Kapitel 11 - Persephone

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Zwei Tage hatte Erich sich nicht gemeldet, was ihm gar nicht ähnlich sah, und ich beschloss, zu ihm in seine Wohnung zu gehen

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Zwei Tage hatte Erich sich nicht gemeldet, was ihm gar nicht ähnlich sah, und ich beschloss, zu ihm in seine Wohnung zu gehen. Sie war leer und mit leer meinte ich wirklich leer. An den Wänden war nicht einmal mehr Tapete oder Farbe, es sah aus wie der Rohbau seiner Wohnung, als hätte hier noch nie jemand gewohnt.
„Erich?“, rief ich laut, bekam aber keine Antwort.
Schnell nahm ich mein Handy zur Hand und rief ihn an, nichts.
Hades konnte nicht Recht haben, es war unmöglich, vielleicht war ich verwirrt und hatte mich im Haus geirrt.
„Kassandra. Leonas. David“, rief ich zu Hause und die Drei kamen gleich angelaufen, „Wir gehen ein bisschen spazieren“, sagte ich mit fester Stimme.
Die Stadt war menschenleer und wurde nun richtig gruselig.
Vorbei an leeren Geschäften, ausgestorbenen Straßen und herumstehenden Autos, kam es einer Zombie-Apokalypse gleich. Der Himmel verfärbte sich dunkelblau mit Wolken in der Form von Tränen, was ich eher einem Klecksbild-Effekt zuschrieb, ich war traurig, also sah ich Tränen.
Auf einer leeren langen Einkaufsstraße sah ich plötzlich einen Mann in der Ferne stehen, ich erkannte Charon nicht gleich, aber dann lief ich auf ihn zu.
„Alter Freund“, begrüßte ich ihn herzlich und er umarmte mich fest.
„Persephone, meine Liebe“, grub er seinen Kopf an meinen Hals und atmete angestrengt aus.
Nun drehte ich mich zu meinen ungewohnt stillen Kindern um, „Kassandra, Leonas und David, das ist ein alter Freund von mir, Charon“, sagte ich zu meinen Kleinen und sie sahen ihn mit großen Augen an, sagten aber kein Wort.
„Wir müssen reden“, fing er gleich an.
Wissend nickte ich und nahm meine Kinder an der Hand, wir gingen ein Stück durch die leere Stadt.
„Hades hat mir erzählt, dass du es nicht glauben kannst“, es war keine Frage, so wie er es ausdrückte.
„Fang nicht davon an, selbst wenn ich es glauben würde, würde ich meine Kinder niemals zurück lassen“, wurde ich nun wütend.
„Das wissen wir“, wirkte er eingeschüchtert.
„Ich baue das hier wieder auf und dann lebe ich hier, in meiner eigenen kleinen Welt“, stellte ich fest, denn auch ich konnte nicht abstreiten, dass hier etwas nicht stimmte und wohl mit mir zu tun haben musste.
Nickend ging mein Freund neben uns her, sagte aber nichts mehr.
„Weißt du, Charon. Er hat mich sowieso verraten und so jemandem kann ich nicht vertrauen“, platzte es nach ein paar Schritten aus mir heraus.
„Rede doch nicht so einen Blödsinn. Du liebst ihn und du hast ihm schon lange verziehen“, stoppte mich mein Freund.
Mit aufgerissenen Augen starrte ich ihn an.
„Du bist so mächtig und er ist immer noch hier. Hättest du gewollt, hätte er niemals hier reinkommen können und wäre auch jetzt nicht mehr da, aber er ist es und ich auch. Du liebst uns einfach“, grinste er mich an und ich musste lachen.
„Ja, aber dich liebe ich mehr“, kicherte ich vor mich hin.
„Wir wissen beide, dass das nicht stimmt“, nun sah er nach oben und ich verfolgte seinen Blick.
Da stand Hades, in aller Pracht, auf einem Hochhaus und sah zu uns herunter.
Er war ganz in schwarz gekleidet, hatte wieder seinen 3-Tage-Bart und seine Augen konnte ich bis hierher strahlen sehen. Eine Handbewegung später stand er schon vor mir und an seiner Seite war ein dreiköpfiger Hund. Dieses Geschöpf war so groß wie ein vierstöckiges Haus, sein schwarz mattes Fell schien sich zu bewegen und erst bei genauerem Hinsehen konnte ich Schlangen darin sehen. Seine Augen funkelten dunkelrot und seine blitzweißen Zähne wirkten bedrohlich. Als er mich aber sah, fing er an, mit seinem Schwanz zu wedeln und ließ seine blutrote Zunge heraus hängen, so wirkte er sogar etwas verspielt und süß.
„Darf ich euch Zerberus vorstellen?“, wandte er sich an meine Kinder.
Zuerst waren sie eingeschüchtert und drängten sich eng aneinander, doch dann passierte etwas.
Ihre Haare wurden schlagartig pechschwarz und ihre Körper verformten sich unnatürlich. Vor mir standen nun drei riesige Höllenhunde und sie trugen Halsbänder. Mit einem Mal wurde mir bewusst, wie recht Hades hatte. Das waren meine Lebensretter und treuen Begleiter. Ihre Lieblingsfarben trugen sie um den Hals, ihr Fell glänzte wie polierter Onyx und ihre Bewegungen waren anmutig und fließend. Sie sahen mich erwartungsvoll an und machten große Augen zu Zerberus hinauf.
„Ihr dürft spielen“, lachte ich und in dem Moment stürzten Cutie, Rambo und Einstein auf Zerberus zu, der mit so viel Energie nicht gerechnet hatte und erst mal zurück wich.
Rambo war schnell auf seinem Rücken oben und ich hatte Sorgen wegen der Schlangen, aber auch die waren nicht aggressiv, sondern umwickelten spielerisch, die fast zierlichen Beine meines wilden, kleinen Rackers.
Glücklich stand ich da und sah ihnen beim Kennenlernen zu.
„Darf ich euch jetzt mit zu mir nehmen?“, flüsterte Hades neben mir und hielt meine Hand fest in seiner.
„Wieso bleiben wir nicht einfach hier? Kein Zeus und so“, grinste ich verlegen, denn ich wusste ja, dass das nicht ging.
Hades war nunmal der König der Unterwelt und diese musste er leiten. Ich war mir ziemlich sicher, dass ihn meine Suche schon viel Ärger und Arbeit gemacht hatte.
"Das geht leider nicht. In dieser Welt hast nur du das sagen und sei mir nicht böse, es hat Jahrhunderte gedauert, die Unterwelt zu kreieren, ich hätte dich gerne dort, bei mir", sah Hades mich liebevoll an.
„Können wir dann endlich mal ficken?“, fragte ich so ernst wie möglich.
Schnell wurden seine Augen groß und er sah mich überrascht an. Diese Direktheit war er vielleicht nicht gewohnt von mir. Fest nahm er mich in den Arm und drückte mir seine harte Erektion gegen mein Becken, „Nichts lieber als das“ und küsste mich dann endlich.
Mit einer einfachen Handbewegung meinerseits ließ ich die Stadt um uns herum zu Staub zerfallen und betrat gemeinsam mit Hades seine Unterwelt.

Die stickige Luft, die mich schwer atmen ließ.
Die Dunkelheit, die mich nicht weit sehen ließ.
Der Lärm, der Klagenden, der mich fast um den Verstand brachte.
„So wird es jetzt immer sein?“, blickte ich etwas enttäuscht und angewidert zu ihm.
Hades nahm mich wieder fest in seine Arme, „Zweimal im Jahr darfst du es zu deinem Paradies machen“, versprach er mir liebevoll.
„Zwei Mal? Wieso zwei Mal?“, war ich irritiert.
„An deinem Geburtstag und an unserem Hochzeitstag“, sagte er mit liebevoller Stimme und ein Grinsen umspielte seine Lippen.
„Mit Blumen und Bienen?“, fragte ich erfreut.
Er nickte.
„Mit klarem Wasser und frischer Luft?“, wollte ich es nun genau wissen.
Er nickte wieder.
„Mit Sonne und Wolken?“, war ich ganz aufgeregt.
Hades stieß ein Lachen aus, „Mit absolut allem, was du willst“, küsste er mich und ich nahm den Lärm um uns nur noch halb so laut wahr.

Hades und Persephone - Band 2 - Tödliche Liebe, bis ans EndeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt