»Ich glaube, ins Tanzlokal sollten wir wohl besser nicht zurück«, platze ich überlaut heraus und zerstöre damit gnadenlos den seltsamen, viel zu intensiven Augenblick. Denn selbst mein beduseltes Gehirn kapiert, dass sich die Situation gerade in eine gefährliche Richtung entwickelt.
Trace blinzelt und nimmt seine Hand von meiner Wange. »Du hast recht, das wäre keine gute Idee. Soll ich dich nach Hause bringen?«
Nachdenklich ziehe ich die Brauen zusammen. Ich bin hin und hergerissen. Ich will nicht, dass unsere gemeinsame Nacht schon endet, dazu genieße ich seine Nähe viel zu sehr. Doch gleichzeitig habe ich Angst davor, ihm vollends zu verfallen. Er hat mich bereits komplett um den Finger gewickelt und das wird bestimmt nicht besser, wenn ich noch mehr Zeit mit ihm verbringe. Es ist nur eine Frage von wenigen Tagen, bis er wieder von hier verschwindet und ich allein zurückbleibe. Ich sollte vorsichtig sein.
Die blinkenden Warnleuchten in meinem Kopf mit der Aufschrift ›Lass die Finger von ihm!‹, ›Er ist ein Rocksänger und will nur das Eine!‹ und ›Bald ist er weg, dann siehst du ihn nie wieder!‹ bringen mich dazu, ein leises »Ja, das ist wohl das Beste« zu murmeln.
Er nickt. »Ich vermute wir können locker zu Fuß gehen. In dieser winzigen Kleinstadt.«
Ich kichere leise. »Da vermutest du richtig.«
Schweigend setzen wir uns in Bewegung und gehen zusammen die Straße entlang, doch mein Gedankenkarussell läuft auf Hochtouren.
Und mit jedem Schritt bereue ich meine Worte ein bisschen mehr. Vielleicht bin ich auch zu ängstlich? Vielleicht ist es nach einer Ewigkeit mal wieder an der Zeit, etwas zu wagen? Meine übergroße Vorsicht hat mich bisher nicht sehr weit gebracht. Der Mann meines Lebens ist Trace sicherlich nicht, aber vielleicht kann ich ja noch ein paar schöne, aufregende und unbeschwerte Stunden mit ihm verbringen, bevor mein trister Alltag in Mr. Edwards Büro mich wieder einholt?
Die restliche Zeit mit ihm, das Prickeln und die Faszination, die er auf mich ausübt, einfach nur genießen, ohne Gefühle zu investieren. Mich an seinem Feuer wärmen, ohne mich zu verbrennen.
Genau das sollte meine Taktik sein.
Entschlossen knipse ich die blöden Warnleuchten aus, verbanne sie in die hinterste Schublade meines Verstandes und hänge ein Schloss davor, damit sie mir nicht mehr in die Quere kommen.
Ich trete näher an Trace heran und schiebe meine Hand in seine. Er sieht mich an, einen überraschten Ausdruck in den Augen, doch dann streichelt sein Daumen über meinen Handrücken und ich liebe es.
Ich habe keine Ahnung, wohin das mit uns führen wird – vermutlich bestenfalls zu nichts und schlimmstenfalls zu fiesem Herzschmerz – aber für den Moment fühlt es sich richtig an.
»Liv, wieso glaubst du, dass du keinen anderen Job findest? Dir ist doch klar, dass dieser Edwards nicht aufgeben wird. Jedenfalls nicht, solange du von ihm abhängig bist und er dich direkt vor seiner Nase hat. Solche Typen holen sich was sie wollen. Mit allen Mitteln.«
Ich schrecke zusammen und bin für kurze Zeit fast sauer, dass Trace diesen friedlichen, wundervollen Moment zerstört, indem er meine Gedanken zurück auf meinen Chef und meine ausweglose Situation lenkt. Dann erkenne ich die Besorgnis in seinen Augen. Als würde er sich wirklich für mich und meine Lage interessieren. Als wäre ich ihm wichtig. Als würde er für mich da sein wollen. Und dafür kann ich ihm nicht böse sein.
Mit einem Mal habe ich einen dicken, fetten Klumpen im Hals, der dort feststeckt und kein Wort mehr herauslassen will. Alles kocht wieder hoch. All die Umstände, die dazu geführt haben, dass ich an meinen Job und damit auch an Mr. Edwards gebunden bin. Die Umstände, die mich seine Art und Weise schon länger ertragen lassen als jede andere Assistentin, die er vor mir hatte.
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Mehr als ein Traum ✓
Romance⩥ ROCKSTAR-ROMANCE ⩤ Nach einer großen Enttäuschung glaubt Olivia Eliot nicht mehr daran, jemals ihr Glück in der Liebe zu finden. Dies bestätigt sich erneut, als ein Blind Date, in das sie große Hoffnungen gesetzt hat, sich als absoluter Reinfall...