Epilog

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»Der Drücker ist übrigens von Oma«, kläre ich Len auf, nachdem ich sie in eine fette Umarmung gezogen habe und nun schon auf dem Weg ins Wohnzimmer bin. Ich kann mir ihren verdatterten Gesichtsausdruck gut vorstellen. Mich bringt es zum Kichern. Sie darf auch mal im Unwissen sein. Oder nicht?

Die Rufe und Schreie sind verklungen. Und dennoch erschüttert es mich nach wie vor. 
Es muss weichen – Die Verwirrung soll gehen, etwas Schönes erscheinen. 
Das Grauen hat ein Ende. Die Fratze ist passé. 
Dafür sorge ich gerade. 
Im Rahmen am gleichen Platz hängt nun das Foto meiner Oma mit Daniel und Flecki. 
Nie wieder diese Stille.

Ein Anfang ist getan. Alles Weitere wird – beziehungsweise muss – folgen. Das weiß ich. Das werde ich angehen. Für Oma, für Daniel, für Len und auch für mich. Das möchte ich. 

Ich spüre durchweg Lens Blick auf mir.

»Was hat das alles zu bedeuten?«, fragt sie, als ich fertig bin.

»Na, wenn wir hierbleiben, sollte schon ein bisschen Veränderung her. Und mit diesem Bild hätte ich es nicht eine Sekunde länger ausgehalten.«

»Wir bleiben hier?« Sie kann es noch so sehr versuchen, ich sehe ihr Strahlen.

»Das möchtest du doch, oder nicht?« Es ist eine rhetorische Frage. Ich weiß, wie gern sie hier wohnen wollen würde.

»Ja klar.« Len presst ihre Lippe aufeinander. Es scheint, als wolle sie keinen voreiligen Freudenschrei rauslassen wollen. »Aber sicher, dass du das auch willst? Also möchtest du das wirklich?«

»Ja. Jetzt schon. Du hattest recht. Wir sind hier genau richtig.« An unserem Platz.

Len kann nicht mehr an sich halten und schreit vor Freude los. Sie kommt auf mich zu und nimmt mich stürmisch in die Arme.

Ich atme tief ein. Ja. Wir sind hier – ich atme ruhig wieder aus – richtig. 

wir sind hierWo Geschichten leben. Entdecke jetzt