2 Starts Today

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Song: "Starts Today" - Summer Kennedy

༺Cayden POV༻

Entnervt haute ich auf die Schlummertaste meines Weckers. Und gleich noch ein zweites Mal, als das nervige Geklingel nicht aufhörte. Genervt versteckte ich meinen Kopf unter dem Kissen und haute noch ein drittes Mal auf meinen Wecker.
Kurz war es still. Ich wollte mich gerade umdrehen, da fing es wieder an zu klingeln.

Schon komplett fertig mit meinen Nerven richtete ich mich auf, schmiss das Kissen neben mir gegen die Wand und durchbohrte den gottverdammten Wecker mit meinem besten Todesblick, nur um dann feststellen zu müssen, dass nicht mein Wecker dieses nervtötende Geräusch verursachte.
Ich stand auf und tapste auf meinen Schreibtisch zu, der neben meinem Bett das einzige ist, was in meinem Zimmer schon fertig aufgebaut ist. Ich hatte schlicht und ergreifend einfach noch keinen Bock mein Zimmer einzurichten. Ich konnte einen tiefen Seufzer nicht verhindern, dann schnappte ich mir mein Handy und ging ran.

„Na endlich, Cayden! Ich dachte schon dir ist was passiert als du nicht rangegangen bist!" Veronica. Wer auch sonst. „Mir geht's gut. Ich hab noch geschlafen, weißt du? Andere Leute wachzuklingeln ist nicht besonders nett." Vee hatte verdammtes Glück, dass sie sich meine beste Freundin nennen darf. Jeder andere, der es gewagt hätte mich fünfzehn Minuten vor meinem Wecker zu wecken, hätte die verbale Abreibung seines Lebens bekommen.

Vee ging gar nicht weiter auf mein Gejammer ein. Sie quatschte mich schon fleißig voll. „Heute ist dein erster Schultag an einer neuen Schule. Denk an unseren Plan: 1. Mach dich beliebt bei den Lehrern. 2. Such dir ganz viele Freunde, aber keine neue beste Freundin! 3. Finde deinen verdammten Traumprinzen!"
Ach ja der Traumprinz. Sie hatte schon in den Wochen vor unserem Umzug von nichts anderem gesprochen. Ich hatte ihr jedes Mal versichert, dass mein Leben kein Film ist und mir nicht zufälligerweise an der neuen Schule ein supersüßer Kerl über den Weg laufen wird, der ebenfalls ganz zufälliger Weise schwul ist.
„Vee, das ist dein Plan, nicht meiner. Mein Plan besteht darin, mich dem Football Team anzuschließen und einen guten Abschluss zu machen. Das war's . Kein Traumprinz."

Ich ließ mich rücklings auf mein Bett fallen und betrachtete die Umzugskartons die in meinem Zimmer verteilt standen. Vielleicht hätte ich die letzte Woche doch dazu nutzen sollen, mein Zimmer einzurichten ...
„Und, bist du nervös?" Ich muss irgendwann abgeschaltet haben, aber ihre Frage bekam ich noch mit. „Nicht so nervös wie ich sein sollte." Was sogar wahr war. Das einzige was mir wirklich Sorgen bereitet war, dass meine neuen Klassenkameraden allesamt homophob sein könnten. Ich bin zwar niemand der ununterbrochen mit einer Regenbogenfahne durch die Gegend rannte, aber jeder, der wirklich aufmerksam war, sollte meine Sexualität bemerken.

Im nächsten Moment bekam ich einen verdammten Herzinfarkt. Mein Wecker klingelte. Ich hatte das Drecksding schon komplett vergessen. Mit Vee vergeht die Zeit immer dreimal so schnell. „Was war das?" tönte schon ihre besorgte Stimme aus dem Smartphone-Lautsprecher. „Nix, hab mich nur erschrocken. Der Wecker hat geklingelt." Ich schaltete den Wecker aus und stellte ihn zurück auf den Kartonstapel neben meinem Bett.
„Tja Prinzesschen, das heißt dann wohl raus aus den Federn." Eine Antwort grummelnd erhob ich mich. „Ach, und Cayden, denk dran: sei bitte optimistisch! Der erste Schultag nach den Sommerferien kann immer ein Neuanfang sein. Aber mit einer neuen Schule hast du den Jackpot! Hab dich lieb, du Nerd." Dann legte sie auf. Ich konnte nichtmal mehr gegen die Bezeichnung Nerd protestieren.

Still in mich rein grinsend kramte ich mir einen Satz Klamotten aus einem der Kartons und schlurfte ins Badezimmer.
Vee hatte recht. Hier konnte ich eine ganz neue Version meiner Selbst sein. Wer weiß? Vielleicht ja sogar der echte Cayden.
Fertig geduscht und mehr oder weniger gestylt betrachtete ich mich im Spiegel. „Alles wird gut. Du wirst sehen!" wiederholte ich Vees Worte und grinste mein Spiegelbild aufmunternd an. Nicht einmal ein Gedanke an Dad konnte mir heute einen Strich durch die Rechnung machen.

Schon als ich das Badezimmer verließ und mich auf den Weg nach unten machte, stieg mir der köstliche Geruch von Mums Pancakes in die Nase.
Wer einmal ihre Pancakes gekostet hatte, wollte nie wieder etwas anderes essen. Wie ferngesteuert folgte ich dem Pancakegeruch in die Küche, wo meine Mum und Alli schon auf mich warteten. Ich setzte mich an den Tisch und schob mir den ersten Pancake in den Mund.
„Cayden, vergiss bite nicht zu kauen." Ich nickte und verschluckte mich noch im selben Moment. Mum klopfte mir auf den Rücken und gab mir ein Glas Wasser, während von Alli nur ein schadenfrohes Kichern kam.
Als der nette große Bruder, der ich nunmal bin zeigte ich ihr, sobald ich mich von meinem Hustenanfall erholt hatte, meinen Mittelfinger, begleitet von meinem charmantesten Lächeln. Mum hate es nicht gesehen, zu meinem Glück.

Jetzt lächelte sie uns wieder an. „Na, ihr zwei, schon aufgeregt?" Ich gab mit vollem Mund einen Laut von mir der Nö heißen sollte. „Bestimmt ist er nicht aufgeregt weil er Raffi dabei hat." Ich schaute Alli für diesen Kommentar nur böse an, weil mir ohnehin kein guter Konter einfiel. Mum wandte sich Alli zu. „Und bei dir, Schätzchen?" Alli zögerte kurz, dann nickte sie. „Ich hab immerhin kein Raffi." Empört schaute ich sie an, und verschluckte mich beinahe ein zweites Mal an diesem Morgen. Raffi war meine Plüschgiraffe. Der Name ist nicht sonderlich kreativ, aber so war ich nunmal. „Wenn es dich interessiert: Raffi liegt oben in meinem Bett."
Ich sah Alli an ihrem Blick an das sie noch was gemeines sagen wollte, wahrscheinlich über mein Liebesleben. Aber sie verkniff es sich.

„So ihr zwei, na los! Sonst kommt ihr noch an eurem ersten Tag zu spät in die Schule.", sagte Mum fröhlich lächelnd und klatschte in die Hände.
Zehn Minuten später saßen wir alle im Auto und Mum fuhr langsam von der Auffahrt. Weil heute unser erster Tag an einer neuen Schule und zusätzlich auch noch Allis erster Tag an der Highschool war, hatte Mum darauf bestanden Taxi zu spielen.

Fünfzehn Minuten und einige rote Ampeln später hielten wir vor einem großen Gebäude, das unverkennbar eine Highschool war.
„Okay, Okay! Noch ein schnelles Foto!" Ich hatte erwartet, dass sie damit Alli meinte und ich verschont bleiben würde, aber Pustekuchen. „Cayden du auch!" Ich seufztte und stellte mich neben meine kleine Schwester.  Aber ich ließ es über mich ergehen, genauso wie das fröhliche Gedudel im Radio auf der Fahrt und Mums spontanes Solo. Es war ein wunderschöner Morgen und meine Laune war genauso gut wie das Wetter und auch Mum strahlte mit der Sonne um die Wette.
Sie knipste einige Fotos von uns, bevor sie uns nochmal umarmte und uns beiden einen Kuss auf den haselnussbraunen Schopf drückte. Ich ließ auch das über mich ergehen, Alli wiederum quiekte auf.

Ich lächelte einmal ehrlich, dann legte ich meiner Schwester einen Arm um die Schulter und drehte sie von Mum weg, bevor eine von beiden noch sentimental wurde.
„Komm schon Schwesterherz, lass uns unsere Stundenpläne holen." Und so machten wir uns auf den Weg ins Sekretariat.

Die erste Stunde - Geschichte- verlief ganz gut. Ich musste mich zwar vorstellen, schaffte es aber mich nicht zu blamieren. In der Pause danach belagerten mich sämtliche Schüler. So ziemlich jeder wollte den Neuen sehen. Als ich Alli auf dem Schulflur über den Weg lief, ging es ihr nicht anders. Auch die Mathestunde verlief ruhig. Ich saß neben Tony in der dritten Reihe. Er war so nett gewesen mich und Alli zum Sekretariat zu führen und ich denke, wir sind auf dem besten Weg Freunde zu werden.
Als es läutete machten wir uns auf in die Kantine. Vorher gab es jedoch noch einen Abstecher zu meinem Spind, damit ich in Ruhe mein Mathebuch verstauen konnte.
Im Nachhinein wünschte ich mir ich hätte es nicht getan.

Als ich nämlich Tonys Stimme hinter mir hörte, drehte ich mich um, machte einen Schritt in seine Richtung...und rannte geradewegs in einen Jungen mit schwarzen Haaren. Er stolperte zurück und ließ seine Bücher fallen.

Einige der Umstehenden begannen zu lachen.
Das war mir in diesem Moment aber herzlich egal. Sollten sie doch über mich lachen.
Ich wollte mich entschuldigen und meinem Gegenüber helfen seinen Kram wieder aufzusammeln.
Aber er fauchte mich nur an. „Pass doch auf, du Idiot!" grüne Augen blitzten mich an. „Sorry war keine Absicht..." weiter kam ich mit meiner Entschuldigung nicht. Er knurrte nur„Jaja, ist klar." und machte sich aus dem Staub.

Ein großer blonder Kerl und sein Rudel brüllten ihm nette Bezeichnungen hinterher, von denen Freak und Loser noch die harmlosesten waren.
Aber ich hörte nicht genau hin. Mir schwirrte eine ganz bestimmte Frage durch den Kopf.

Was zur Hölle war das eben?

...I Love You. |boyxboy|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt