Kapitel 44 - Hades

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„Dieser dreckige Sohn einer Hure", dachte sich der Herrscher der Unterwelt, als ihn der Blitz seines Bruders traf

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„Dieser dreckige Sohn einer Hure", dachte sich der Herrscher der Unterwelt, als ihn der Blitz seines Bruders traf.
Überall in seinem Körper konnte er spüren wie sich die Ladung ausbreitete. Sein Blut wurde bröckelig und konnte nur noch schwer durch seine Adern gepumpt werden. Seine Muskeln erschlafften, seine Haut glühte und sein Herz gab für einen kurzen Moment den Dienst auf.
Er fiel zu Boden wie ein Stein und zu all dem Schmerz, den der Blitz verursachte, tat ihm jetzt auch noch der Kopf weh. Hades war nur am Fluchen und hasste seinen Bruder mehr denn je.
Als junge Götter hatten sie das öfter gemacht, sich mit Blitzen und Feuer beworfen, um ihre Kräfte zu testen, aber Zeus wurde immer stärker und Hades fand es irgendwann nicht mehr lustig, immer am Boden zu liegen.
Dieser Blitz war jedoch anders als alle anderen zuvor, er war dazu gedacht, jemanden zu töten und der Herrscher wurde noch wütender, weil Zeus die Absicht hatte, ihn auf Persephone zu werfen.

Hades spürte wie er hochgehoben wurde und eine Stille sich um ihn herum ausbreitete, es war eine drückende Ruhe und keine Angenehme. Dann wurde er wieder auf einen bebenden Boden gelegt und fühlte die Angst seiner Freunde. Athene und Lethe liefen zu ihm und wollten ihn wecken, aber er war zu schwach um ihnen ein Zeichen zu geben.
Sein Körper schmerzte und ein kleiner Teil wünschte sich, dass Zeus seine Strafe nun endlich bekommen würde, aber nur ein kleiner Teil, denn Hades war kein rachsüchtiger Gott.
Obwohl man ihm Sturheit und Chaos nach sagte empfand er eher, dass diese Eigenschaften zu seinem Bruder passten, als zu ihm.
Er spürte die Hitze, er roch die Verbrennungen und er hörte seine Frau schreien.

Mit aller Kraft schlug er die Augen auf und sah Charon an. Um sie herum herrschte Chaos und Verderben und er konnte nun nicht mehr länger liegen bleiben.
Sein Freund half ihm auf die Beine und drehte ihn zu dem Geschehen um.
Da stand seine Frau, ganz schwarz wie Kohle war ihre Haut und ein mächtiges Feuer tobte um sie herum. Der Boden um sie war vertrocknet und schien zu sterben. Hades fühlte den Schmerz der Tiere und Pflanzen und hatte Mitleid. Diese Ungerechtigkeit, die gerade in dieser Welt zu passieren drohte, würde ihn lange verfolgen, wenn er jetzt nicht einschritt.
Zeus und Demeter hatten Angst, aber sie waren zu stolz, um zuzugeben, dass sie einen Fehler gemacht hatten.
Seine Schwester tat einen letzten Versuch, Persephone aufzuhalten, aber das machte alles nur schlimmer. Was hatte Demeter sich dabei nur gedacht? Wollte sie wirklich eine wütende Frau, die Tod und Zerstörung säen konnte, mit dem sterben der Pflanzen bedrohen?
Lächerlich klein kamen ihm seine stolzen Geschwister vor und seine Frau strahlte für ihn in hellem Licht.

Hades musste einschreiten.
„Persephone", klang es aus seiner Kehle und sie drehte sich sofort zu ihm um.
Sein Herz machte einen Salto, als sie ihn in ihre Arme nahm und er spürte ihre Hitze angenehm auf seiner Haut.
Diese Macht war ihm unheimlich, aber die Person, die sie in sich trug, liebte er abgöttisch und konnte sich nicht vorstellen, dass sie jemals jemanden absichtlich verletzen wollte.
Lange hatte sie ihre Wut unterdrückt und lange ihre wahre Macht für sich behalten, aber nun war es ihr zu viel geworden und Hades hatte ihr nicht beistehen können. Seine Gedanken wurden von Atlas unterbrochen, als er plötzlich vor ihnen auftauchte und sich zwischen die Streitenden stellte.
Rhea hatte ihn sicher geschickt, denn sie wollte für ihre Kinder nur das Beste und wusste, dass Atlas sie sofort zur Ruhe bringen konnte.
Er war mächtig und auch Zeus hatte große Angst vor ihm.
Atlas war kein gewöhnlicher Titan, er hielt den Himmel über der Erde und achtete so darauf, dass Gaia immer von einer Luft umgeben war, die das Leben auf ihr ermöglichte.
Er war es auch, der Uranos von ihr fernhielt und ihr so Schutz bot. Denn Uranos war ihr Ex-Mann, den sie über alles hasste. Er hatte sie damals dazu gezwungen, ihre Kinder in sich zu tragen und sie konnten niemals hinaus. Immer wieder hatte er sie vergewaltigt, bis der Vater von Hades, Zeus, Hera und Demeter mutig genug war, um sich gegen seinen eigenen Vater aufzulehnen. Dass er selbst ein schrecklicher Herrscher sein würde, hatte Gaia nicht bedacht, aber es war wohl das Schicksal dieser Familie, dass die Männer von ihren Söhnen ermordet wurden und so tat Zeus was er tun musste und die Kriege zwischen Kindern und Eltern begannen.
Einige Titanen hatten sich auf die Seite von Zeus gestellt und einige eben nicht, diese verweilten nun im Tartaros und wurden streng bewacht. Töten durfte man sie nicht, denn Gaia ließ das nicht zu, trotz allem waren es ihre Kinder.
Hätte Atlas sich von ihr gelöst, wäre binnen Sekunden jedes Tier, jeder Mensch und sogar einige Götter tot umgefallen.
Er war die Ruhe selbst und nur wenig konnte ihn aufregen, seine Tochter allerdings von Zeus und Demeter bedroht zu sehen, brachte ihn schon sehr nahe an einen Wutanfall.
Er war alt, sehr alt und hatte die chaotischen Zeiten hinter sich gelassen, seine kleinen Verwandten, die Götter, so zu sehen, betrachtete er mehr als Witz, aber nun war Gaia auf diesen Streit aufmerksam geworden und sie liebte die Menschen, wie ihre eigenen Kinder.
Sollte aber jemand sterben, dann die Götter, nicht die Menschen.
Atlas hatte den Wunsch der Urmutter gehört und wollte nun wissen, was hier vor sich ging. Noch war er nicht bereit, seine kleinen Verwandten zu töten, aber wenn es sich nicht vermeiden ließ, würde er es tun.
Er sah diese kleine wütende Frau und seine Gefühle schwankten zwischen Stolz und Verachtung.
Wie konnte sich sein Fleisch und Blut dazu herablassen, auf die Spielchen von Zeus einzugehen?

„Wer hat das getan?", donnerte seine Stimme, aber er wusste es eigentlich schon, er wollte nur testen, wie sich die Parteien herauswinden wollten.
Überrascht lauschte er den Worten, niemand log ihn an, keiner wollte es schön reden, die Wahrheit sprach aus ihnen und er beruhigte sich.
So unvernünftig wie er dachte, waren sie gar nicht und nun hörte er gebannt zu.
Fasziniert von seiner Tochter und ihren Gefühlen zu dem kleinen Gott, hörte er zu und genoss die Wärme, die sie ausstrahlte. Atlas hörte ein zweites Herz in ihr schlagen und konnte es ihr nun nicht länger verheimlichen.
Persephones Reaktion auf die Neuigkeit, ihren Vater vor sich zu haben, hatte er nicht kommen sehen und schmunzelte Hades bedrückt an.
Der wiederum hob nur verlegen die Schultern und kniete sich vor seiner Frau nieder, dabei hob er sie hoch und Atlas brachte sie in den völlig zerstörten Olymp.

Nichts war mehr an seinem Platz. Die riesige Halle, in der sie viele Feste gefeiert hatten, gab es nicht mehr. Den Garten, in dem die Götter oft spielten und sich entspannten, erkannte man kaum wieder. Alles war voll Blut. Trauernde und aufgelöste Götter irrten umher, so hatte Hades seine Verwandten noch nie erlebt.
Die beiden Männer standen ratlos um Persephone herum und sahen sich an, Zeus gesellte sich zu ihnen.
„Es tut mir leid", sagte er mit viel Trauer in der Stimme und auch Demeter weinte bitterlich.
„Ihr seid verwöhnte kleine Kinder, die es nicht ertragen können, wenn sie ihr Spielzeug teilen müssen", sprach Altas angewidert zu den Beiden und sah sie verachtend an, „Was machen wir mit ihr?", deutete er auf den schlafenden Körper seiner Tochter.
„Wir bringen sie nach Hause", mischte sich nun Lethe ein und Atlas sah sie verwundert an.
„Du bist eine Dämonin", stellte er fest, als hätte sie nicht das Recht, hier mitzureden.
Langsam legte sie ihre Kapuze ab und sah Atlas genau an, er musterte ihr Gesicht und fing an zu lachen, „Oh, ja. Dich kenne ich. Ich habe deine Arbeit als Schutzgeist der Menschen oft beobachtet und dich gegen deinen Herrscher zu stellen fand ich sehr mutig", lachte er weiter und mit einer kleinen Handbewegung von Atlas erschienen ihre Augen wieder.
Sprachlos griff sie sich ins Gesicht und fühlte ihre Augenlider, ihre Haut um diese Stelle war weich und sie konnte alles ganz klar sehen. Atemlos bedankte sie sich, aber Atlas winkte nur ab, „Nicht dafür", nun wandte er sich wieder zu Zeus, „Hör endlich auf mit dem Scheiß und benimm dich wie ein Erwachsener", befahl er ihm und dann hob er vorsichtig seine Tochter vom Boden auf und trug sie auf seinen Händen in die Unterwelt.
Abkürzung wollte er keine, die Nähe seines Fleischs und Blutes genoss er zu sehr und er wollte nicht, dass es schnell vorbei war.
Wie ein besorgter Vater sah er sie immer wieder an und legte sie vorsichtig in ihr Bett, im Schloss der Unterwelt, dann sah er sich um.
„Und das gefällt ihr?", fragte er Hades und dieser nickte freundlich.

Demeter und Zeus waren im Olymp geblieben und damit beschäftigt, ihn wieder aufzubauen, während Hades, Lethe, Athene und Altas auf das Erwachen ihrer Königin warteten.
Asklepios wurde gerufen und er kam sofort, nachdem er die Wunden der anderen Götter versorgt hatte, „So etwas habe ich noch nie gesehen", erzählte er von dem Frieden im Olymp, „Alle helfen zusammen und sogar Zeus packt mit an. Wer hat ihm denn so den Kopf gewaschen?", fragte er neugierig und blickte in die Runde.
Alle Anwesenden sahen zu Atlas, der hob aber nur unschuldig seine Hände, „Ich denke, es war meine Tochter, nicht ich", gab er zu und sein Gesicht füllte sich mit Stolz, als alle wissend nickten.
Der Heiler untersuchte die schlafende Schönheit und stellte fest, dass es ihr und dem Kind gut ging.
Das Kind war kräftig, aber nahm sich nun etwas zurück, als spüre es die Verletzlichkeit seiner Mutter.
Sie warteten lange und immer wachte jemand an ihrer Seite.
Hades war es, der ihre Bewegungen bemerkte und langsam zu ihr ging. Er streichelte ihre Hand und sagte liebevoll ihren Namen.
Dann schlug sie die Augen auf und sie waren blutrot. 

Hades und Persephone - Band 2 - Tödliche Liebe, bis ans EndeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt