Kapitel 22 - Persephone

96 7 0
                                    

Hades hatte nicht übertrieben, er musste wirklich viel arbeiten und mir war oft langweilig, richtige Aufgaben hatte ich hier noch nicht

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

Hades hatte nicht übertrieben, er musste wirklich viel arbeiten und mir war oft langweilig, richtige Aufgaben hatte ich hier noch nicht. Ich fütterte unsere Höllenhunde und spielte mit ihnen, mehr war in meinem täglichen Ablauf aber noch nicht integriert.

Mit Hilfe einer netten Dämonin, Lethe, richtete ich unser neues Heim ein.
Sie hatte oft gute Ideen und wir verstanden uns sehr gut. Ein bisschen gruselig war sie aber schon, ihre schwarze Kapuze hing ihr immer tief ins Gesicht und deswegen hatte ich es noch nie gesehen. Ihre Stimme war lieblich und sie hatte einen guten Sinn für Humor, des Öfteren saßen wir zusammen und lachten uns halbtot.
Sie zeigte mir die verschiedenen Bereiche der Unterwelt und sogar noch einen weiteren Fluss, niemand durfte ihn durchschreiten, außer er wollte alles vergessen. Manche Tote nahmen diesen Ausweg, um ihr Leben hinter sich lassen zu können, aber die meisten brauchten ihn nicht. Der Fluss und die Dämonin Lethe hießen nicht zufällig gleich, sie war für dieses Wasser verantwortlich, wie Charon für den Styx. Hades und mir konnte dieses Wasser nichts anhaben, wir durften es trinken, darin baden oder sonstiges damit machen, aber für alle anderen hatte es die Wirkung des Vergessens.
Der Fluss war nur für die guten und die neutralen Menschen zugänglich, den Anderen kam dieser Luxus nicht zu Gute.
„Kannst du mir mal die Hölle zeigen?", fragte ich Lethe am vierten Tag ohne Hades.
„Willst du das wirklich? Es ist kein schöner Ort", warnte sie mich vor.
Selbstsicher nickte ich und wir gingen los. Mittlerweile wusste ich genau wie man in der Unterwelt von A nach B kam und wir waren schnell am Eingang.

Es war hier wirklich sehr warm und man konnte die Flammen schon durch das riesige schwarze Tor sehen, darauf waren Symbole, deren Bedeutung ich noch nicht kannte, eingraviert. Sie sahen beängstigend aus und ich ging davon aus, dass es keine netten Worte waren.
"Was steht da?", fragte ich Lethe neugierig.
"Das musst du Hades fragen. Niemand, außer ihm, kann diese Sprache. Soweit ich weiß bedeutet es so etwas wie >Gute Reise<, aber ich bin mir nicht sicher", klang ihre Stimme freundlich.
Mit Vielem hatte ich gerechnet, aber die Aufschrift >Gute Reise< vor dem Eingang der Hölle zu finden, überstieg meinen Verstand. Die Menschen hatten eindeutig ganz andere Vorstellungen von diesem Ort und ich hätte mit einem Fluch oder einem Bann gerechnet.
Der Boden war trocken und roch nach verbrannter Erde, bei jedem Schritt wirbelte Staub auf, der sich aber gleich wieder senkte, so schwer war es hier. Die Schuld der zukünftigen Höllenbewohner ließ die Luft schwerer wirken, so etwas Drückendes hatte ich schon lange nicht mehr gespürt. Es fühlte sich an, als läge eine tiefe Schuld auf meinem Herzen und konnte nur durch ein ehrliches Geständnis und eine Akzeptanz meiner Strafe wieder weggehen.
Die Menschen, die vor dem Tor warteten, verbeugten sich vor uns und die, die es nicht taten, wurden von den Wachen, große gruselige Kerle in Schwarz, geschlagen. Ich hatte keine Angst vor ihnen, aber ich konnte mir gut vorstellen, wie sie auf Andere wirken mussten. Sie waren knapp drei Meter groß, manche von breiter und manche von schmaler Statur. Die Breiten waren sehr massig und wenn sie sich bewegten, erzitterte der Boden. Die Schmalen waren sehr wendig und flink und konnten in Sekunden vor einem Menschen auftauchen und ihn weiter schubsen.
„Tut mir leid, aber es muss hier so sein", entschuldigte sie sich für das Verhalten der Wachen.
Verständnisvoll sah ich sie an, „Kommen hier eigentlich auch unschuldige Menschen hin? Also aus Versehen?"
„Nein", lachte sie und es klang schaurig, „Niemand hier ist unschuldig. Überzeuge dich selbst", schlug sie mir vor, aber ich lehnte ab. Ich war noch nicht so weit, um die Gedanken derer hören zu wollen, die in die Hölle mussten.
Erst vor kurzem war mir aufgefallen, dass ich die Stimmen in ihren Köpfen hören konnte und da Lethe es mit mir trainiert hatte, hauptsächlich um sie auszuschließen, hatte ich es mittlerweile sehr gut im Griff. Entspannend waren die Stimmen friedlicher Menschen, aber umso aufwühlender die der Anderen.

Hades kam kaum ins Schloss und wenn er dann endlich da war, erzählte er nichts von seiner Arbeit, er fragte immer nur mich aus. Von meinem Besuch in der Hölle war er nicht sehr angetan, aber er verstand meine Neugier.
„Lethe ist anders als ich mir Dämonen vorgestellt habe", sagte ich an diesem Abend zu ihm.
Schmunzelnd sah er mich an, „Wieso? Hat sie dich noch nicht verflucht?"
„Nein", verdrehte ich die Augen, „Ich ging davon aus sie nicht zu mögen, weil du mit ihr schon Sex hattest", funkelte ich ihn böse an.
„Hatte ich aber nicht", beobachtete Hades mich skeptisch.
„Okay, ich wollte nur sicher gehen", trällerte ich vor mich hin und ging aus dem Zimmer.
„Stopp. Hier geblieben", rief er mir nach.
Angewurzelt blieb ich stehen und drehte mich langsam um, seine Stimme klang wütend.
„Du wolltest nur wissen ob ich Sex mit ihr hatte?", fragte er und kam näher.
Vorsichtig nickte ich.
Jetzt fing er an zu lachen, „Du bist so seltsam. Statt mich einfach zu fragen, erfindest du eine Tatsache und prüfst, wie ich darauf reagiere?"
Zustimmend nickte ich und grinste frech.
„Wie soll ich dich denn dafür bestrafen?", tippte er sich auf sein Kinn und ging prüfend um mich herum.
„Gar nicht", schlug ich ihm vor.
„Oh, doch", seine Stimme klang ruhig und immer noch umkreiste er mich, „Ich werde in der Menschenwelt die richtige Strafe dafür finden", grinste er süffisant und ging an mir vorbei.

Für einen kurzen Kuss kam er wieder zurück, aber dann stürzte er sich wieder in seine Arbeit. 

Hades und Persephone - Band 2 - Tödliche Liebe, bis ans EndeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt