Kapitel 15 - Persephone

92 8 0
                                    

Sie wohnten in einem ausgetrockneten Areal, dort befand sich ein kleiner Turm, aus dessen einzigem Fenster graue Rauchschwaden stiegen

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

Sie wohnten in einem ausgetrockneten Areal, dort befand sich ein kleiner Turm, aus dessen einzigem Fenster graue Rauchschwaden stiegen. Es wirkte nicht sehr einladend und meine Beine wurden langsamer.
An einem kleinen Tor erwartete mich eine alte, gekrümmte Frau, die in schmutzige Leinen gehüllt war.
„Hallo. Ich heiße Persephone und suche die Moiren“, sagte ich höflich und bat sie um Hilfe.
„Hilf einer alten Frau die Stufen hinauf und ich zeige dir den Weg“, dabei klammerte sich ihre knochige graue Hand um meinen Arm und ich tat, worum sie mich gebeten hatte.
Die Stufen schienen in die Turmspitze zu führen und wollten nicht enden.
„Können wir eine kurze Pause machen?“, fragte ich die Frau.
„Nein, mein Kind, ich muss so schnell wie möglich da rauf“, krächzte sie und schlang sich fest um meinen Rücken.
Huckepack ging es weiter und wurde sogar noch anstrengender. Völlig außer Atem und verschwitzt kamen wir oben an. Dort standen zwei Frauen um einen riesigen Kessel und rührten eine stinkende Brühe zusammen.
Hinter ihnen waren Webstühle aufgestellt und die alte Frau von meinem Rücken spazierte gleich zu einem davon.
Etwas verloren stand ich im Raum, aber wurde nicht beachtet.
„Hallo. Ich heiße Persephone und suche die Moiren“, sagte ich wieder, aber niemand sah zu mir.
Die Steinwände wirkten drückend und kalt, rasch wurde ich etwas unruhig.
„Ich will euch wirklich nicht stören, aber Zeus erwartet eine Antwort von mir und nur die Moiren können mir wohl bei dieser Entscheidung helfen“, sagte ich nun etwas lauter, vielleicht hatten mich die Drei nicht gehört, als ich sie das erste Mal ansprach.
„Schrei doch nicht so“, sagte nun eine der Frauen am Kessel, „Ich bin Lachesis und wir prüfen gerade dein Schicksal. Soll ja alles mit rechten Dingen zugehen“, schnauzte sie mich an.
„Es tut mir leid“, sagte ich ruhig und stand nun weiter etwas verloren im Raum herum.
Langsam fing ich an mit meinen Zehen zu wackeln und wippte auf meinen Fußballen auf und ab.
„Zapple hier nicht so herum, das ist ein anständiges Haus“, blaffte mich die Zweite vom Kessel an, „Ich bin Klotho und kann Ungeduld gar nicht leiden“, stellte sie sich vor.
Das Mütterchen, das ich die Stufen hinauf getragen hatte, kam nun langsam zu mir und warf ihre schmutzige Kleidung zu Boden, vor mir erschien eine wunderschöne junge Frau, „Ich heiß Atropos“, erklang ihre Stimme lieblich, „Ich zeige mich dir in meiner wahren Gestalt, weil ich deine Seele geprüft habe“, kicherte sie.
War das jetzt etwas Gutes? Ich wusste es nicht.
Atropos stellte sich neben mich und begutachtete mich genau, „Hades will dich also heiraten?“, fragte sie ernst.
„Ich denke schon“, war ich unsicher.
Nun fing sie hell an zu lachen, es klang, als würde eine Glaskugel auf Steinstufen herunterfallen und war sehr unangenehm in meinen Ohren.
„Aus dem Weg“, war nun Klotho neben mir, „du kannst uns drei Fragen stellen, die wir dir ehrlich beantworten, nur drei, danach musst du gehen, aber ob unsere Antworten hilfreich sind, entscheiden wir“, sagte sie streng und böse.
Als Zeichen, dass ich es verstanden hatte, nickte ich.
Drei Fragen. Nur drei Fragen.
„Werde ich glücklich mit Hades?“, war meine erste und in dem Moment bereute ich es schon.
Was war schon Glück, für jeden etwas anderes und diese Frage war viel zu oberflächlich, um irgendetwas über meine Zukunft zu sagen.
„Lachesis, bring den Webstuhl von Persephone“, forderte Klotho und sah mich weiterhin finster an.
Vor mir wurde er aufgestellt und er wirkte so bunt und fröhlich, die letzten Reihen wurden aber dunkel und düster, das beunruhigte mich etwas.
„Das, meine Liebe, ist dein Lebensfaden“, dabei zeigte mir die wunderschöne Atropos einen dicken goldenen Faden, der sich durch mein Tuch zog, „Glück ist so eine Sache“, lachte sie fröhlich, „Jeder ist seines Glückes Schmied“, bekam ich als nächstes an den Kopf geworfen, „Man kann das Glück nicht kaufen“, ratterte sie weiter.
Ja, auch ihr war aufgefallen, dass meine Frage scheiße war.
Lachesis mischte sich nun ein, „Glückwünsche wirst du nicht brauchen“, beantwortete sie meine Frage.
Genervt atmete ich aus, „Woher wisst ihr, dass Hades und ich zusammengehören?“, wollte ich nun wissen.
Lachesis sprang glücklich auf und ab, „eine gute Frage, eine gute Frage“
Atropos zeigte mir nun ein weiteres Tuch, es war riesig und düster und nur der Anfang und die letzten Reihen bunt und voller Farben, „Das ist das Leben von Hades“, erklärte sie mir, „wenn wir eure Fäden zueinander führen, wollen sie sich sofort verbinden“, sie demonstrierte es und konnte sie nur mit großer Anstrengung voneinander fern halten.
Es war ein seltsamer Anblick, zwei goldenen Würmer, die sich um jeden Preis umeinander wickeln wollten.
„Das ist sehr selten. Würden wir sie zueinander lassen, wäre das Schicksal der einen, auch das der anderen Person“, kicherte Lachesis und klatschte dabei mit den Händen.
„Sagt aber nichts über dein Glück aus“, warf Klotho ein.
„Welche Frage ist denn die Beste, um meine Entscheidung zu treffen?“, wandte ich mich an sie und sah sie interessiert an.
„Das war deine dritte Frage“, maulte Klotho und die drei stellten sich nun um den Kessel.
Atropos deutete mir, ich solle zu ihnen kommen und das tat ich dann auch. Wir standen wortlos vor dem Gebräu und Klotho fing an, es zu rühren. Verschwommen konnte ich Bilder sehen, aber sie waren zu undeutlich um mir eine echte Hilfe zu sein. Hades und ich mit Kindern. Hades wurde zornig und alles brannte. Ich auf einer Blumenwiese mit meiner Tochter, ich flocht ihr Gänseblümchen ins Haar. Totales Chaos und Schmerz. Ich schrie Hades an und um uns tobte ein Sturm. Ich mit schwarzer Haut, rot glühenden Augen und einem ängstliche Zeus vor meinen Knien, dieses Bild erfüllte mich mit Angst, ich sah schrecklich wütend aus. Was sollte mich so aufregen?
„Genug gesehen“, unterbrach Klotho ihr Rühren und schickte mich fort.

Völlig verwirrt und benommen stand ich nun da. Wie ich vor den Turm gekommen war, wusste ich nicht mehr, aber ich spürte die trockenen Grashalme an meinen Zehen und eine Ameise krabbelte darüber.
Chaos und Liebe, das sollte wohl meine Zukunft sein, nicht besonders rosig.
Ich ließ mich zu Boden gleiten und dachte erst einmal über alles Gesehene nach. Die Fäden die sich magisch anzogen, waren ein gutes Zeichen, aber die Bilder der Verwüstung machten mich nachdenklich. Vielleicht hatte Zeus gelogen, um mich in eine unglückliche Ehe zu schicken.
Vielleicht hatte Hestia die Wahrheit gesagt und die Bilder zeigten meine Streitigkeiten mit Hades um die Menschheit.
Mein Kopf schmerzte und ich wurde müde, meine Augen schlossen sich und ich hörte, was um mich herum passierte.
Ameisen raschelten über den Boden, trockene Grashalme brachen im Wind ab und in der Ferne konnte ich etwas Rauschen hören. Tiefe Ruhe kam in mir hoch und ich gab mich diesem Gefühl hin, einfach nur alleine mit meinen Gedanken zu sein.

Hades und Persephone - Band 2 - Tödliche Liebe, bis ans EndeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt