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„Wo hast du das Salz?" Fragend sah Becc in meine Richtung, die Arme fast bis zu den Ellenbogen in der Hackfleischmasse vergraben. Ich tauchte vom Boden wieder auf, auf dem ich die letzten Minuten herumgerutscht war - ich war auf der verzweifelten Suche nach edelsüßer Paprika und die oberen Küchenschränke hatten nichts hergegeben. Also waren jetzt die unteren dran... bislang leider ebenso erfolglos. Ich schob mir eine verirrte Haarsträhne hinters Ohr und schnappte mir das Salz. Auf Beccas Anweisungen streute ich nach, während sie eifrig das Gewürz in die Frikadellenrohmasse einarbeitete. Eier und Panko Paniermehl, sowie Zwiebeln, Knoblauch und gehackte Petersilie waren bereits von ihren Händen sorgfältig hineingeknetet worden.
Ich probierte und nickte zufrieden. „Perfekt," strahlte Becc und begann sofort Frikadellen zu formen. Ich schmunzelte und kehrte zu meiner Suche zurück. Mittlerweile steckte ich bis zur Hälfte in dem Unterschrank am Herd, als zwei große Hände über meinen nach hinten gereckten Po strichen. „Wenn wir doch nur allein wären... diese Position animiert mich auf so viele verschiedene Art und Weise!"
Beccs Lachen mischte sich mit dem dunkleren Kichern eines weiteren Hansonbruders, während Alex immer noch meinen Hintern befummelte. Schnaubend tauchte ich aus der Versenkung wieder auf und funkelte meinen Soldaten strafend an. Alex' Lächeln wurde zärtlich und er schloss den Abstand zwischen uns. „Hi," flüsterte er und lehnte seine Stirn gegen meine, seine Augen rasteten in meinem Blick ein. Seine Hand legte sich sanft gegen meine Wange, die andere jedoch glitt vorwitzig unter mein Shirt und strich über die äußere Wölbung meiner Brust. Ich spürte wie mir warm wurde - nicht nur im Gesicht... auch meine intimeren Zonen kribbelten sehnsuchtsvoll.
Ein übertrieben lautes Räuspern schreckten uns beide auf... was sich ganz gut war, denn ich war nur Sekunden davon entfernt gewesen meine Hand in seine Hose zu schieben!
Alex' Grinsen vertiefte sich, als er zu seinem jüngeren Bruder sah. Kurz vergrub ich mein Gesicht an seiner muskulösen Brust, dann drehte ich mich zu den beiden breit grinsenden Honigkuchenpferden um, die mit der Mutter aller Unschuldsmienen fleißig die Buletten abdrehten. „Oh, lasst euch nur nicht stören! Juna hat viel zu lange enthaltsam gelebt. Sie hat ein paar Jährchen sexuellen Frust aufzuarbeiten!" Becc klimperte bei ihrer kleinen Rede heftig mit den Wimpern und bemühte sich das Lachen wieder runterzuwürgen, was bereits in ihrer Kehle aufstieg.
Falls das überhaupt möglich war, wurde Lukes Grinsen noch breiter und eindeutig dreckiger. So unauffällig wie ein Elefant auf dem Christofer Street Day deutete er mit dem Kinn in Richtung der Speisekammer und ich entschied mich spontan dafür, dass er es sein würde, der morgen mit einer neuen Haarfarbe und den entsprechenden Accessoires aufwachen würde.
Becca sah die Dolche in meinen Augen aufblitzen und wusste, dass es Zeit für Ablenkungen war. „Hast du die Paprika gefunden?" Ich schüttelte den Kopf und wollte prompt wieder auf Tauchstation gehen, als Luke fragte: „Das Gemüse oder das Gewürz? Ersteres ist im Kühlschrank, zweiteres in der Speisekammer!" Anzüglich wackelte er mit den Augenbrauen und lachte, als ich in Richtung der Kammer aufbrach, um das Gewürz zu holen. Leise Schritte folgten mir, dann schloss sich die Tür und hüllte uns in Dunkelheit. Mit einer schnellen Bewegung packte Alex zu, schob mich behutsam gegen die Wand und küsste mich leidenschaftlich.
Goooott... seine Zunge konnte wirklich verbotene Dinge anstellen. War es möglich von einem Kuss einen Orgasmus zu bekommen? Denn genau das schien seine Intension zu sein!

Als der Kuss immer glühender, immer berauschender wurde spürte ich, wie seine bretterharte Erektion sich gegen mich presste. „Juni..." keuchte er gegen meine Lippen und ich wimmerte nur. Dann wurde die Tür geöffnet und eine Stimme sagte belustigt: „Wette verloren, Luke! Sie sind beide noch angezogen!!" Aus der Küche kam ein gedehntes ‚Mist!' und Malik sah wieder zu uns zweien. Lachend verschränkte er die Arme vor der Brust und meinte: „Danke für eure Zurückhaltung! Jetzt schuldet mir Luke den kostenlosen Ausbau meiner Praxis, wenn ich mein Studium beendet habe!"
Ich verdrehte die Augen und maulte leise: „Was dachtet ihr denn, wobei ihr uns erwischen könnt? Vor allem nach nur zwei Minuten! Frau muss erst ein wenig in Schwung kommen, bevor sie anfängt, Hüllen fallen zu lassen."
Malik grinste breit und fragte: „Zwei Minuten? Meine liebe Juna... Ihr seid bereits seit über zehn Minuten hier drin zugange!"

Ups... Ähm... tja, wie die Zeit doch vergeht, wenn man sich amüsiert!
Mit hochroter Birne schnappte ich mir das Paprikagewürz, welches mein hektisch herumstreifender Blick just erspäht hatte und stürzte zurück in die Küche. Becc schrubbte sich bereits die Hände sauber, während Luke am Herd stand und begonnen hatte auf zwei großen Grillpfannen die Bremsklötze abzubraten.
Meine Besti warf mir ein schelmisches Lächeln zu, trocknete sich die Hände ab und zupfte mein Shirt in Form. Als ich dann meine Gesichtsfarbe auch wieder unter Kontrolle gebracht hatte und mich umdrehte, erfolgte die nächste nicht so schöne Überraschung. Die Quietschkugel saß am Küchentresen, nippte an einem Glas Wasser und sah mich mit undeutsamen Blick an. Ich ging zur Arbeitsplatte auf der die Schüssel mit dem letzten Dipp stand, für den ich das Paprikagewürz benötigte und streute besagtes hinein. Nach dem finalen Abschmecken füllte ich die Creme, bestehend aus Magerquark, gegrillten Zucchini, Knoblauch und klein gehackten semi-getrockneten Tomaten in eine Schale, welche Becc mit Folie abdeckte und an Alex weiterreichte, so dass dieser den Dipp im Kühlschrank zum Durchziehen verstauen konnte.
Die ganze Zeit über lies Tessa mich nicht aus den Augen. Schließlich wurde es mir zu bunt, und ich fauchte: „Was?"
Die Quietschkugel zuckte zusammen und blinzelt verwirrt. Dann sagte sie: „Du bist mit Alex zusammen? Ich dachte, du wärst in Malik verliebt."
„Wie kommst du denn auf diesen Blödsinn? Er WAR mal mein bester Freund. Aber in ihn verliebt bin ich nie gewesen!"
„Oh..." Kleinlaut sah Tessa auf ihre Hände hinunter. „Wieso WAR er dein bester Freund? Was ist passiert?" In der Küche wurde es still... nur das Brutzeln der Frikadellen war zu hören, als ich aufsah und den Blicken der Hansons begegnete.
Leander war mittlerweile auch dazugestossen und genau wie bei seinen Brüdern spiegelte sich in seinen Augen Scham und ein schlechtes Gewissen.
Becc neben mir ballte die Fäuste, als sie sich an die ganzen Geschichten erinnerte, die ich ihr in einer ausgesprochen Alkohol-lastigen Nacht erzählt hatte.
Sie warf mir einen langen Blick zu, dann sagte sie: „Das müssen die fünf erstmal unter sich klären! Glaub mir, da gibt es einiges aufzuarbeiten!!" Fast kleinlaut nickte Tessa. Mit Mama Bär Becca legte man sich besser nicht an, das schien selbst ihr Spatzenhirn zu kapieren!
Alex trat zu mir, schlang die Arme um mich und zog mich an seine Brust. Er legte sein Kinn auf meine Schulter und murmelte leise: „Sie hat recht. Wir müssen darüber reden, damit wir das alles endgültig hinter uns lassen können... und wir beide eine echte Chance miteinander bekommen."
Leander sah uns misstrauisch an und knurrte: „Moment... eine Chance miteinander? Was hab ich nicht mitbekommen?"
Ich stöhnte und Alex schüttelte entgeistert den Kopf. Es war aber Luke, der seinem Zwilling eine fertige Frikadelle in die Futterluke stopfte und ihm auf die Schulter klopfte. „Einiges, Brüderchen, Einiges!" Becc maulte etwas, dass wie ‚Blindfisch' klang und hüpfte los um die Fladenbrote zu holen, die wir vorhin gekauft hatten. Und diesmal entging mir der verliebte Blick nicht, welcher Luke meiner Freundin hinterher warf. Das leichte, scheues Lächeln, dass seine vollen Lippen umspielte...
„Luke?" Mühsam riß er sich von dem Anblick ihres knackigen Hinterteils los und sah mich an.
„Wenn du ihr weh tust, werd ich dich mit einem Sägemesser kastrieren und dir dann mit einem rostigen Löffel das Herz aus der Brust graben! Habe ich mich klar ausgedrückt?"
Luke trat auf mich zu, nahm mein Gesicht in beide Hände und küsste mich auf die Stirn.
„Kristallklar!" antwortete er leise.

Meine vier Stiefbrüder und ichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt