Kapitel 26

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POV Zayn

Triggerwarnung: Selbstmordgedanken, Selbstverletzung, Panikkattacken

Welcher Tag es war? Keine Ahnung. Mein Wecker klingelte jedenfalls.

Ich drehte mich auf die andere Seite. Gleich würde Liam den Wecker ausmachen und mich wachrütteln. Doch als mein Wecker immer weiter klingelte, blickte ich auf.

Das Bett neben mir war leer. Er war wohl schon in der Uni. Zittrig schaltete ich meinen Wecker aus und schlurfte ins Badezimmer.

Ich blickte in den Spiegel. Wer war das? Die Person, die da zurück starrte? Das war doch nicht ich.

Ich hatte so tiefe Augenringe, dass ich aussah als hätte ich die ganze letzte Woche durchgemacht und war so blass, wie ein Vampir. Außerdem sah ich abgemagert aus. Ich hatte nichts gegessen, wenn Liam nicht da war. Wenn er nicht da war und Gigi gerade keine Zeit hatte, dann tat ich nichts wirklich. Ich saß meistens nur da und starrte in die Leere.

Plötzlich sah ich wieder, wie die Wände enger wurden. Ich atmete schwer. Ich bekam nicht genug Sauerstoff in meine Lungen. Ich wusste, was helfen würde. Auch wenn es nicht gut war.

Ich öffnete den Schrank im Badezimmer und zog eine Rasierklinge heraus. Ich glaube sie hatte mal Liam gehört, bevor ich sie umfunktioniert hatte.

Es war schon fast wie ein Ritual oder so geworden, als ich die Klinge ansetzte, über den ganzen anderen Narben und schnitt. Nicht so fest, wie manchmal. Jedenfalls spürte ich es schon lange nicht mehr.

Aber ich wollte es spüren. Also setzte ich nochmal an und schnitt tiefer. Und noch tiefer. Eine Pfütze Blut sammelte sich auf dem Badezimmerboden. Wenigstens bekam ich wieder besser Luft.

Es klingelte. Ich zuckte so stark zusammen, dass ich mit dem Kopf gegen die scharfe Kante des Schrankes stieß. Mein Herz pochte so schnell, dass ich Angst hatte es könnte jede Sekunde stehen bleiben.

Wenn das Liam war... dann würde er es wissen. Dann wäre alles vorbei. Ich hörte den Schlüssel in der Tür. Mir wurde schwindelig und ich taumelte zum Waschbecken. Ich ließ das Wasser laufen. Wenn er denken würde, ich würde Zähneputzen oder duschen oder so würde er sicher gehen, warum war er überhaupt hier?

Ich würde ihm wieder so viele Sorgen bereiten. Und er musste sich aufs Studium konzentrieren. Wäre es nicht sowieso für ihn am Besten, wenn ich nicht mehr da wäre? Ich hörte Schritte näher kommen. Und ich ließ fast aus Reflex meinen Kopf wieder gegen die Kante des Badezimmerschrankes donnern. Ich sah Sterne und meine Beine gaben nach, als ich versuchte, wieder nach der Rasierklinge zu greifen.

„Zayn?", hörte ich eine bekannte Stimme.

Aber es war nicht Liam. Es war Gigi. Mein Atem ging schnell. Es war Gigi... es dauerte etwas, bis diese Information bei mir ankam.

Sie sollte gehen. Einfach gehen und mich alleine lassen. Sie sollte mich nicht so sehen müssen. Ich hörte wie sie versuchte die verschlossene Badezimmertür zu öffnen.

„Zayn, bitte, sag das es dir gut geht!", sagte sie besorgt.

Ich musste ihr sagen, dass alles gut war, dann würde sie gehen! Ich nahm meine letzte Kraft zusammen und holte tief Luft.

Doch es war mehr ein Reflex, dass ich schluchzte: „Nein...nichts ist gut..."

Ich hätte mich wieder schlagen können. Jetzt dachte sie ich wäre schwach... das sollte sie nicht.

„Omg, Zayn, kannst du die Tür öffnen?"

„Nein", brachte ich immer noch vom Boden aus hervor.

Alles drehte sich so schrecklich schnell.

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