28 Say Something

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Song: Say Something - A Great Big World, Christina Aguilera

༺Jay POV༻

Ich sah überall hin. Auf meine Hände, aufs Lenkrad, aus dem Fenster, nur nicht zu ihm. Und dass, obwohl ich seinen brennenden Blick auf mir spürte, der nach Antworten verlangte. Aber ich wollte seine Fragen nicht beantworten, nicht heute. Doch die Natur schien einen anderen Plan zu haben als ich. Denn der plötzliche Regen hielt uns im Auto, ohne eine Möglichkeit für mich, der Wahrheit zu entkommen.

Mein Seufzen durchbrach die Stille, die das Prasseln des Regens draußen im inneren des Wagens erzeugte. Ich schloss gequält die Augen, legte den Kopf in den Nacken. Die Wahrheit lag im Angesicht seiner Bemühungen mich zum Reden zu kriegen schwer auf meinen Schultern. „Erzähl schon.", flehte er leise und nahm sanft meine Hand in seine. Ein stilles Versprechen, dass er mich nicht verurteilen würde. Seufzend öffnete ich die Augen wieder und sah ihn an. Er blickte zu mir auf, wie ein kleines Kind vorm Schlafengehen, das sich eine Gute-Nacht-Geschichte wünschte. „Puppy.... Ich wüsste nicht einmal wo ich anfangen sollte." Es war die Wahrheit. Es gab so viel-

„Wie wärs mit am Anfang? Alles was mit dir, Dominic und dieser Charlie zu tun hat." Seufzend drückte ich seine Hand etwas fester. „Okay...Also einfach mit der Tür ins Haus: Dominic und ich waren beste Freunde, seit ich denken kann." Vor Überraschung verschluckte Cayden sich und fing an zu husten. „Was?!", japste er nach Luft schnappend. Ich verdrehte gekünstelt die Augen. „Soll ich nun erzählen oder nicht?" Er nickte und unterdrückte einen weiteren Hustenanfall.

„Also wie ich schon sagte: wir waren Sandkastenfreunde wie im Bilderbuch, unzertrennlich von klein auf. Es waren immer nur Nici, Charlie und ich. Die Mutter der Beiden scherzte dauernd, dass sie doch ziemlich sicher Zwillinge und keine Drillinge geboren hatte. In der zweiten Klasse brachte Charlie einmal ein Mädchen vom Balletkurs mit. Rate mal wer das war." Abwartend sah ich ihn an, in dem Gewissen, dass die richtige Lösung kommen würde. „Lindsey?" Ich nickte und führte meine Geschichte weiter. „So wurde aus unserem Trio ziemlich schnell ein Quartett. Dominic hat nie wirklich verstanden, warum ich so ein Problem mit meinen Eltern hatte, aber er und die Mädchen waren immer für mich da... Auch als ich mich vor ihnen als schwul outete, war es nie ein Problem für die drei." Ich hielt inne, wusste nicht, wie ich den wichtigen Teil der Geschichte erzählen sollte. Doch Cayden fing mein Schweigen.

„Wow, anscheinend war er nicht immer so ein riesen Arsch. Also was ist passiert?", die Spannung war ihm ins Gesicht geschrieben. „Es war im Feriencamp der siebten Klasse..." Ich wusste nicht wie ich weiter sprechen sollte. Es saß zu tief, trotz all der Zeit die vergangen war. Seufzend sah ich zu meinem Freund, wartete auf ein Okay zum Abbruch, doch alles was ich in seinen Zügen fand, waren Zuspruch und Unterstützung. Also fuhr ich fort, ihm zuliebe. „Es war eins dieser typischen Feriencamps, in das man seine Kinder schickte, wenn man sie mal loswerden wollte. Im Falle meiner Eltern hieß es, dass sie Cindy einen Zwangssommerurlaub verpassten. Immerhin war ich nicht allein in der Blockhüttenhölle am See; meine Freunde waren auch dabei.

Aber ich war nunmal dreizehn, hatte Stress mit meinen Eltern und das Sommercamp war längst nicht mehr so cool wie in den Jahren davor. Ich hab rebelliert, hatte einfach keinen Bock nach der Pfeife der Erwachsenen zu tanzen. Also philosophierte ich darüber einfach abzuhauen. Und Dominic, als mein Bruder im Geiste, hat mich natürlich dabei unterstützt. Wir schmiedeten also einen Fluchtplan und weihten die Mädchen ein. Charlie war natürlich sofort Feuer und Flamme für den Plan, aber Linds wollte nicht abhauen. Sie hielt es für eine miese Idee." Ich schluckte. Wenn wir damals doch nur auf sie gehört hätten... Es wäre alles nie passiert. Ich presste die Lippen zusammen und sah wieder aus dem Fenster nach draußen, wo es immer noch regnete, bevor ich weiter sprach.

...I Love You. |boyxboy|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt