Song: Talk - Coldplay
༺Cayden POV༻
Ich konnte es noch nicht ganz glauben. Ich war hier bei Jay zuhause, trug seine Klamotten, hatte mir mit seinem Shampoo die Haare gewaschen - es roch wahnsinnig gut, schlürfte heiße Schokolade und erklärte ihm Mathe. Mit sehr geringem Erfolg.
Entweder verstand er es trotz verschiedensten Erklärungen nicht, oder er war einfach nicht genug bei der Sache um es verstehen zu können. Zuerst hatte es recht gut geklappt, er hatte noch aufmerksam zugehört und hin und wieder mal genickt. Als ich ihm dann aber schriftliche Aufgaben gab, klappte nichts mehr. Die erste Aufgabe hatte er noch versucht zu lösen, wobei das Ergebnis das genaue Gegenteil von richtig gewesen war. Dann hatte er wohl aufgegeben und hinter die zweite Aufgabe nach einiger Überlegung FCK NZS geschrieben. Jetzt kritzelte er irgendwie auf dem Rand des Blattes, ohne die dritte Aufgabe weiter zu beachten. Ich war kein Psychiater oder etwas in der Art, aber vielleicht sollte er sich mal auf ADHS untersuchen lassen.
„Ich weiß, dass du mich anstarrst. Ich merke das immer.", sagte er grinsend, ohne vom Blatt aufzusehen. Er merkte es immer? Waren meine Beobachtungen so offensichtlich gewesen? Ich rang nach Fassung. Wenn er so schlagfertig sein konnte, konnte ich das schon lange. „Ich wundere mich nur, wieso du nicht das machst, was dir aufgetragen wurde." Jay hob den Blick und es fühlte sich an, als könnte er direkt in die tiefen meiner Seele sehen. „Ich habe eine gesetzmäßig veranlagte Entscheidungsfreiheit. Deswegen lautet meine Entscheidung die Matheaufgaben nicht zu machen." Er wandte sich wieder der Zeichnung zu. „Aber das war der Deal. Du borgst mir trockene Sachen und ich erkläre dir Mathe. Also versuche es doch wenigstens!" Er fasste sich an die Stirn, als würde es ihm erst jetzt wieder einfallen. „Ach ja! Gut, dann ändern wir den Deal. Lass uns quatschen."
„Worüber denn?", fragte ich sichtlich verwirrt. Das war bereits das zweite mal, dass er mir dieses Angebot unterbreitete. „Was weiß ich.", rief er und warf grinsend die Hände in die Luft. „Über alles mögliche. Wie wär's mit... Was ist deine Lieblingsfarbe?" Darüber hatte ich noch nie nachgedacht. Ich sah Jay an und dann wusste ich die Antwort. „Grün. Ich bin dran mit Frage stellen." Ich überlegte kurz und wich seinem Blick aus. Etwas, das ich über ihn wissen wollte und das nicht allzu persönlich war, würde mir ja wohl einfallen. „Wann hast du Geburtstag?" Jay lächelte. „Am dritten Februar. Ein Samstag nächstes Jahr." Ich nahm mir fest vor es in meinen Kalender einzutragen sobald ich zuhause war.
„Was meintest du als du gesagt hast, dass du mehr als genug Zeit hast?" Ich seufzte. Er war echt neugierig. „Meine Schwester ist bei einer Freundin." An seinem Blick sah ich, dass das nicht wirklich das gewesen war, was er wissen wollte. „Und was ist mit deinen Eltern?" Ich hatte ihn noch nie so lange am Stück lächeln sehen. Gleich würde es vorbei sein. „Das sind zwei Fragen. Eigentlich bin ich dran." Jay grinste frech und ich fuhr fort. „Mum arbeitet Doppelschichten und mein Dad is tot." Sofort wich das Grinsen aus seinem Gesicht. „Tut mir leid.", sagte er niedergeschlagen und legte sanft seine Hand auf meinen Arm. Ich zuckte mit den Schultern. „Ist ja nicht deine Schuld. Niemand ist schuld. Er ist gesprungen." Jay schluckte. Vermutlich gehörte er zu den Leuten, die empfindlich auf das Thema reagierten.
„Und was ist mit deinen Eltern?", erwiderte ich die Frage. Das schien seine Stimmung nicht wirklich zu heben, eher im Gegenteil. Er rutschte ein Stück zurück, ließ meinen Arm los. „Es ist kompliziert. Wir... wir verstehen uns nicht so gut." Jetzt wusste ich nicht was ich sagen sollte. Tut mir leid für dich? Nein, das war doch bescheuert.
Eine Weile hingen wir beide unseren Gedanken nach, bis er die Stille brach. „Alsooo...", er grinste wieder, aber sein Blick wirkte noch ein wenig abwesend. „Ich bin dran. Wie läuft es denn bei dir und Tony?" Jetzt war er wieder voll da und sein Grinsen war so ansteckend, dass auch ich ein wenig lächeln musste. „Ich schätze das ist auch ein wenig kompliziert.", antwortete ich vage. „Hey Mann, ich bin immer da und höre dir zu wenn zu reden willst." Er drückte kumpelhaft meine Schulter und lächelte mir zu.
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...I Love You. |boyxboy|
RomanceEin Jahr nach dem Tod seines Vaters verlassen Cayden Green, seine Schwester Allison und seine Mutter ihre Heimatstadt, um einen Neuanfang zu wagen. Caydens Plan, ganz normal, ohne Probleme zur Schule zu gehen, wird nur leider von einem Jungen mit sc...