12 ~ Black Holy Demons

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Das Konzert mitzuerleben ist beeindruckend.

Laut. Aufregend. Großartig.

Die Töne berauschen mich, vibrieren in meiner Brust, bringen mein Herz zum Klopfen und Stolpern. Ich hätte nicht gedacht, dass mir die Songs so gut gefallen würden, doch mit jedem weiteren verliere ich mich etwas mehr in der Musik, spüre, wie sie etwas tief in mir anspricht.

»Ein letzter Song noch, dann ist für heute Schluss, Leute«, säuselt Trace mit seiner rauen Stimme ins Mikro und ausnahmslos alle Mädchen in den vorderen Reihen reißen ihre Arme in die Luft und kreischen gleichzeitig los. Als er sich mit dem Saum seines T-Shirts übers Gesicht wischt, flippen sie fast aus, weil er dadurch die Sicht auf seinen trainierten Bauch freigibt.

Ehrlich gesagt kann ich die kreischenden Teenies sogar verstehen. Kein Wunder, dass sie ihn anbeten. Ich fand ihn schon von Anfang an heiß, doch ihn so zu sehen ist nochmal eine völlig andere Nummer. So ganz in seinem Element, mit dieser unglaublichen Stimme, wie er die Menschen hier unten vollkommen im Griff hat.

Überlegen. Und extrem sexy.

Komplett in Schwarz gekleidet, mit einer schmalen Jeans, einem ärmellosen Shirt und einer schwarzen Armbinde um den Oberarm, auf dem ein weißes Emblem aufgedruckt ist, steht er dort oben und füllt den Saal mit seiner Stimme. Es wirkt, als wäre das für ihn so einfach wie das Atmen. Er hat eine besondere Präsenz auf der Bühne. Das gewisse Etwas, das einen zum Star macht. Die Art, wie er sich zur Musik bewegt und die Blicke, die er dabei seinen Fans zuwirft, haben etwas Hypnotisches an sich. Man kann gar nicht anders, als ihn anzustarren. Und er weiß definitiv, wie man die Menge zum Kochen bringt.

Seine Stimme ist tief, dunkel und absolut faszinierend. Sie macht aus jedem Song etwas Besonderes und mir gefallen auch die Texte, die erstaunlich tiefgründig sind.

Umso weniger will es mir in den Kopf gehen, dass genau dieser Typ noch vor wenigen Stunden in meinem Flur gestanden und mit mir rumgemacht hat. Und mir außerdem erklärt hat, dass er sich vielleicht mehr mit mir vorstellen könnte, als nur eine kurze Affäre.

Der Mann, der dort auf der Bühne steht, scheint ein völlig anderes Wesen zu sein.

Ein Fremder. Ein Rockstar. Unerreichbar.

Was zwischen uns passiert ist, kommt mir vor wie ein Traum. Zwar ein unglaublich schöner, aber auch nicht mehr als das.

Nicht mehr als ein Traum.

So etwas passiert einfach nicht im echten Leben. In der Realität verliebt sich der heiße, umschwärmte Rockstar, der mit Sicherheit auch irgendwelche Hollywooddivas daten könnte, nicht an einem einzigen Abend unsterblich in das verschuldete Mädchen aus der Kleinstadt. Selbst wenn sie vielleicht ganz passabel aussieht.

Rose reißt mich aus meinen tristen Gedanken, indem sie ihren Arm um meine Hüfte schlingt. »Du kannst dich echt glücklich schätzen«, schreit sie mir ins Ohr, ohne dass sie den Blick von der Bühne abwendet. Fast, als hätte sie meine Gedanken gelesen. Dann wendet sie doch noch den Kopf und sieht mich an, mit einem breiten Grinsen auf den Lippen. »Fang halt nicht an zu sabbern.«

Ihr trockener Spruch entlockt mir ein Lachen und ich schüttle den Kopf. »Er weiß wahrscheinlich schon gar nicht mehr, dass ich existiere. Mit Sicherheit warten Backstage später jede Menge achtzehnjähriger Groupies auf ihn und sind zu allem bereit. Was will er da mit einer siebenundzwanzigjährigen Schüchternheit?«

Während ich das sage, versuche ich zu ignorieren, dass allein dieser Gedanke mir einen fiesen Stich in der Herzgegend versetzt.

›Du warst heute doch auch schon zu allem bereit‹, wabert eine Stimme durch meinen Verstand. Eigentlich will ich sie gar nicht hören, weil sie mein braves Selbstbild beschädigt. Auch wenn ich mir eingestehen muss, dass sie recht hat. Nie zuvor bin ich bei einem Mann so rangegangen, und schon gar nicht nach einem einzigen Tag. Dieser Rockstar bringt eine völlig neue Seite an mir zum Vorschein.

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