Als ich später mein Schlafzimmer betrete, erschlägt mich der Duft von Trace, der von allen Seiten auf mich einströmt und erneut wasserfallartige Tränenströme bei mir auslöst. Schniefend und schluchzend reiße ich das Fenster auf, ziehe die Bettwäsche ab und stopfe sie in die Waschmaschine, zusammen mit meiner Jeans und meinem Top, an denen ebenfalls der Geruch seines Aftershaves haftet.
Ich steige in die Dusche, doch mein Limettenduschgel erinnert mich sofort daran, dass Trace heute Morgen danach gerochen hat, als er nur in ein Handtuch gewickelt in meinem Zimmer erschienen ist.
So erschöpft, dass ich glaube, ein ganzes Jahr lang durchschlafen zu können, kuschle ich mich schließlich unter die Decke und warte auf die tröstliche Vertrautheit, mit der mich mein warmes, frisch bezogenes Bett normalerweise umfängt. Ich blicke in dem stillen, mondhellen Raum umher und warte vergeblich. Da sind nur Wut, Trauer und Einsamkeit.
Plötzlich wünsche ich mir, ich hätte die Bettwäsche nicht gewechselt und könnte seinen Duft noch riechen, um mir wenigstens einzubilden, das alles wäre gar nicht passiert und ich würde heute Nacht auch wieder in seinen sicheren, warmen Armen liegen. Wie konnte er sich nur so schnell in meinem Leben breitmachen, dass ich ihn schon nach zwei gemeinsamen Tagen so unglaublich vermisse? Wohin ich auch schaue, alles erinnert mich an ihn.
In dieser Nacht schlafe ich extrem schlecht und bin dementsprechend müde, als ich mich um halb sieben aus dem Bett quäle, um in der Firma anzurufen und mich krank zu melden. Da Mr. Edwards im Krankheitsfall das Gehalt nicht weiterzahlt, muss ich wenigstens nicht zum Arzt und falle kraftlos wieder zurück in die Kissen. Ruhelos wälze ich mich hin und her, kann aber kein Auge mehr zumachen.
Irgendwann halte ich es nicht mehr aus und stehe auf. Beim Waschen und Zähneputzen vermeide ich jeden Blick in den Spiegel, weil ich dem Elend nicht ins Auge sehen will.
Meine graue Jogginghose kann ich nicht anziehen – zu viele Erinnerungen. Also schlüpfe ich in eine schwarze Leggings und einen viel zu großen dunkelgrauen Hoodie, in dem ich komplett versinke und den ich oft getragen habe, als ich über den Verlust meines Dads hinwegkommen wollte. Anschließend steige ich die Treppe hinunter und verliere mich beinahe im nächsten Heulkrampf, weil ich ganz unerwartet das Bild vor Augen habe, wie Trace gestern in der Küchentür stand und mit dem Frühstück auf mich gewartet hat. Mit diesem ganz besonderen Lächeln auf den Lippen.
Ich fühle mich gar nicht mehr wie ich selbst. Seltsam fremd und überflüssig in meinem eigenen Haus. Da ich weder etwas essen noch etwas trinken möchte, schlurfe ich zum Bücherregal, um mich in irgendeine Traumwelt zu flüchten und meine eigene trostlose Situation zu vergessen. Meine Wahl fällt auf Jane Austens ›Stolz und Vorurteil‹. Ich brauche jetzt dringend einen ehrenhaften Mr. Darcy, der seine Elizabeth niemals belügen, benutzen und dann schnöde im Stich lassen würde.
Leider komme ich mit dem Lesen nicht sehr weit, denn die Türglocke läutet. Der schrille Ton lässt mich erschrocken zusammenzucken und ich reiße die Augen auf. Rose kann es nicht sein, um elf Uhr vormittags ist sie bei der Arbeit. Also ist es Mr. Edwards, der mir wegen meinem Krankmachen die Leviten lesen will. Oder ... es ist Trace.
Die Glocke ertönt erneut, und weil ich mich nicht dazu überwinden kann, die Tür zu öffnen, presse ich mir beide Hände auf die Ohren und kneife die Augen zusammen. Ich bin noch nicht bereit dazu, einem von ihnen gegenüberzutreten. Bei Trace werde ich es vielleicht niemals sein.
Leider dichten meine Hände meine Ohren nicht gut genug ab, um das nun folgende Dauerläuten komplett auszublenden. Da scheint jemand sehr hartnäckig zu sein. Seufzend stehe ich auf und schleppe mich in die Küche. Durch das Fenster kann ich sehen, wer vor der Tür steht.
Es ist weder Mr. Edwards noch Trace, sondern ein schlanker, großer Typ mit Anorak, Basecap und Jeans, dessen Gesicht ich nicht genau erkennen kann. Wer kann das sein?
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Mehr als ein Traum ✓
Romansa⩥ ROCKSTAR-ROMANCE ⩤ Nach einer großen Enttäuschung glaubt Olivia Eliot nicht mehr daran, jemals ihr Glück in der Liebe zu finden. Dies bestätigt sich erneut, als ein Blind Date, in das sie große Hoffnungen gesetzt hat, sich als absoluter Reinfall...