05: Ein Rollkragen im März

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„Und? Die neue Maschine schon ausgeführt?", fragte Joey überschwänglich als er Setos, beeindruckend geräumiges, Büro im obersten Stockwerk betrat, zu dem er von einer der beiden Damen aus dem Foyer begleitet wurde.

Dieser sah nicht einmal von seinem Laptop auf und hielt ihm nur die Leine hin.
„Ich habe leider keine Zeit für zeitraubendes Geschwätz."

„Ja, sorry. Wollte dir ja nicht zu nahetreten. Bin schon weg."

Als er ihn so mit hängenden Schultern hinausschlürfen sah, hielt er ihn doch auf, bevor er wieder bei der Tür angekommen war.

„Ich werde sie wohl Mokuba zum Geburtstag schenken. Ich kann dem Ganzen irgendwie nichts abgewinnen."

„Schade eigentlich.
Siehst echt cool darauf aus.", grinste er.

Als Seto ihn daraufhin irritiert ansah, hielt er schützend die Hände vor. „Ähm... ist halt ne gute Werbung, wenn ein cooler Typ wie du, mit wehendem Mantel, damit herumfährt."

„Ich habe ohnehin keine Zeit für nette Sonntagsausflüge, Wheeler."
„Kannst ruhig Joey sagen."

„Kann ich. Möchte ich aber nicht."
„Oookay..."

Mann, Seto war echt ein schwieriger Typ. Dass irgendwann mal was zwischen ihnen laufen würde, könnte Joey sich wohl ein für alle Mal abschminken. Jedenfalls hatte er nicht den Hauch einer Ahnung wie er ihm näherkommen könnte, ohne dabei Gefahr zu laufen, sich eine einstweilige Verfügung einzuhandeln.

„Joey... So nennen dich auch Andere, oder?"

„Ähm ja. Alle nennen mich so.
Sogar mein Bankberater.
Ist ja schließlich auch mein Name..."

„Ich bin nicht 'Alle'.
Daran wirst du dich gewöhnen müssen."

„Ja, Boss.", lächelte Joey mit einem resignierenden Kopfschütteln.

„Seto reicht völlig."
„Huh? Das ist doch dein Vorname...?"

„Bei dem mich, außer meinem Bruder, niemand nennt. Hast du das Prinzip verstanden, Wheeler? Oder ist dir das zu hoch?"

Joey Augen wurden groß und sein Herz rutschte ihm in die Hose. Er konnte sich nicht daran erinnern je so gefühlt zu haben.

Dabei war das einfach nur sein Name.
Kein Kosename oder Ähnliches.
Genau genommen sein Nachname, der aus dem Mund anderer Leute eigentlich distanziert wirken sollte.

Seto jedenfalls ließ ihn so klingen, als sei er ein Synonym für 'Lieblingsmensch'.

Joey kannte diesen kühlen, abweisenden Typen erst seit etwas über einer Woche und schon löste er völlig unvorbereitet so ungeahnte emotionale Höhen und Tiefen in ihm aus. Doch am meisten überraschte ihn, dass er es scheinbar erschreckend schnell geschafft hatte einen Sonderstatus bei ihm zu erreichen.

Kaiba wirkte ansonsten nicht wie ein warmherziger Typ, der mal eben so einen Jungen aus dem Park ins Herz schließen würde. 

Wie er zwischendurch von Mokuba erfahren hatte, hatte Seto nicht einmal Freunde, was Joey ihm sofort abkaufte. Besonders viel Erfahrung mit zwischenmenschlichen Kontakten, die nicht auf etwas Geschäftliches herauslaufen sollten, schien er tatsächlich nicht zu haben.

Selbst mit ihm führte er ja momentan so etwas wie eine 'Geschäftsbeziehung'.
Obwohl Joey mehrfach darauf bestanden hatte, kein Geld zu wollen, weil er Horus echt gernhatte, ließ Seto es sich nicht nehmen ihn fürstlich mit Sofort- Überweisung dafür zu entlohnen.

In diesen 10 Tagen war wohl mehr Geld in seine Richtung geflossen, als in jeder anderen Anstellung oder 'Bekanntschaft' zuvor. Das schien wohl dessen eigenwillige Art zu sein, seine Zuneigung auszudrücken.

Jedenfalls wurde auch Horus regelmäßig mit allem verwöhnt, was man für einen Hund käuflich erwerben konnte:
Futter, Spielzeug, Sportprogramme, physiotherapeutische Massagen, Hundeschwimmen, Fellpflege...
Es gab wohl in ganz Domino wohl keinen gepflegteren Hund.

Und keinen gepflegteren CEO.
Zumindest bezweifelte Joey, dass er außer seiner gezupften Augenbrauen und den perfekt frisierten Haaren irgendwelche Körperbehaarung hatte, obwohl er wohl nie Gelegenheit bekommen würde, das zu überprüfen. Schließlich trug er sogar im März einen Rollkragenpullover.

Der CEO, sein HUND und ICH - #Puppyshipping (Joey x Seto Kaiba) FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt