Kapitel 12

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Nach fast einer Woche traf ich mich mal wieder privat mit Stacy. Wir hatten uns nicht oft an der Uni gesehen, da sie kaum da war und wenn, dann hatte sie nicht Zeit, mit mir zu reden. Sie wirkte sehr, als wäre sie im Stress. Ich freute mich, sie mal wieder zu sehen.

Wir trafen uns bei ihr im Wohnheimzimmer, weswegen ich mich zurechtmachte, um gleich zum Bahnhof zu fahren. Ich zog mir eine gemütliche Jeans und einen Oversized Hoodie an, machte meinen Zopf in einen lockeren Pferdeschwanz und schlüpfte in meine Schuhe. Bei meinen Eltern verabschiedete ich mich kurz und ging dann raus zu meinem Auto.

Der Weg zum Wohnheim verlief wie immer ziemlich ruhig. An der Zimmertür von Stacy klopfte ich. Öffnen tat mir allerdings ihre Zimmerpartnerin. "Oh Hi, du musst Kylie sein." Sie streckte mir die Hand hin, die ich lächelnd packte. "Stacy hat mir ein wenig von dir erzählt, komm ruhig rein. Du kannst dich an ihren Schreibtisch setzen. Stacy sollte gleich da sein, sie wollte noch unbedingt duschen gehen, bevor du kommst." Sie zuckte mit den Achseln. Ich wusste immer noch nicht ihren Namen, aber als ich gerade danach fragen wollte, fing sie wieder an zu reden. Sie erinnerte mich an Stacy, sobald sie einmal angefangen hatte zu reden, hörte sie auch nicht mehr auf.

Ich sah mich in dem kleinen Zimmer um, während mich die unbekannte Frau mir gegenüber einen Knopf an die Wange laberte. Das Zimmer war wirklich klein. Hier standen zwei Betten, jeweils an den gegenüberliegenden Wänden. Die Schreibtische der beiden standen direkt nebeneinander und zwischen den Betten. Der Kleiderschrank von den beiden Zimmern Bewohnern schien in der Wand eingelassen zu sein, da ich an der Wand neben der Tür, Türgriffe sehen konnte und die dazugehörigen Türen auch.

Die Frau war immer noch am Reden, als die Tür aufgestoßen wurde. Stacy stand im Türrahmen und blickte zwischen mir und der Frau hin und her. Sie seufzte, bevor sie anfing, zu sprechen. "Livia, du bist Kylie am Abschrecken mit deinem Geplapper." Stacy trat weiter in das Zimmer hinein. Livia hieß die Frau also. "Sag nicht, du hast Kylie nur reingebeten und ihr nicht deinen Namen verraten." Stacy sah nicht gerade amüsiert aus. "Oh, ja, stimmt. Entschuldigung, ich hätte mich vorstellen sollen. Mein Name ist Livia, wie du schon unschwer mitbekommen hast." Livia sah mich mit einem Lächeln an und wandte sich dann ab. "Ich muss jetzt los. Viel Spaß euch beiden noch." Sie winkte kurz zum Abschied und verließ dann den Raum. "Es tut mir leid. Livia vergisst manchmal die simpelsten Sachen." Ich winkte ab. "Das passt schon."

"Was führt dich denn zu mir? Du hast mir ja nur geschrieben, dass du reden musst." Stacy sah mich besorgt an. Sie scheint direkt zur Sache kommen zu wollen. "Wie erging es dir denn in der letzten Zeit, du wirktest oft so, als wärst du unter Stress."

"Ah ja, ich hatte etwas Stress mit meinem Vater und meinem Freund, es hat sich aber jetzt alles wieder gelegt. Zumindest hoffe ich das", lachte sie verlegen. "Aber jetzt wirklich zu dir. Du hattest mir geschrieben, dass du gerade nicht genau weißt, was du machen sollst. Was ist denn überhaupt passiert?"

"Nun gut. Du erinnerst dich doch noch an Dain, oder?"

"An den Arsch, der dich einfach so aus dem Weingut geschmissen hat, ohne auch nur dich begrüßt zu haben?" Ich nickte. Stacy wusste bereits von ihm, ich hatte ihr kurz nach dem Ereignis davon erzählt. "Was hat er denn jetzt schon wieder angestellt?"

"Nichts. Also nicht wirklich." Stacy sah mich verwirrt an. "Vor ungefähr zwei Wochen kam er mit einem kleinen Jungen ins Café, in dem ich arbeite. Er hat mich die ganze Zeit angestarrt und war total nett zu mir und hat sogar mich angelächelt."

"Was? Bist du sicher, dass das Dain war?"

"Ja, ziemlich, er hat mich an dem Tag sogar mit meinem Namen angesprochen." Ich räusperte mich kurz, bevor ich weitersprach. Stacy sah immer noch aus, als hätte sie einen Geist gesehen. "Die letzten Wochen kam er dann auch immer öfter. Die meiste Zeit war er immer noch absolut nett zu mir, aber es gab immer wieder Tage, an denen er es nicht schaffte, mir auch nur in die Augen zu schauen. Vorgestern hat er sogar darauf bestanden, von jemand anderem bedient zu werden. Ich weiß absolut nicht, was ich machen soll. Ich habe doch nichts verkehrt gemacht."

Ich will dich nicht verlierenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt