20 ~ Via

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»Okay. Ich mach's.«

Trace und ich sitzen zusammen auf der Rückbank der Limousine und sind auf dem Weg zum Hotel. Meine Hände sind feucht vor Aufregung und mein Atem rauscht in meinen Ohren. In den letzten Minuten hat mein naives Herz einen Kampf mit meinem skeptischen Verstand ausgefochten und dabei die Führung übernommen. Gleich darauf sind diese Worte einfach aus meinem Mund gepurzelt.

Oh mein Gott! Habe ich es wirklich gesagt? Das ist die mutigste Entscheidung, die ich seit langer Zeit getroffen habe. Nein. Das ist die mutigste Entscheidung, die ich überhaupt jemals getroffen habe.

Ich war noch nie furchtlos und risikofreudig, aber genau das ist es, was ich gerade tue. Für exakt drei Sekunden fühlt es sich gut an. Als wäre ich frei und glücklich.

Dann meldet sich mein wütendes Bauchgefühl zu Wort. ›Ein Fehler!‹, protestiert es lautstark, entrüstet darüber, dass ich ihm nicht mehr die gebührende Beachtung schenke. ›Ein Fehler! Ein gigantischer Fehler! Du kannst ihm nicht trauen!‹, wiederholt es ununterbrochen seine Litanei. ›Wieso sollte ausgerechnet er bei dir bleiben? Im Vergleich zu ihm bist du ein Nichts. Er wird dich verlassen! Verlassen! Verlassen!‹ Es bietet all seine Reserven auf und einen Moment lang wird mir schwindlig und beinahe schlecht.

Trace dreht sich zu mir um und sieht mir forschend ins Gesicht. »Was genau meinst du?«

Hinter ihm fliegen an den getönten Fensterscheiben die Häuser meiner Stadt vorbei. Die vielleicht schon bald nicht mehr meine Stadt ist. Eine dunkelgraue, trübe Wolkendecke hängt tief am Himmel, wie ein düsteres, unheilbringendes Omen.

Mist, Liv. An so was glaubst du doch nicht. Das ist totaler Quatsch!

Obwohl ich das weiß, wäre es mir dennoch lieber, wenn, wie in den letzten Tagen, die Sonne vom Himmel strahlen würde.

»Hey? Ist alles okay?« Er legt seinen Kopf schief und seine Hand auf meine. Dann lässt er seine Berührung in Kombination mit seinen hypnotisierenden Zartbitterschokoladenaugen auf mich wirken. Seine Haut an meiner zu spüren, bringt alles in Ordnung. Von Sekunde zu Sekunde fühle ich mich besser.

Wann genau hat er diese Macht über mich gewonnen?

Ich kneife die Augen zu und atme tief ein. »Ich nehme dein Jobangebot an. Du gibst mir die einmalige Chance, von Edwards wegzukommen, meine Schulden loszuwerden und mein Studium fertigzumachen. Und ich würde gern in deiner Nähe bleiben, um dich besser kennenzulernen. Mal sehen, was dann aus uns wird.«

Kurz reißt er fassungslos die Augen auf, doch dann erscheint ein strahlendes Lächeln auf seinen Lippen. In dem offensichtlichen Versuch, seine Freude und Aufregung nicht übersprudeln zu lassen, wirkt er beinahe jungenhaft. »Das ist toll, Liv! Du bist unglaublich. Das wirst du nicht bereuen.«

Das hoffe ich. Ich setze mein ganzes Vertrauen in dich, Trace Reed. Ich weiß nicht, wie du das gemacht hast, aber du hast mich mit deinen Hypnoseaugen um den Verstand gebracht.

Dass er sich so sehr über meine Zusage freut, lässt es in meinem Inneren ganz warm werden. Um nicht zu sagen heiß. Und diese Hitze schmilzt die Reste von Zweifeln, Übelkeit und schlechtem Bauchgefühl in Nullkommanichts weg und hinterlässt nur noch Glück und Vorfreude.

Trace drückt meine Hand, die immer noch in seiner liegt. »Wenn wir im Hotel sind, rede ich gleich mit Brenda. Sie soll dir bis Mittwoch den Vertrag besorgen und die Sache mit Edwards regeln. Ich will nicht, dass du auch nur noch einen Tag länger für ihn arbeiten musst.«

»Aber ich möchte nicht, dass du mir irgendwas schenkst, Trace. Ich werde das Haus verkaufen.«

Skeptisch runzelt er seine Stirn. »Kommst du klar damit? Es ist dein Elternhaus, Liv.«

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