...I Love You. |boyxboy|

12 Where Is My Mind?

Song: Where Is My Mind? - Pixies

༺Lindsey POV༻

Wenn Jay fucking Miller eins war, dann verdammt schlau.

Naja, oder ein toller bester Freund. Immerhin hatte er mir am Freitag auf der Party beim kotzen die Haare aus dem Gesicht gehalten, mich dann bei sich pennen lassen, anschließend erneut mein Erbrochenes aufgewischt und mir dann auch noch Frühstück gemacht. Scheiße nett von ihm. Wahrscheinlich schuldete ich ihm jetzt auch noch was...

Oder heiß war er auch noch. So heiß, dass es eigentlich ein Wunder war, dass sich noch nie jemand auf ihn gestürzt hatte oder süße Schwule vor seiner Tür nicht Schlange standen. Jetzt mal ehrlich: wieso pennte er nicht jede Nacht in einem anderen Bett oder hatte 'nen supersüßen Freund?

Jedenfalls, worauf ich eigentlich hinauswollte war, dass er ein verdammtes Genie war. Das einzige, was ihn vor so einer Hochbegabtenschule schützte, waren seine Mitarbeitsnoten, die eigentlich nur zustande kamen weil er sich langweilte und das Fach, durch das wir uns jetzt quälten. Mathematik.

Jay war, nett gesagt, eine totale Niete in Mathe. Und Mr. Williams, der alle Kriterien für den absoluten Hasslehrer erfüllte, ließ keine Gelegenheit aus, ihn bloßzustellen. Heute würde er es vermutlich auch nicht lassen können, immerhin hatten wir letzte Woche einen Test geschrieben. Um zu testen, was wir vom letzten Jahr noch alles wussten. Also ehrlich, war der Mann nur Lehrer geworden, um Teenager zu mobben?

„Guten Morgen, liebe Schüler." Williams betrat den Raum und machte es sich hinter dem Lehrerpult bequem. Ich sah zu Jay. Normalerweise blätterte er in den letzten Minuten vor der Mathestunde desinteressiert durchs Mathebuch. Jetzt ging sein Blick durch den Raum und blieb in der Luft hängen. Irgendwie benahm er sich schon ein wenig seltsam, seit der Party.

„Jay, ist alles okay?", fragte ich und pikste ihn leicht in die Seite. Er reagierte nicht. „Jay?" Ich wedelte mit der Hand vor seinem Gesicht. Er zuckte ein wenig zusammen und sah mich dann an, als hätte ich ihn mitten in der Nacht aufgeweckt. „Mh? Wasis?" Gott, wahrscheinlich hat er wirklich gepennt. „Ob es dir gut geht." Er nickte und sah dann wieder in den Raum. Diesmal folgte ich seinem Blick, der zu meiner Überraschung an einem Jungen hing. Das konnte doch nicht sein! War er etwa verknallt? Mein kleines Jayby wurde langsam erwachsen!

„Ist da etwa jemand verlieeebt?!" Jay schnaubte abfällig und starrte mir dann in die Augen. Wieder mal hatte ich das Gefühl, dass seine grünen Augen die tiefen meiner Seele ergründen konnten. „Unterricht fängt an.", zischte er und sah nach vorne. Damit war das Gespräch für ihn beendet.

Mr Williams klopfte mit der Kreide gegen die Tafel. „So liebe Schüler. Ich werde jetzt den Test wieder austeilen. Bei einem Großteil ist der Test wirklich gut ausgefallen, bei einigen wenigen sind die Ergebnisse wirklich erniedrigend." Bedeutungsschwer blickte er zu Jay. Und ich bekam ein wenig Angst, als ich das verräterische Blitzen in seinen Augen sah.

Dieses Arschloch provozierte tatsächlich, dass ein weiterer Schnitt auf ewig die blasse Haut meines besten Freundes schmückte. Jay hatte mir zwar geschworen es nie wieder zu tun, jedoch war ich mir nicht sicher, wie schlimm es für ihn sein würde, wenn Williams ihn bloßstellte.
Bilder tauchten vor meinem inneren Auge auf. Bilder von Cindy, die sich an mich klammerte wie eine Ertrinkende, während wir auf die weiße Tür des Krankenzimmers starrten. Als wir darauf warteten, dass der Arzt uns sagen würde, dass es Jay gut ging. Das eine mal, als der Schnitt zu tief ging.