16 Behind Blue Eyes

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Song: Behind Blue Eyes - Limp Bizkit

༺Tony POV༻

„Tony! Ist alles okay bei dir?", holte Alli mich aus meinen Gedanken. Ich wäre fast gegen sie gerannt. „Mhm, alles bestens.", antwortete ich und öffnete seufzend meinen Spind. Ich konnte ihr ja schlecht sagen, dass ihr Bruder der Grund war, weshalb ich so neben mir stand. „Sicher?" Sie zog besorgt die Augenbrauen zusammen. „Ja sicher Alli. Und jetzt geh' lieber in deinen Unterricht.", gab ich schroffer als beabsichtigt von mir. Sie hob beschwichtigend die Hände. „Okay, okay chill. Hat es was mit meinem Bruder zu tun?" Ich seufzte wieder und zwang mich zu einem Lächeln. „Sorry. Mach dir keinen Kopf, zwischen Cayden und mir ist alles bestens." Sie nickte, klopfte mir kumpelhaft auf die Schulter und drehte sich dann schwungvoll um, um zu ihren Freundinnen zu spazieren.

Ich war ehrlich überrascht, dass sie die Lüge geschluckt hatte. Ich schloss meine, mit Bandfotos beklebte Spindtür und machte mich auf den weg in meinen eigenen Unterricht. Im Klassenraum angekommen setzte ich mich ausnahmsweise weiter nach hinten. Ich legte das Englischbuch auf den Tisch und ließ mich auf den Stuhl fallen. Um besser nachdenken zu können, legte ich den Kopf in den Nacken. In Filmen funktionierte das immer.

Im echten Leben half es leider kein Stück. Zu dem Gedankenchaos in meinem Kopf kam jetzt auch noch die Erkenntnis, dass die Decke des Raumes komisch fleckig war. Also richtete ich mich wieder auf und sah nach vorne. In diesem Moment ging er an mir vorbei und setzte sich in die letzte Reihe ans Fenster. Mein Blick blieb unbeabsichtigt an ihm hängen. Es war auch schwer ihn zu übersehen. Er war nicht so wie die anderen, ging nicht in dieser grauen Masse unter. Oder eher bunte Masse. Ihm selbst wiederum, schien jede Farbe entzogen. Bis auf die Augen, die grün zu leuchten schienen. Die Lehrerin betrat im selben Moment den Raum, in dem Jay sein Notizbuch öffnete. Ich sah wieder nach vorne.

Ich hatte nur einmal eine Zeichnung von ihm gesehen, eine Lehrerin hatte sie konfisziert. Es war eine Bleistiftzeichnung von ihr gewesen und stand nun in ihrem Wohnzimmer. Er war verdammt talentiert, immerhin hatte die Zeichnung mehr ausgesehen wie ein schwarz-weiß Foto. So seltsam er auch sein mochte, Jay war eine interessante Person. Irgendwie hatte er mich schon fasziniert, seit ich ihn das erste mal gesehen habe. Style hatte er ja, wenn auch nicht meinen.

Für meinen Geschmack waren seine Klamotten zu düster. Aber die Silberringe, die heute an seinen Fingern glitzerten, die Piercings, von denen ich vielleicht drei benennen konnte und vor allem diese Schuhe hatten irgendwie was. Irgendwann würde ich ihn vielleicht fragen, ob er meine Vans auch bemalen konnte. Allerdings hätte er keinen Grund meine Bitte anzunehmen, immerhin hatte ich nie mehr als drei Wörter mit ihm gewechselt. Und gegen Dominic hatte ich auch nie was unternommen, obwohl ich möglicherweise sogar die Reichweite dazu hätte. Die Wahrheit war: ich war einfach furchtbar feige.

Vielleicht war das der Grund, weshalb Cayden mich nicht wirklich wollte. Vielleicht, nein ganz bestimmt sogar, hätte er lieber jemanden der mutig war, für sich einstehen konnte, selbst wenn es sonst niemand tat. So jemanden wie Jay. Ich war vielleicht nicht unbedingt der Hellste, aber natürlich hatte ich bemerkt wie Cayden ihn angestarrt hatte, mit diesem schrecklich verträumten Blick. Es war kein Rätsel, was das zu bedeuten hatte. Mich hatte er nie so angesehen. Und um ehrlich zu sein, andersrum genauso wenig. Ja, ich fand ihn unfassbar süß, gutaussehend und alles drum und dran. Aber wir passten irgendwie nicht zueinander. Das was ich für ihn empfand, ich schnaubte, dass war keine wirkliche Liebe gewesen, mehr so eine art Crush. Nichts worauf man eine Beziehung aufbauen sollte.

„Mister Jean, wollen sie mit uns teilen, was in ihrem Kopf vorgeht. Möglicherweise etwas was mit dem Gedicht von Mister Kipling zu tun hat, dass sie grade analysieren." Abwarten sah die ganze Klasse mich an. „Ähm... also es war so, dass... äh" Fuck. Hab überhaupt nicht damit gerechnet drangenommen zu werden. Ich hätte wenigstens so tun sollen als würde ich was machen. Ich spürte, wie mir vor Scham die Hitze in die Wangen schoss und fixierte mein Englischbuch. „Dann also nicht.", sagte Misses Hennings und schnaubte spöttisch.

...I Love You. |boyxboy|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt