Zweite Vergangenheit?

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Am nächsten Morgen wurde ich von Tinchen geweckt um zur Schule aufzubrechen. Der gestrige Tag war eh schon eine Katastrophe gewesen und ich hatte wirklich Angst was dieser Tag bringen würde. Aber gestern als wir nach Hause kamen hatten wir uns ausgeruht und einen kleinen Film geschaut. Das war wenigstens ein kleiner Trost nach der Attacke aber so ganz der Alte war ich dann doch nicht was Tinchen relativ schnell merkte. "Bedrückt dich was Billy?", fragte sie mich voller Sorgen. "No, va tutto bene. (Ne alles gut.)", antwortete ich ihr gezielt auf Italienisch um wirklich sicher zu sein das sie mich tatsächlich verstanden hatte. "Ach komm Billy. Du brauchst mich nicht anlügen. Ich merke doch das mit dir was nicht stimmt. Und auf Italienisch zu antworten wird dir auch nicht viel bringen.", meinte sie zu mir und setzte sich auf den Rand des Bettes. "Du hast mich also doch verstanden. Wenigstens eine die weiß wer es war.", sagte ich traurig zu ihr. "Jetzt mach dir keinen Kopf darum. Ich bin ja bei dir und werde dich immer beschützen. Ist doch mein Wort als Killerin und nein, ich werde sie bestimmt nicht töten auch wenn ich es gerne getan hätte. Da kann ich mich gezielt beherrschen.", erklärte sie mir und hoffte so an mich heran zu kommen. "Ich habe keine Lust hin zu gehen Tinchen. Es wird wieder wie früher sein. Ich halte das nicht mehr aus mit dem Mobbing und will nicht daran kaputt gehen.", vertraute ich ihr an und hoffte sie so zu überreden hier zu bleiben. "Nein Billy, ich will sehen wie es früher bei dir war und unterstütze dich tatkräftig. Keiner wird hier gemobbt!", sagte sie ruhig zu mir und bat mich endlich fertig zu machen. Mit mieser Laune stand ich auf, zog mich schnell an und machten uns auf dem Weg zur Schule.

Dort angekommen erwartete mich schon das was ich mir gedacht hatte. Julian, Joe und Leon standen noch vor der Tür und passten mich ab. Tinchen ist noch kurz beim Bäcker in der Nähe abgebogen wie ich es ihr beschrieben hatte um etwas zum Frühstück zu holen. "Na Billy? Doch hierher ohne sie im Schlepptau?", fragte mich provozierend Julian und lachte dabei. "Sie wird gleich da sein! Los lass mich vorbei. Ich will keinen Ärger!", antwortete ich schlecht gelaunt und wollte einfach nur in das Gebäude gehen. "Oh nein mein Freund! Jetzt bist du fällig!", gab Julian von sich und alle drei kamen auf mich zu. Ich wich einige Schritte zurück und hoffte jemand würde mir zu Hilfe eilen. Und tatsächlich kam jemand und ja die kannte ich bis jetzt sehr gut. "Hey ihr Feiglinge! Schluss damit!", rief Tinchen und stieß die drei von mir weg. Julian, Joe und Leon fielen hin und sahen sie nur verdutzt an. Nur Julian musste wieder weiter machen. "Was willst du hier Tussi?! Du gehörst nicht zu uns!", schimpfte Julian und beleidigte sie gleich wie immer. "Wie hat sie uns drei gleichzeitig wegstoßen können?", fragten sich Joe und Leon. "Die innere Ruhe muss durch den Körper fließen wie ein Fluss.", antwortete sie ruhig und war nur aufbrausend um mich zu beschützen. "Ich brauche keine Weisheiten von dir!", meckerte Julian und verdrehte seine Augen dabei. "Tja wer sie nicht hören will kann sie auch fühlen.", meinte sie nur lächelnd zu ihm und lehnte sich an mich. Ihre Nähe wieder zu spüren verpasste mir eine Gänsehaut und meine schlechte Laune verflog sofort. "Ihr solltet lieber achtsam sein was ihr genau tut. Jeder Schritt könnte für euch unangenehme Konsequenzen haben.", merkte ich an und grinste. "Grins nicht so blöd Billy! Du fühlst dich jetzt nur stark weil sie da ist! Ohne sie bist du ein Niemand! Und genau so ist es auch wo deine Eltern gegangen sind.", sagte Julian boshaft zu mir und traf mich damit wieder an dem wunden Punkt wegen meiner Eltern. "Seine Eltern können stolz auf ihn sein im Gegensatz zu deinen! Sie haben alles richtig gemacht in der Erziehung und haben aus ihn einen Mann gemacht. Du fühlst dich ja auch nur stark wenn du deine beiden Kumpels dabei hast. Und das ist in meinen Augen eine Memme die nicht alleine auf den Beinen stehen kann. Er hingegen kann es auch ohne seine Freunde und mich! Das beweist er schon wie er wohnt während du auf der Tasche deines reichen Vaters liegst. Lerne du erstmal ohne deine Kumpels zurecht zu kommen und dann reden wir weiter!", verteidigte mich Tinchen und ging Richtung Eingang an Julian, Joe und Leon vorbei. Doch das was jetzt folgte konnte sie nicht wissen. Julian holte etwas aus seiner Jackentasche, holte aus und schlug ihr mit voller Wucht auf dem Hinterkopf. Sie brach vor meinen Augen augenblicklich zusammen und blieb regungslos am Boden liegen. "Das hast du nun davon Girlie! Leg dich nicht mit mir an! Wer nicht hören will, muss eben fühlen!", zischte er und verschwand mit Joe und Leon ins Gebäude. Starr vor Schock betrachtete ich erst Tinchen bis ich realisierte was wirklich passiert war. An ihrem Hinterkopf hatte sie eine große blutende Platzwunde und es bildete sich schon eine kleine Blutlache. Nach einer kurzen Zeit trat ich an sie heran und kniete mich zu ihr auf den Boden. Wie in Trance fühlte ich ihren Puls und kontrollierte geistesabwesend die Atmung. Bis jetzt war alles noch im grünen Bereich aber sie benötigte dringend ärztliche Hilfe. Aus der Trance wieder erwacht holte ich panisch mein Handy heraus und wählte den Notruf. Mit zitternder Stimme erklärte ich alles genau im Detail und merkte nicht das Lucas hinter mir stand. Die Dame, die den Notruf von mir entgegen nahm, blieb in der Leitung bis die Leute vom Rettungsdienst eintrafen. Als die Sanitäter bei ihr waren ging ich ein paar Schritte zurück und ließ ihnen den Vortritt. Und da stieß ich mich bei Lucas an. Verwundert drehte ich meinen Kopf nach hinten und er legte stumm seine Hände auf meine Schultern um mir die Stütze zu geben die ich momentan brauchte. Irgendwann strich er mir über die Arme um mich innerlich auch zu beruhigen da ich immer noch etwas panisch reagierte. "Fordere den Heli an! Sonst wird sie es nicht überleben!", meinte plötzlich einer der Sanitäter worauf der andere sofort tätig wurde. "Helikopter?", fragte ich verwirrt und bekam es langsam mit der Angst zu tun. "Sie muss schnell in die Uniklinik von Paris! Mit dem Krankenwagen würde sie eventuell während der Fahrt versterben. Und das wollen wir nicht riskieren.", erklärte der Sanitäter als Antwort und kümmerte sich weiter um Tinchen. Der andere Sanitäter bestätigte die Ankunft des Helis und ein paar Minuten später traf er auch ein. Der Helikopter konnte auf der Straße landen da die Polizei den Straßenabschnitt für die Dauer des Einsatzes absperrte. Schnell verbrachten sie sie in den Helikopter und nach wenigen Minuten waren sie fertig zum Abflug. Ich stand nun etwas versetzt von Lucas und wollte mitfliegen aber Lucas hielt mein linkes Handgelenk fest. Er wollte nicht das ich sie begleite und schlug mir vor sofort in die Uniklinik zu fahren. Aber das wollte ich nicht und ich warf mit meiner rechten Hand meinen Magnethaken an den Helikopter während er abhob. Und da musste mich Lucas loslassen da er sonst mitgerissen wird. "Billy! Das ist zu gefährlich!", rief er noch hinterher aber das war mir zu diesem Zeitpunkt völlig egal. Ich hing nun am Helikopter dran und flog als blinder Passagier mit. Beim Landeanflug des Helis an der Uniklinik klinkte ich mich aus und landete auf dem Dach wo schon das Klinikpersonal wartete. Ungeduldig wartete ich bis sie gelandet waren und sie aus dem Helikopter holten. Schnell liefen sie mit ihr in die Klinik und ich lief stumm hinterher. Doch ab einer Tür wurde ich vom Klinikpersonal zurück gehalten und durfte nicht mit. Lange Zeit verging bis mich endlich ein Arzt ansprach. "Sie sind sicher der Freund von ihr habe ich Recht?", fragte er mich. "Ja! Wie geht es ihr?", fragte ich schnell entgegen und wollte eine klare Antwort haben. "Nun ja....ob sie es überleben wird steht auf einem anderen Stern geschrieben. Momentan geht es ihr sehr schlecht.", antwortete der Arzt und ich konnte auf dem Klemmbrett, was er dabei hatte, lesen in welchem Zimmer sie lag. Sofort schubste ich den Arzt auf die Seite und lief stur zum Zimmer wo Tinchen verlegt wurde. Der Arzt selbst kam mir kaum noch hinterher und verlor mich nach kurze Zeit aus den Augen. Am Zimmer angekommen betrat ich mit gemischten Gefühlen das Zimmer und ging an das Krankenbett wo Tinchen lag. Bestückt mit einer Sauerstoffmaske und in der linken Hand der Zugang lag sie seelenruhig da und hatte ihre Augen geschlossen. "Oh nein Tinchen.", gab ich leise von mir und legte vorsichtig meine zitternde Hand auf die Ihre. Sofort schoss mir das Bild in den Kopf als mein Vater im Sterben lag mit einem Zugang am rechten Handrücken und ein Schlauch der in die Nase führte um beatmet zu werden. Traurig sah ich zu Tinchen und wünschte mir das es nicht so sein wird wie bei meinem leiblichen Vater. Diese Situation wollte ich nicht ein zweites Mal erleben wollen und hoffte das dieser Moment nie wieder eintreffen wird. Ich holte mir einen Stuhl und setzte mich zu ihr. Allein lassen wollte ich sie einfach nicht und wollte nur das sie wieder gesund wird und alles übersteht. Über Julian verlor ich keinen einzigen Gedanken auch wenn ich sehr sauer auf ihn war. Aber ich konzentrierte mich jetzt auf Tinchen und das Projekt war mir in diesem Moment auch komplett egal. Es vergingen mehrere Stunden der Stille und die Vitalwerte sanken immer weiter ab. In meinen Augen stand es sehr schlecht um sie und ich hatte immer mehr Angst. Irgendwann waren die Werte so schlecht sodass ich den Notfallknopf drücken musste. Schnell kam das Personal herbei gestürmt und baten mich das Zimmer für eine kurze Zeit zu verlassen. Ich leistete ihrer Aufforderung Folge und lief den Gang nachdenklich auf und ab. Nach quälenden Minuten kamen sie wieder heraus und ich konnte wieder zu ihr. "Für Sie zur Info Monsieur Krähe...Ihre Freundin ist ins natürliche Koma gefallen. Bitte nicht wundern warum sie so richtig still ist und ihre Vitalwerte so niedrig sind.", informierte mich noch eine junge Krankenschwester bevor sie das Zimmer verließ. "Koma? Nein, bitte nicht.", flüsterte ich zu mir, legte meine rechte Hand wieder vorsichtig auf die Ihre und mit der anderen Hand hielt ich mir die Augen der Maske zu. Ich musste es mir richtig verkneifen nicht zu weinen aber ein paar Tränen liefen trotzdem über mein Gesicht. Irgendwann nahm ich mir meine linke Hand wieder von den Augen und sah aus dem Fenster. Ich merkte plötzlich eine elektrische Spannung in der Luft und konnte es mir nicht erklären woher sie kam. Es fing an zu knistern und ich bekam eine gewischt da ich meine Hand noch auf Tinchens Hand hatte. Irgendwas Unerklärliches ging gerade vor sich aber Abstand zu Tinchen wollte ich nicht halten. Und das hätte ich besser tun sollen. Da meine Maske aus schwarzem Metall bestand war das der perfekte Leiter dafür und an der Spitze meiner Schnabelmaske war ein Blitz zu sehen. Ohne das ich nachdenken konnte warf es mich plötzlich vom Stuhl und ich zuckte mehrmals am Boden zusammen durch die Stromstöße die ich ab bekam. Nach einer Weile hörte es auf und die elektrische Spannung war verschwunden. Langsam rappelte ich mich auf und stützte mich am Bett ab um mich wieder auf dem Stuhl hinzusetzen. Als ich es geschafft hatte saß ich nun schlapp und erschöpft auf dem Stuhl und sah mir Tinchen an. Irgendwas an ihr hatte meine Aufmerksamkeit erregt worauf ich sie genau musterte. Wie aus heiterem Himmel wurden ihre Vitalwerte verbessert und sie fing an ihre Hand, wo der Zugang war, zu bewegen. "Tinchen?", fragte ich vorsichtig und traute mich nicht ihr näher zu kommen. Sie öffnete ihre Augen und drehte langsam ihren Kopf zu mir. "Wo bin ich?", fragte sie mich leise und streckte sogar ihre Hand nach mir aus. "Du bist in der Uniklinik von Paris Tinchen. Es ist etwas Schreckliches passiert was ich selbst noch nicht ganz glauben kann. Aber ruhe dich erstmal aus bevor du wieder in Aktion trittst.", antwortete ich, nahm liebevoll ihre Hand und kam ihr wieder näher. "Oh nein! Ich spüre es schon wieder. Billy lass mich los!", sagte sie plötzlich und ich ließ sie schnell los und wich etwas zurück. Sie krampfte ihre Hände zusammen und ich merkte wieder die elektrische Spannung in der Luft. Aber dieses Mal blieb ich persönlich davon verschont und kleine Blitze waren über Tinchen zu sehen. Nach kurzer Zeit hörte es auf und Tinchen setzte sich auf. "Jetzt ist alles wieder so wie früher. Aber....was ist genau passiert das ich hier gelandet bin?", fragte sie mich und sah mich dabei an. "Julian hat dir irgendwas auf den Hinterkopf gehauen sodass du sofort zusammen gebrochen bist. Blutüberströmt lagst du auf dem Boden und ich habe dann den Notruf gewählt um dich zu retten.", antwortete ich ihr und spielte mit meinen Fingern herum. Sie hingegen stand einfach auf und drückte mich. Anschließend gab sie mir einen Kuss den ich in vollen Zügen genoss. "Billy? Bring mich bitte zur Klasse wo ihr das Projekt habt. Ich weiß das aktuell noch Unterricht ist und ich will die Drei jetzt böse überraschen.", meinte sie grinsend zu mir und gab mir nochmal einen Kuss. "Mache ich.", gab ich verliebt als Antwort und bekam noch einen von ihr. Ach das war so schön von ihr geküsst zu werden und ich fing wieder an im siebten Himmel zu schweben. Aber sie riss mich gleich wieder raus da sie unbedingt dorthin wollte. Also erfüllte ich ihr den Wunsch und verließ nach der Dokumentation mit den Ärzten mit ihr das Krankenhaus und machte mich mit ihr auf dem Weg zur Berufsschule.

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