Kapitel 5 - Persephone

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Es kam leider so, dass Erich an dem Tag des Geburtstags-Planungstreffen im Ausland war und ich spielte mit dem Gedanken es abzusagen

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Es kam leider so, dass Erich an dem Tag des Geburtstags-Planungstreffen im Ausland war und ich spielte mit dem Gedanken es abzusagen.
„Nimm sie einfach mit“, klang immer noch die Stimme von Adam in meinem Ohr, als ich vollgepackt mit Spielsachen und meinen lauten Kindern vor seiner Tür stand, aber er empfing uns mit mit einem breiten Grinsen.
„Wir können uns selbst Pizza machen. Wollt ihr das?“, begrüßte er meine drei Racker und sie schrien natürlich gleich laut vor Begeisterung.
Es war mir etwas unangenehm, dass sie sich vor ihm so ausgelassen zeigten, aber es schien ihn nicht zu stören.
„Hallo Anna“, sagte er freundlich und gab mir, wie selbstverständlich, einen Kuss auf die Wange.
Meine Knie wurden weich und ich wusste, dass ich hier keine Sekunde länger, als unbedingt notwendig war, bleiben durfte.
In Gedanken überlegte ich, ob meine Haushaltsversicherung gut genug war, um nur fünf Minuten in dieser Wohnung bleiben zu können. Frech wie meine Kinder eben waren, rannten sie gleich in sein Wohnzimmer und blieben vor dem monströsen Fernseher, mit offenen Mündern stehen.
„Dürfen sie?“, flüsterte Adam an mein Ohr und deutete auf die riesige Leinwand.
„Ja, okay. So können wir vielleicht in Ruhe planen“, antwortete ich verlegen, denn eigentlich durften sie kaum Fernsehen, aber um hier so schnell wie möglich fertig zu werden, machte ich mal eine Ausnahme.
Es wirkte irgendwie völlig natürlich, Adam setzte sich zu meinen Kids auf seine schwarze Ledercouch und fragte sie liebevoll, was sie sehen wollten. Nach einigen Aufzählungen der Disney-Store-Filmbibliothek entschieden sich Kassandra und Leonas für einen Zeichentrickfilm, in dem Autos vorkamen und für David war das in Ordnung, er ließ sich immer ein bisschen treiben. Klug wie er war, wusste er deswegen auch, dass man mit Leonas nicht streiten sollte, er war nämlich sehr stark und wild und David eher schmächtig, dafür aber groß. Kassandra war ein sehr liebevolles Mädchen und kuschelte gerne, Puppen spielen war nicht so ihr Ding und deswegen gab es kaum Streit, denn alle drei waren große Autofans.
Adam kam zu mir und bot uns etwas zu trinken an, aber ich lehnte ab. Meine Kids hatten ihre Wasserflaschen neben sich und ich war nicht durstig.
Er führte mich zu seinem Esszimmertisch und erst jetzt fiel mir auf, wie verdammt luxuriös auch seine Wohnküche war. Überall hingen große Kunstwerke an den Wänden und auf dem Boden lag ein Teppich, der sich anfühlte wie auf Wolken, um nur ein paar teure Gegenstände aufzuzählen, die meine Versicherung sicher nicht bezahlen würde.
Bei dem Gedanken wurde mir ein wenig übel und ich setzte mich so an den Tisch, um meine drei Wilden gut im Blickfeld zu haben, hier drinnen sollten sie am besten nichts berühren.
Sehr organisiert nahm ich einen Block und Stift aus meiner Tasche und wir gingen die ersten Punkte durch. Gaby wollte eine Grillparty zu ihrem Geburtstag, dazu konnte ich unser kleines Gartenhäuschen anbieten und Adam nickte sofort zufrieden.
„Dann bring ich Fleisch und Getränke“, bot er an.
Verlegen lachte ich, „Mach das lieber nicht. Das Geschenk, das Gaby sich von dir wünscht, wird sicher schon teuer genug.“
„Hab ich schon mitbekommen. Sie ist nicht besonders subtil“, schmunzelte er.
„Stimmt, ist sie nicht“, lachte ich, „Wieso gibst du eigentlich so viel Geld für sie aus, willst aber keine Beziehung mit ihr?“, platzte es unabsichtlich aus mir heraus.
Gelassen zuckte er mit den Schultern, „Weil ich sie nicht Liebe“, sagte er, als wäre das der einzige Grund, um mit jemandem zusammen zu sein.
„Warst du denn schon einmal verliebt?“, hakte ich nach.
Was war denn bitte mit mir los? Ich kannte den Typen kaum und stellte ihm ziemlich private Fragen, langsam schämte ich mich für mich selbst.
„Ja, einmal“, sagte er gelassen, stand auf und ging zu meinen Kids, „Habt ihr Hunger? Wollen wir die Pizza belegen und sie in den Ofen schieben?“, fragte er freundlich und bekam ein zugeschrienes >>JAAA<< zu hören.
Zu viert gingen sie in die Küche und ich folgte ihnen, „Du musst das aber nicht machen“, sagte ich leise zu ihm, während Kassandra, Leonas und David den Käse auf der Pizza verteilten.
„Ich weiß“, grinste er und half meinen Kids beim Kochen.
„Mama will ihr Stück sicher mit Salami und Mais“, schrie Kassandra und ich sah, wie Adam nun die genannten Zutaten aus seinem Kühlschrank nahm und auf dem Käse verteilte.
Die Pizza war schnell im Ofen und meine Kinder stürmten zum Fernseher zurück. Adam nahm zwei Gläser mit Wasser mit und reichte mir eines, als wir uns wieder an den Tisch setzten.
„Danke“, lächelte ich ihn verlegen an, „Gaby steht auf große Auftritte. Kannst du sie vielleicht von zu Hause abholen und zur Feier bringen?“
„Ich würde dir lieber bei den Vorbereitungen helfen, aber wenn es sonst keiner machen kann, dann ja“, sagte er mit ernster und ruhiger Stimme.
Nun merkte ich, wie ich rot wurde, er hatte das >>dir<< so betont, dass es eigentlich keinen Zweifel daran gab, dass er mit mir alleine sein wollte.
„Gut, okay. Dann finden wir sicher jemanden Anderen, der sie abholt“, warf ich ein.
Einverstanden nickte er, „Wie viele Leute werden es denn sein?“
„Nicht so viele, acht oder so. Gaby liebt zwar den großen Auftritt, aber sonst mag das kaum einer, weswegen sie nicht so viele Freunde hat“, gestand ich ihm.
„Ich würde gerne jemanden mitnehmen“, fing er nun an und mein Herz zerbrach in tausend kleine Stücke.
Solange er mit meiner besten Freundin vögelte, dachte ich eigentlich, dass er keine anderen Frauen traf und war jetzt sehr überrascht, wie mich diese Feststellung traf.
„Ja, klar“, versuchte ich, locker zu bleiben und kritzelte auf meinem Block herum.
„Gut, Charlie wird sich freuen“, nickte er und ich hörte etwas zerbrechen.
Schnell schrak ich hoch und lief zu meinen Kindern, Leonas stand da und sah auf den Boden. Dort lagen sehr viele Glasscherben und ich schrie ihn an.
„Es tut mir so leid, Adam. Ich werde das ersetzen“, sagte ich während ich die Scherben aufsammelte und meine Kinder in die andere Ecke des Raumes schickte.
Sanft spürte ich seine Hand an meiner, „Es ist okay. Frag lieber mal deinen Sohn, ob er sich verletzt hat. Den Schrott wollte ich sowieso nicht haben, aber meine Inneneinrichterin hat mir das so überlassen“, sagte er mit ruhiger Stimme.
Mir wurde schnell klar, dass er recht hatte, deswegen stand ich auf und ging zu meinen Kindern. Sie hatten keine Verletzungen, aber viele Tränen, weil ich mit ihnen geschimpft hatte.
Vorsichtig entschuldigte ich mich bei den Dreien wegen meines Ausrasters und sie fielen mir um den Hals.
„Es tut mir leid“, sagte Leonas nun sehr leise und eingeschüchtert zu Adam.
„Mach dir keine Sorgen. Du hast mir einen Gefallen getan, jetzt kann ich es endlich entsorgen und muss kein schlechtes Gewissen haben“, grinste er meinen Sohn liebevoll an, „Vielleicht könnt ihr drei noch in meinem Vorzimmer spielen, da stehen auch ein paar Schüsseln, die ich nicht mehr haben will“, zwinkerte er.
Ratlos sahen meine Kinder zwischen Adam und mir hin und her, „Traut euch ja nicht“, sagte ich halb im Scherz, aber todernst und half unserem Gastgeber aufzuräumen.
Kassandra schnappte sich ein Malbuch und legte sich mit ihren Stiften auf den Boden. Leonas und David holten sich ihre Spielzeugautos und fuhren damit herum.
„Wir sollten gehen und das vielleicht ein anderes Mal nachholen“, sagte ich bedrückt zu Adam.
„Das kann ich leider nicht zulassen“, klang seine Stimme nun sehr ernst, „Wir müssen noch Pizza essen“, fing er an zu grinsen und ich musste lachen.

Zu fünft saßen wir nun zusammen und genossen das Essen, es schmeckte himmlisch, was meine Kinder mit lautem Schmatzen bestätigten und sie einen Rülpswettbewerb starteten.
Mussten sie sich ausgerechnet jetzt so benehmen?
Mein finsterer Mami-Blick beendete ihr schlechtes Benehmen sofort und sie entschuldigten sich bei unserem Gastgeber.
Mit vollem Bauch fragte David, ob sie den Film fertig ansehen durften und Adam nickte freundlich, dann räumte ich die Teller in die Küche und wir unterhielten uns dort über Gabys Feier. Lässig und locker stand er da in seinem engen schwarzen Shirt, seine Arme hatte er nach hinten gelehnt, an der Arbeitsplatte abgestützt, und ich konnte so jeden seiner Muskeln sehen. Schnell versuchte ich wegzuschauen, aber seine Haltung machte es mir wirklich schwer.
„Gaby hat mir von ihrem neuen Auto erzählt“, schmunzelte ich und sah ihm dabei in die Augen.
„Hat sie das?“, lachte er, als wüsste er das schon, „Sie wollte es und ich tue viel, um Menschen nahe zu sein, die ich gerne in meiner Nähe habe“, zuckte er mit den Schultern, als würde er hier nicht von meiner Freundin sprechen.
„Wie vielen schenkst du denn so teure Sachen?“, hakte ich nun nach.
„Jedem, der mir von Nutzen ist“, löste er sich langsam von der Arbeitsplatte und kam einen Schritt auf mich zu.
„Von Nutzen?“, war meine Stimme belegt, die Anspannung in meinem Körper konnte ich nur noch schlecht verbergen.
„Ja, wenn ich ein Ziel habe, ist mir nichts zu schade, um es auch zu erreichen, egal was es kostet“, flüsterte er den letzten Teil des Satzes und kam noch näher.
Die Hitze seines Körpers konnte ich spüren und mein Herz überschlug sich in dem Moment.
Laut räusperte ich mich und schuf Abstand zwischen uns, „Also 26. August, 16 Uhr? Ich kann dir meine Adresse schicken und du holst mich ab? Ich habe zurzeit kein Auto und bräuchte eine Mitfahrgelegenheit“, stammelte ich herum.
„Ja“, klang seine Stimme männlich und rau.
So, jetzt war es wirklich so weit, ich musste hier raus.
Sein einfaches >>Ja<< hatte gereicht, um meine Körpermitte zu entflammen.
Hektisch fing ich an meine Kinder einzupacken und bedankte mich für den netten Abend.
„Habe ich etwas Falsches gesagt?“, fragte er mich, während wir schon die Schuhe anzogen und so gut wie draußen waren.
„Nein“, und weg war ich.
So schnell ich konnte, musste ich aus dieser Situation heraus, Gaby war meine beste Freundin und selbst wenn beide immer wieder betonten, wie wenig sie füreinander empfanden, gab es mir nicht das Recht mich auch noch darin verstricken zu lassen.
Was, wenn nur Gabys Schutzmechanismus angesprungen war und sie sehr wohl etwas für Adam empfand? Es würde ihr das Herz brechen, wenn ich nur eine Sekunde nachgeben würde und das wollte ich auf keinen Fall. Ihre Freundschaft war mir so wichtig, dass ich sie nicht für einen Mann aufs Spiel setzen würde.

Meine Kids waren noch sehr aufgekratzt, als wir Zuhause waren und ich konnte sie nur durch ein Vollbad beruhigen. Zu dritt saßen sie in der Wanne und bespritzten sich mit Wasser. Das Rauschen des Wasserhahns rief Gedanken an einen dunklen Fluss hervor oder waren es Erinnerungen?
In letzter Zeit überkam mich oft das Gefühl, dass ich einen wichtigen Teil meines Lebens vergessen hatte, aber es war nur ein Gefühl, Beweise fand ich dafür keine.
Heute gab es für meine drei Zwerge eine Geschichte über eine Mädchen, das unter dem Dach ihrer Stiefmutter für den Haushalt zuständig war. Für David war die gute Fee besonders spannend und er hinterfragte, wieso das Mädchen einen Prinzen brauchte, um gerettet zu werden.
"Weißt du, mein Schatz, manchmal scheint es nur so, als würde der Mann die Frau retten, aber oft ist es anders. Die junge Frau hat den Prinzen vor einer lieblosen Ehe bewahrt und das ist doch viel Wert", strich ich ihm liebevoll über sein Haar.
"Wo ist das Mädchen, das Papa vor der lieblosen Ehe gerettet hat?", flüsterte er und dann fielen ihm die Augen zu.
Er hatte wohl mehr mitbekommen, als Erich und ich gedacht hätten.

Hades und Persephone - Band 2 - Tödliche Liebe, bis ans EndeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt