14: Vergangene Eskapaden

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Die Nacht verging.
Der Tag verging

Recht ereignislos, da Seto zu tun hatte.
Diesmal hatte es für Seto wohl keine gute Gelegenheit gegeben sich für eine Weile davonzustehlen, wie es gestern der Fall gewesen war.

Joey hatte, wie immer, brav auf ihn gewartet und ihm auch nicht geschrieben. Das tat er nie. Aus Angst darüber aufdringlich zu wirken.

Aber waren sie über diesen Punkt nicht längst hinaus?

Schließlich hatte Seto sich, als er zurückkam, nach einem kurzen Aufenthalt im Badezimmer tatsächlich direkt ausgezogen und sich zu ihm ins Bett gesellt. „Ich bin leider zu müde, um noch-", entschuldigte er sich.

„Shhht.", wurde er von Joey unterbrochen, der sofort unaufgefordert den Fernseher und das Licht ausschielt, „Mach dir keine Gedanken. Schlaf einfach."

„Das sagt sich so leicht, nach einem so langen Tag..."

„Kann ich irgendwas machen, was dir hilft dich zu entspannen?"
„Sicher kannst du das."

„Und was? Soll ich dich massieren oder so? Ich kann das eigentlich ganz gut..."
„Kann ich mir lebhaft vorstellen, doch das hier reicht vollkommen..."

Völlig überraschend legte Seto daraufhin im Dunkeln den Arm um ihn und legte seinen Kopf auf dessen Brust.

„...oder bin ich etwa wieder zu aufdringlich?", fragte er stichelnd.

„Ne Ne Quatsch, das bist du nie."
Aufmunternd streichelte Joey ihm durchs weiche, nussbraune Haar.

„Gestern sagtest du, du hättest dich durch mich bedroht gefühlt."

„Bedroht? Etwa wegen dem Sex? Ne, das hat mich nicht gestört. Überhaupt nicht. War ja eh nur ein Missverständnis. Aber auch wenn's keins gewesen wäre. Alles cool."

Auch ohne etwas zu sehen, konnte Joey erahnen, dass er gerade irritiert zu ihm hinaufsah. Also erklärte er sich widerwillig:
„Das wollt ich dir eigentlich gestern schon sagen, aber da hat's nicht gepasst, also..."
„Also was?"

„Also ich weiß nicht wie's bei Anderen ist, aber bei mir, also... mir tut das nicht weh. Also Sex. Im Gegenteil. Wenn man einigermaßen vorsichtig ist, hab ich das eigentlich ganz gern... Das sollte jetzt aber keine Aufforderung sein! Sorry!"

„Mir ist bewusst, dass Hetero- Verkehr nicht schmerzhaft ist, Wheeler. Du musst mich für ernsthaft beschränkt halten. Was ich gestern angemerkt hatte bezog sich lediglich auf-" „Ich mein dasselbe! Hab schon verstanden, worum es ging, keine Sorge."

„Fein, aber wie willst du das beurteilen?"
„Na, aus eigener Erfahrung eben."

„Wie hat sich DAS denn ergeben?!"
Die Tonlage seiner Frage konnte man kaum einordnen.

Interessiert?
Spöttisch?
Enttäuscht?
Skeptisch?

„Naja... also... eigentlich hat das recht früh angefangen. Als Teenie probiert man eben so einiges aus."
„Ich hoffe doch einvernehmlich..."
„Klar. Wobei... wenn du ihn jetzt fragen würdest, würd er vermutlich behaupten ich hätt ihn gezwungen.", lachte Joey.

„Wer?"
„Ach, Tristan eben. Weißt ja wie er ist.
Aber sag ihm bloß nicht, dass ich dir das erzählt hab! Ist ihm irre unangenehm."

Stille.

Joey räusperte sich.
„Das... hatte sich eben so ergeben.
Wir waren 13 oder so und haben uns eben für das alles interessiert, aber die Mädels haben sich alle so geziert. Verständlich in dem Alter, was? Und weil wir halt wissen wollten, wie sich das so anfühlt, haben wir das eben so probiert wie's halt ging.
Mit unseren begrenzten Möglichkeiten. Tristan hat's gehasst, aber ich fand's eigentlich gar nicht so übel."

„Und seither bist du...?"
„Meinst du schwul?"
Er konnte auf seiner Brust fühlen, wie Seto nickte.

„Ähm... nicht ganz, also... Frauen mag ich schon auch. Aber manchmal fehlt mir da auf Dauer schon so ein bisschen was.
Also hinten hab ich's eigentlich irgendwie lieber. Zumindest ab und zu brauch ich das, wenn's irgendwie geht. Sorry, falls das alles n bisschen too much information ist..."
„Nein. Ist durchaus aufschlussreich."

„Willst du sonst noch was wissen?"
„Wie ist es mit deinen letzten Partnern dazu gekommen?"
„Männliche oder weibliche?"
„Männliche."

Nun stand die Frage im Raum, ob er das für sich selbst frage, oder weil er mehr über seinen neuen Kumpel herausfinden wollte, um ihn vollumfänglich zu verstehen...

„Naja... meistens geht man dafür eben wohin, wo's keine Missverständnisse gibt. Man sieht es ja den meisten Menschen nicht an. Also übers Netz oder man geht in spezielle Bars. Und da flirtet man dann halt eben, wie man es auch mit ner Frau tun würde..."

„Hast du je mit mir geflirtet?", fragte Seto plötzlich, was Joey für einen Moment aus dem Konzept brachte. „Ähm- Äh- natürlich nicht! Du brauchst bei mir echt keine Angst haben. Ich plane nichts, oder so."

„Also kein Interesse?"
„Ne, keine Angst."
„Angst existiert in meinem Wortschatz nicht."

„So meinte ich das auch nicht.
Mach dir einfach keine Sorgen, dass ich irgendwas in die Richtung von dir erwarte."
„Gestern klang es so, als seist du dieser Möglichkeit gegenüber durchaus aufgeschlossen..."

„Ja, tut mir leid. Da war ich wohl ein bisschen vorschnell."
„Was hat sich verändert?"

„Ich mag dich eben. So ne körperliche Sache steht da auf kurz oder lang immer im Weg."

„Also zum Mitscheiben: Du willst es NICHT mit mir tun, weil du mich magst?"
„Genau."

Das ließ Kaiba an dieser Stelle so stehen, obwohl er nun weit verwirrter war als zu Beginn dieser Unterhaltung.

Jetzt beneidete er nicht länger nur seinen Hund. Nein, jetzt kamen auch noch die, offenbar zahlreichen, vergangenen oder womöglich gegenwärtigen, Sexualpartner seines Golden Retrievers hinzu.

Wieso war er der Einzige, der nicht durfte?
Er sagte doch, dass es ihm grundsätzlich gefiel? Er konnte sich einfach keinen Reim darauf machen.

Vermutlich hätte er das mit dem Küssen tatsächlich unterlassen sollen. Dabei hatte er vermutlich nicht gerade Lust auf mehr geweckt.

Vermutlich war er wohl einfach nicht sein Typ. Dabei war er doch ähnlich gebaut wie dieser Tristan. Musste wohl etwas Persönliches sein.

Seine weltfremde Art, die er an ihm schon so häufig kritisiert hatte, war wohl 'süß', aber eben scheinbar nicht gerade sexy.

Sollte er aufgeben?

Joey war mittlerweile unter ihm eingeschlafen. Er konnte seine regelmäßige Atmung und seinen Herzschlag hören.

Würde es vielleicht fürs Erste genügen ihm so nah zu sein?

Oder wäre das auf Dauer mehr süße Folter als Genuss?

Der CEO, sein HUND und ICH - #Puppyshipping (Joey x Seto Kaiba) FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt