Kapitel 24 - Persephone

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Hades führte mich geduldig den Strand entlang und wir genossen die Zweisamkeit auf der Halbinsel Mani, hier war nämlich sein bevorzugter Aus- und Eingang

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Hades führte mich geduldig den Strand entlang und wir genossen die Zweisamkeit auf der Halbinsel Mani, hier war nämlich sein bevorzugter Aus- und Eingang. Es gab viele Tore in unserer Heimat, aber er liebte diesen und ich wollte endlich alles über ihn wissen. Es lag auf der Hand, wieso er Griechenland am liebsten hatte, aber ich wollte es aus seinem Mund hören.
"Ja, ich fühle mich als Grieche und ja, ich mag den Gedanken, den Menschen den Mittelfinger zu zeigen", schmunzelte er, als ich ihn darauf angesprochen hatte.
Es tat gut, ihn richtig eingeschätzt zu haben und ließ unsere Schwierigkeiten so ein bisschen in den Hintergrund treten.
Als moderne Frau, war es Wahnsinn, einen Mann zu heiraten, den ich erst so kurz kannte, aber es war Liebe und ich fühlte mich beinahe jeden Tag wohl mit meiner Entscheidung. Es gab Momente, in denen ich es hinterfragte, aber bereut hatte ich es noch nie.

Den feinen Sand zwischen meinen Zehen zu spüren war ein prickelndes Gefühl und so ging ich ein paar Schritte ins Wasser. Kleine Kieselsteine wurden um meine Füße gespült und ich genoss die Ruhe um uns herum. Der Mond zeigte sich in Form einer kleinen dünnen Sichel und Dunkelheit umgab uns.
„Was ist dein bevorzugtes erstes Ziel?", fragte Hades mich mit ruhiger Stimme, um die Stille nicht zu stören.
„Yvonne", sagte ich, „Ich muss wissen, dass es ihr gut geht", gestand ich meinem Mann.
Wortlos nickte er und nahm meine Hand.

Mit einem Blinzeln waren wir schnell am Flughafen von Athen und hatten zuvor schon einiges eingekauft. Da es für einen Frühlingstag ausgesprochen kühl war, trug ich eine lange blaue Jeans und ein schwarzes einfaches Shirt, dazu eine dunkelrote Weste. Hades wollte eigentlich etwas Ähnliches anziehen, aber ich verbat ihm den Partnerlook, denn wir waren kein altes Ehepaar, das so etwas tat, absolut kein Paar sollte so etwas tun. Also entschied er sich für eine schwarze Jeans, ein weißes Shirt und eine schwarze Lederjacke. Er sah so verführerisch aus und rundete seinen Look mit einer dunklen Sonnenbrille ab.
„Hier, dein Pass", überreichte er mir mein Dokument und lächelte dabei.
Prüfend sah ich das dunkelrote Heftchen in meinen Händen an, „Charon hat gute Arbeit geleistet, aber seit wann bin ich denn Fünfundzwanzig?", fragte ich Hades mit einem Blick auf mein Geburtsdatum.
„Wir dachten, das entspricht eher deinem Äußeren", gab er verlegen zu.
Er wollte mir damit sicher auch schmeicheln, aber ich konnte es nicht abstreiten. Seit meinem Bad im magischen Wasser, sah ich nicht nur jünger aus, ich fühlte mich auch so. Es war beinahe lächerlich, wie jugendlich mein Körper sich anfühlte und wie stark ich ohne Schlaf war. Früher gab es viele Tage, an denen ich nicht aus meinem Bett wollte, weil ich erschöpft war. Jetzt gab es nur noch Tage, an denen ich nicht aus dem Bett wollte, weil ich mit Hades die Zeit verbringen wollte. Wir waren wie frisch verliebte Teenager und es fiel mir oft schwer, die Finger von ihm zu lassen. Hin und wieder erwischte ich mich bei dem Gedanken, dass das vielleicht ungesund sein könnte, aber kaum zog er sich aus, oder lächelte mich an, war es um mich geschehen, und ihm ging es nicht anders.

Unser erstes Ziel war der Flughafen Wien, dann sollte es mit dem Auto weitergehen, aber nicht in die Stadt, denn ich hatte über die sozialen Medien gesehen, dass Yvonne umgezogen war und Charon hatte die Adresse herausgefunden.
Meine beste Freundin lebte nun in einem kleinen Dorf und hatte dort, soweit ich es auf ihren Fotos sehen konnte, ein Häuschen für sich und ihre zwei Kinder, was mir große Sorgen bereitete, denn Yvonne wollte nie Kinder oder eine Familie haben. Der Flug verging schnell und Hades hatte versucht mich zu überreden Sex an Board zu haben, aber ich war zu aufgeregt und machte mir zu viele Gedanken, um darauf eingehen zu können.
Seine Laune war dementsprechend unausgeglichen, als wir vor dem Haus von Yvonne standen. Ratlos stand ich davor. Ich hatte mir keinen Plan überlegt und war nun auf den Ideenreichtum des schlecht gelaunten Mannes, neben mir, angewiesen.
„Läute einfach an", war sein Ratschlag,
„Ähm, ja. Danke für den Tipp", antwortete ich sarkastisch.
Yvonne kam zufällig in dem Moment aus ihrem Haus und hatte zwei Kinder an der Hand. Wortlos ging sie an uns vorbei, was mir einen Stich ins Herz versetzte. Meine beste Freundin erkannte mich wirklich nicht.
Sie sah immer noch wunderschön aus, ihre langen blonden Haare waren mit feinen grauen Härchen durchzogen, was ich aber nur sah, weil meine Augen um einiges besser waren, als die normaler Menschen. Ihre Haut war rein und kaum Falten hatten sich in all den Jahren gebildet, was ich aber eher einem guten Chirurgen als der Natur zusprach.
„Anna, komm jetzt", rief sie neben mir und sah dabei zu dem kleinen, ich schätzte, zweijährigen Mädchen das neben mir stehen geblieben war.
Neugierig sah sie mich an und ich lächelte ihr zu, dann ging sie zu ihrer Mama.
„Sie hat ihre Tochter nach mir benannt", drehte ich mich traurig zu Hades um.
„Zufall", raunte er.
Skeptisch hob ich eine Augenbraue, „Und was, wenn nicht?"
„Du hast es mir versprochen. Nur schauen, nicht eingreifen", erinnerte er mich kraftvoll an das Gespräch vor unserer Reise.
Genervt atmete ich tief ein und drehte mich dann wieder zu meiner Freundin und ihren Kindern um. Sie gingen zu Fuß und ich wollte ihnen folgen.

Hades und Persephone - Band 2 - Tödliche Liebe, bis ans EndeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt