11: Ein nasser Köter im Gourmet- Restaurant

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Ziemlich außer Atem kam er beim angegebenen Treffpunkt an.
Er war den ganzen Weg gejoggt.

Horus fand das klasse.
Er kam aus dem freudigen Wedeln und Hecheln gar nicht mehr heraus, welches nur noch wilder wurde, als er sein stellvertretendes Herrchen erblickte.

Auch Joeys Herz machte einen Satz, als er ihn in seinem noblen, silbernen Anzug sah. Doch er zeigte seine freudige Erregung nicht ganz so offensichtlich, wie sein vierbeiniger Freund.

Als er den Laden etwas näher betrachtete, vor dessen Eingang sie nun standen, wurde er plötzlich stutzig. „Ähm... da kann ich in diesem Aufzug unmöglich rein. Hättest mir vorher sagen müssen, dass du vorhast mich in solche fancy Schuppen mitzunehmen, dann hätt ich mir auch was Passendes eingepackt. Wobei... ich glaub nen Anzug besitz ich momentan gar nicht..."

„Bezahle ich dich etwa nicht ausreichend, dass du dir einen leisten kannst, Wheeler?"
„Doch! Natürlich! Ich hab bisher nur nicht-"

„Ich scherze nur...", unterbrach Seto dessen hilfloses Gestammel. „.. Deine Kleidung ist völlig irrelevant. Wenn sie mein Geld wollen, müssen sie auch mit meinen beiden Hunden vorlieb nehmen."

Schon wieder dieser Hunde- Vergleich.
Joey konnte sich ein stilles Augenverdrehen nicht verkneifen.

Mit Setos Hand an seinem schweißgetränkten unteren Rücken wurde er in das moderne, vermutlich sündhaft teure Establishment hineingeführt. Er konnte nicht anders, als sich schrecklich unwohl zu fühlen.

Wie viele Sterne hatten die?
10?

Kritisch wurde er von den wenigen, anwesenden Gästen beäugt. Sie alle waren schick zurechtgemacht und rümpften bei seinem Anblick echauffiert die Nase.

Er zupfte Seto am Ärmel. „Sollen wir nicht besser ne Pizza holen und uns draußen irgendwo auf ne Parkbank hocken, oder so?" „Mach dich nicht lächerlich."

Eine überschwänglich lächelnde Dame trat auf die Beiden zu und wies Ihnen einen Tisch im Séparée an.

Deswegen war es wohl auch egal wie Joey aussah, oder dass Horus dabei war:
In dem quadratischen, futuristisch eingerichteten, mittelgroßen Raum hatten sie ihre uneingeschränkte Privatsphäre.
Die Bestellung wurde per Funk aufgegeben und die Getränke von einem Roboter- Arm gereicht.

Was heutzutage alles möglich war...
Joey kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus, was Seto ein stolzes Schmunzeln entlockte.

Er wurde von Joey gebeten etwas für ihn zu bestellen, weil er selbst auf der Karte nur 'Bahnhof' verstand. Schon nach wenigen Minuten wurde der erste Gang gereicht:
Ein minimalistisch angerichtetes Soufflé mit Fischfüllung und Pilz- Garnitur.
Fast zu schön, um es zu essen.

„Das sieht mega aufwändig aus...",
bewunderte Joey.
„...Wie schaffen die das nur so schnell?!"

„Das sind Profis.", war Setos simple Antwort darauf, die im Grunde nicht wirklich aussagekräftig war.

Joey versuchte das Thema auf persönlicheren Smalltalk umzulenken, während er Horus Kopf auf seinem Schoß kraulte. „Wie lange hast du denn Pause?"

„Horus, sitz!", wies Seto ihn an, ohne Joeys Frage zu beantworten.

„Stimmt. Bei dir darf er ja nicht betteln..."
„Bei dir hoffentlich auch nicht!"

„Ähm..."
Joey kratze sich unschuldig am Kinn.
„...Kommt schon vor, dass ich schwach werde, wenn er so süß guckt..."

Daraufhin stütze Seto sein Kinn auf die Hand und sah ihn durchdringend an.
„Geht mir nicht anders..."

„Echt? Er bekommt bei dir echt ab und zu was vom Tisch?"
„Das ist nicht, was ich sagte."

Als Seto seinen bohrenden Blick nicht abwandte, schluckte Joey tief.

Es war plötzlich so merkwürdig heiß hier drin. Kaum auszuhalten. Seto Kaiba:
Geschäftsführer und Ver- führer.

„Wann... hast du heute denn 'Feierabend'?", hakte Joey nach, um sich darauf einrichten zu können, wann er später fällig war.

Seto war sicherlich keiner, der ein 'Nein' akzeptierte, oder sich hinhalten ließ.
Wenn Joey 'zicken' würde, müsste er vermutlich noch heute seine Sachen packen, also besser nichts riskieren.
Keine falsche Scheu!

„Wohl gegen 19 Uhr. Bis ich im Hotel eintreffen werde, etwa 20 Minuten nach, falls ich nicht aufgehalten werden sollte."

„Und wie lange hast du jetzt Mittagspause?"
„Solange ich möchte."
„Hä?"

Angestrengt rieb sich Seto das Nasenbein.
Er hatte befürchtet, dass diesbezüglich noch Erklärungsbedarf bestehen würde.

„Nun... die Aktionäre sind, wenn sie trinken und Schwätzchen halten, wohl nicht vor 15 Uhr zurück, bis die Mittags- Session beginnt."

„Huh? Solltest du dann nicht auch da sein?"
„Wäre sicher von Vorteil, doch momentan kann ich mich ohnehin nicht auf deren belangloses Geplänkel konzentrieren. Nicht, wenn es... verlockendere Alternativen gibt.", räusperte er sich verschämt.

„Du vermisst Horus ganz schön, wenn er nicht dabei ist, was?"

„Horus? Ähm... Ja, sicher..."

Entweder wollte es sein Angebeteter nicht verstehen, oder er ignorierte es mit voller Absicht. Waren ihm Setos Avancen etwa unangenehm?

Schließlich bestand die, nicht unerhebliche, Option, dass Joey hetero war und tatsächlich nur deshalb niemals ablehnte Zeit mit Seto zu verbringen, weil er lediglich dessen Hund extrem gern hatte. Was ja offensichtlich auf Gegenseitigkeit beruhte.

Horus wich Joey während des gesamten Aufenthalts keinen Millimeter von der Seite und schmiegte immer wieder seinen Kopf zwischen seine Beine.

Was gäbe Seto darum zu tauschen?
Sich von Joeys Fingerspitzen zärtlich das Ohr kraulen zu lassen, anstatt ihm hier, auf fast einem Meter Abstand, gegenüberzusitzen und sich jeden Blick und jedes Wort zweimal überlegen zu müssen.

Wieso war nur alles so mühselig?
Seto hasste jede Sekunde, die er mit diesen aufkeimenden Gefühlen allein gelassen wurde.

Es war unangenehm sie zu haben, unangenehm sie zu zeigen und noch unangenehmer sie zurückzuhalten. 

Der CEO, sein HUND und ICH - #Puppyshipping (Joey x Seto Kaiba) FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt