Ulgur und der Schwarze Korsar nahmen am Tisch in der Kabine Platz. Der große, rotbärtige Mann ergriff zwei Becher und eine verschlossene Flasche, entkorkte sie und ließ goldene Flüssigkeit in die beiden Becher laufen. Den einen schob er zu seinem „Gast" hinüber.
„So," sagte er. „Und nun plauderst du mal hübsch darüber, wo du die 15.000 gelassen hast."
Der Korsar ergriff den Becher, und nahm gemächlich einen großen Schluck. „Woher weißt du, dass es sie noch gibt?" fragte er. „Ich muss dich enttäuschen: Sie liegen zusammen mit meinem Schiff auf dem Meeresgrund."
Ulgur beugte sich vor. Seine engelsblauen Augen funkelten gefährlich. „Das will ich nicht hoffen. Für dich, mein Lieber. Denn dann hätte ich nun wirklich gar keinen Grund mehr, dich am Leben zu lassen."
Der Schwarze Korsar lachte. „Wie kommt es nur, dass man mir so oft keinen Glauben schenkt?"
Ulgur griff nach der Flasche, und goss beiden ein wenig Premer Feuer nach. „Sieh mal," meinte er in versöhnlichem Tonfall. „Du hast nun wirklich nichts mehr von dem ganzen Zaster, wenn du tot bist. Und weißt du, sterben kann man auf die eine oder die andere Weise. Aber ja, klar weißt du das. Du warst immer schon ein gewitztes Kerlchen. Und vielleicht bekomm ich ja sogar so gute Laune, wenn ich das Gold sehe, dass ich dich überleben lasse?"
Der Korsar trank erneut einen Schluck. „Einwandfrei, dein Premer," bemerkte er anerkennend. „Aber woher willst eigentlich wissen, dass ich die Wahrheit sage, wenn ich dir jetzt eine schöne Geschichte über das Gold erzähle?"
Ulgur verzog das Gesicht. „Hör' auf mit den Spielchen. Wir sind doch beide nicht den ersten Tag im Geschäft. Natürlich bleibst du am Leben, bis ich das Gold in Händen halte. Darauf kannst du dich nun wirklich verlassen, bei Hrangars schuppigem Leib!"
Der Schwarze Korsar seufzte. „Nun gut. Aber wenn das so lange dauert, solltest du die Freundlichkeit besitzen, mir ein Essen auszugeben, mein Bester. Unsere Ernährung die letzten Tage war nicht ganz optimal, und der Hunger schlägt mir wahrhaftig aufs Gedächtnis. Ich bin nicht sicher, dass mir die genauen Koordinaten einfallen werden."
„Deine Dreistigkeit wirst du wohl bis zuletzt nicht verlier'n?"
„Kaum." Der schwarze Korsar lächelte.
„Also, ich lass uns ein Essen kommen. Aber dann erwarte ich wirklich, dass du ein wenig entgegenkommender wirst."
„Aber natürlich, mein Bester." Der Korsar lächelte freundlich. „ich weiß, wann ich verloren habe."
Und zum ersten Mal sah auch Ulgur zufrieden aus.
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Perlenmeer Teil 2: Efferd
AbenteuerSoll man einem nachweislich schuldigen, zum Tode verurteilten Verbrecher das Leben retten, wenn man die Gelegenheit dazu erhält? Mit dieser Frage mussten sich einst zwei junge Rollenspielerinnen auseinandersetzen. Sie bildete den Kern eines kleinen...