Tja... Das Universum hatte eindeutig etwas gegen mich! Denn natürlich war meine Mutter eine Hanson!
Freudestrahlend hatte sie den Arm um mich gelegt und mich postwendend in Richtung Haus bugsiert. Als wir uns im schwarzhaarigen Riesen in der Eingangstür genährten, grinste dieser nur schief und sagte leise:
„Hi, Juna..."
Sein Ernst? Echt jetzt?
Nach alldem was mir diese dämlichen Bastarde angetan hatten, ein simples ‚Hi, Juna?!'
Alter Falter... Das konnte doch wohl nicht wahr sein oder? Aber anscheinend war das doch... Der Blick mit dem mich Alex maß, war überraschend intensiv. Seine dunkelbraunen Augen verengten sich, während er mein Gesicht betrachtete... Genauer gesagt, die Seite, die das Veilchen zierte. Ich schenkte den keine weitere Beachtung... Zu sehr war ich mit der Tatsache abgelenkt, dass ich mich wieder mit den vier Brüdern herumschlagen musste. Und dass, nachdem ich gerade erfolgreich einem Scheißkerl in meinem Leben entkommen war. Ich richtete kurz den Blick zum Himmel, bedanke mich herzlich für das anhaltende Pech und ließ mich schließlich von meiner Mutter in die Casa dell Höllenbrut ziehen. Höflich trat Alex zur Seite und lies uns ein. Ein wahrer Riese von Mann wartete im Flur hinter ihm - das musste Stiefpapa Hanson sein... Yay!
Grundgütiger... STIEFPAPA... das bedeutete, dass die vier Arschgeigen meine neuen Stiefbrüder waren. Innerlich schlug ich mir selbst gegen die Stirn.
Wow, Juna... du bist echt ne Blitzmerkerin!!! Am liebsten hätte ich mich umgedreht und wäre davon gestiefelt. Das Problem war nur, dass Becca einzigen Schlüssel zu ihrem Zuhause besaß und diesen natürlich mitgenommen hatte. Und zu Linus würde mich keine zehn Pferde zurückbekommen, was ja wohl klar wie dicke Tinte war! Wenn ich also die nächsten zwei Wochen nicht in einem Hotel verbringen wollte, hatte ich nicht wirklich Alternativen. Der weißhaarige Riese trat fröhlich auf mich zu und breitete die Arme aus.
„Juna! Ich freu mich so, dich endlich kennen zu lernen. Deine Mutter spricht in einer Tour von dir... ich bin Jason! Komm rein und fühl dich wie zu Hause. Ich glaube, du kennst meine Söhne noch von der Highschool?"Jepp! Und wie ich die vier Vollhonks kannte. Und ach, was freute ich mich doch, sie wieder zu sehen. (Sarkasmus lässt grüßen!) Ich ließ mich von Jason in eine Knochen brechende Umarmung ziehen und bemühte mich, nicht an seinem Bizeps zu ersticken. Ein leises Glucksen im Hintergrund verriet, dass zumindest Alex gerade eine echt gute Zeit hatte!
„Hey, Dad... Es ist alles vorbereitet und... Juni du bist ja schon da." Papa Hanson hatte mich endlich losgelassen und ich betastete unauffällig meinem Oberkörper, um mich von der Unversehrtheit meiner Rippen zu überzeugen. Mit aller Gewalt versuchte ich dabei zu vermeiden mich zu dem nächsten der Brüder umzudrehen, doch meine Mutter schien die ganze Situation vollkommen falsch einzuschätzen und flötete fröhlich: „Juni, Liebling... Du kennst doch Malik noch! Ihr wart die besten Freunde..."
‚Jaaaa, das waren wir. Bis der verdammte Scheißkerl mich für seine Brüder hatte sitzen lassen um sich dem allgemeinen Mobbing anzuschließen,' dachte ich genervt und drehte mich mit einem absolut zuckersüßen Lächeln zu meinem ehemals besten Freund um. Mit einer Stimme die so kalt wie die Antarktis war, presste ich nur seinen Namen zwischen den Zähnen hervor. Dann wandte ich mich wieder meiner Mutter zu. Diese betrachtete mich verwirrt und runzelte die Stirn. Schnell sagte ich: „Hier scheint recht voll zu sein... Ist gar kein Problem. Ich hab da ein sehr niedliches Hotel etwa 2 Meilen die Straße runter gesehen. Ich könnte da einchecken und dann zum Abendessen zurückkommen..."
Bitte sag ja, bitte sag ja, bitte sag ja... Alles nur Hauptsache weg von hier. Auf Mama war natürlich Verlass!
„Rede doch keinen Unsinn, Liebling. Du schläfst natürlich hier. Wir haben bereits ein Gästezimmer für dich eingerichtet. Alex, würdest du Juna bitte hinauf begleiten?"
FUCK!
Alex stieß sich von der Wand ab und griff nach dem Seesack.
„Klar doch," sagte er mit seiner tiefen, warmen Stimme (Grundgütiger...Juna, kriegt deine Libido in den Griff!)
„Hey!" Ich verschränkte sofort die Arme um meine Tasche und knurrte: „Ich bin kein zartes Blümchen! Ich kann das selber tragen."
Wo kommen wir denn da dahin wenn ich jetzt anfangen würde, Gefallen von der nervigen Bande anzunehmen. Das hatten wir alles schon gehabt und es war mir ganz gewaltig um die Ohren geflogen!
Alex hob eine Augenbraue und zuckte schließlich mit den Schultern. „Ich wollte dich nicht beleidigen. Komm mit," sagte er und deutete mit einer Kopfbewegung die Treppe hinauf. Meine Mutter umarmte mich noch einmal schnell und trällerte: „Richte dich in Ruhe ein, Schatz und dann komm einfach runter wenn du soweit bist."
‚Also erwartete sie meine Anwesenheit in diesem Millenium wahrscheinlich nicht mehr,' dachte ich sarkastisch, nickte jedoch nur mit einem erzwungenen Lächeln und folgte dem knackigen Arsch des ältesten Hanson Bruders die Treppe hinauf. Im ersten Stock angekommen, ging Alex den Gang hinunter und blieb vor der Tür am Ende stehen. Mit einer schnellen Bewegung öffnete er sie und trat beiseite. „Danke," murmelte ich so leise, dass es unmöglich verstehen konnte und zwängte mich an ihm vorbei in das große, helle Zimmer. Und das war's wirklich..groß, mein ich. Selbst das Schlafzimmer von Linus und mir würde da locker dreimal reinpassen. Die Möbel waren hell, der dicke graue Teppich so flauschig, dass ich vermutlich problemlos drauf pennen konnte und eine Tür führte zu einem Badezimmer, in dem ich bereits von weitem eine große Regendusche aus schwarzem Marmor erkennen konnte. Wow... Wenn das hier nur ein Gästezimmer war, dann fragte ich mich ernsthaft, in welchen Luxus Suiten der Rest der Familie so hauste!
„Hallo, Juna," sagte eine zweite Stimme, ich ließ den Seesack von der Schulter gleiten und drehte mich um. Neben seinem Bruder lehnte Luke in der Türöffnung mit vor der Brust verschränkten Armen. Auch ihn erkannte ich problemlos wieder. Genau wie sein älterer Bruder hatte er etwas betont lässiges an sich und der Blick mit dem er mich betrachtete, war alles andere als abwertend oder fies – wie ich es eigentlich gewohnt war.
„Luke...," sagte ich und drehte mich wieder um. Ich schlenderte zum Fenster und bemühte mich, die Blicke der beiden Hanson Brüder zu ignorieren, während ich die atemberaubende Aussicht auf einen wahrhaft gigantischen Garten nebst Pool genoß. Dieser Garten trug eindeutig die Handschrift meiner Mutter... Unzählige Blumen und Rosen in verschiedenen Farben blüten fröhlich um die Wette und wechselten sich mit kleinen versteckten Chill-Ecken ab.... Wunderschön....
„Deine Mutter hat wirklich einen grünen Daumen," sagte Lukes Stimme hinter mir und ich zuckte leicht zusammen. Ganz in die Betrachtung des Paradieses unter mir versunken hatte ich nicht mitgekriegt, wie sich die beiden Riesen angeschlichen hatten. Ich zählte in Gedanken bis zehn, atme tief ein und drehte mich schließlich zu ihnen um.
„Ist noch was?" fragte ich und deutete auf den Seesack. „Ich würde sonst gerne auspacken..." Die beiden Brüder sahen sich kurz an, dann fragte Alex: „Was ist passiert, Juna?"
Verwirrt runzelte ich die Stirn und legte den Kopf schief. „Was meinst du?" leicht genervt von ihrer Nähe versuchte ich mich an ihnen vorbeizustehlen. Dann auf einmal schlossen sich zwei starke Arme wie zwei Stahlbänder um meinen Oberkörper und zogen mich an eine feste, muskulöse Brust. Für ein, zwei Herzschläge war ich völlig perplex, dann zischte ich: „Luke! Lass mich sofort los!"
Ruhig sagte er: „Du solltest ihm lieber antworten, Kleines."
„Selbst wenn ich wüsste, wovon er redet, würde ich es euch mit Sicherheit nicht sagen... Weil es euch einen verdammten Scheiß angeht!"
Alex' Gesicht nährte sich mir bis auf ein paar Zentimeter und nachdem er mich noch einige Sekunden angesehen hatte, sagte er leise: „Letzte Chance, kleine June!" Meine Antwort bestand auf dem Schweigen und kurz umspielte ein Lächeln Alex' Lippen, dann richtete er sich mit einem leichten Nicken auf und marschiert in Richtung Badezimmer. „Luke... ernsthaft .... Lass mich endlich los," maulte ich und versuchte dem besagten meine Ellbogen zwischen die Rippen zu rammen. Dummerweise war der Griff seiner Arme so fest, dass ich mich buchstäblich nur einen Zentimeter rühren konnte. Er tat mir nicht weh... aber er ließ definitiv auch nicht los! Im Badezimmer rauschte Wasser und kurz darauf kehrte Alex zurück, in der Hand einen nassen Waschlappen. „Was soll das? Hör auf mit dem Mist!!!" Langsam stieg Panik in mir auf und ich wehrte mich mit zunehmender Verzweiflung gegen Lukes Griff. „Ruhig, Juni... keiner tut dir was," murmelte dieser an meinem Ohr, was allerdings nicht wirklich zur Bekämpfung meiner Furcht beitrug... denn auch DAS hatte ich schon gehört, bevor ...
Alex' Hand glitt in meinem Nacken, der Halt erstaunlich sanft und fuhr mir mit dem feuchten Waschlappen über die Stelle, die vom Make-up verdeckt wurde. „Bitte... stopp..." flüsterte ich flehend, doch Alex hörte nicht auf, bis mein Gesicht sauber war. Er atmete scharf ein und strich mit dem Daumen hauchzart über das große und zugegebenermaßen sehr schmerzhafte Hämatom. „Kleines... wer war das?" fragte er erneut leise und jetzt ließ Luke mich los, trat um mich herum um mich ebenfalls anzusehen.
„Scheiße... Juni... welcher Mistkerl hat dich geschlagen?" Luke war fassungslos und streckte - genau wie sein Bruder - mit geschockter Miene die Hand nach mir aus.
Anscheinend hatte ich noch lange nicht verarbeitet, dass mein Freund sich als Schläger herausgestellt hatte und wich erschrocken zurück, erwartete auch von den Hanson Brüder nichts besseres... vorallem in Hinsicht auf unsere gemeinsame Vergangenheit.
Entgeistert ließ Luke die Hand sinken und sah bedeutungsvoll zu seinem Bruder. Dieser nickte nur, griff meinen Arm und zog mich zur Tür. „Das sollte sich Dad einmal anschauen!"Moment... warte... WAS?
Welches verdammte Spiel trieben die beiden?
Worauf zum Teufel musste ich mich jetzt schon wieder gefasst machen?
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Meine vier Stiefbrüder und ich
RomanceIch hab ja schon viel Dreck in meinem Leben einstecken müssen... aber niemals hätte ich gedacht, dass ich eine dieser Frauen sein würde, die von ihrem Partner geschlagen werden. Doch hier sitze ich, auf der Couch meiner besten Freundin mit einem Vei...