hatten.

Nach ein paar Minuten setzte die Wirkung ein und der Abend rekonstruierte sich langsam.

Wir waren nachts um vier die Haupttreppe hochgetorkelt, Samuel und die anderen ab in ihre Zimmer, nur Marie mit in unsere Richtung. Kurz vor ihrer Tür hatte Jason mich gegen die Wand gedrückt und angefangen, wild mit mir rumzumachen, was ich erwidert hatte. Marie hatte einen belustigten Blick auf uns geworfen und war in ihrem Zimmer verschwunden. Kurz darauf hatte Jason mich am Hintern gepackt, hochgehoben und war mit mir in unser Zimmer getaumelt – ein Wunder, dass er nicht umgefallen war. Die Tür hinter sich geschlossen und mich dagegen gedrückt, nach und nach sämtliche Kleidungsstücke auf dem Weg zum Bett entfernt, und - das wars.

Wildes rumgeknutsche, bis wir letztendlich regelrecht von dem Alkohol umgeworfen wurden und dicht aneinander gedrückt einschliefen.

Fertig.

Erleichtertatmeten wir aus und fingen schließlich an zu lachen. 

Feuerfunke *wird überarbeitet*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt