Kapitel 28

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Heute war Noahs Geburtstag. Ich hatte mein Auto gerade auf dem Hof geparkt und machte mich nun auf den Weg zur Haustür. Bevor ich jedoch klingeln konnte, wurde diese schon geöffnet und Dain begrüßte mich herzlich. "Ich freue mich, dass du da bist." Er lächelte mich an und zog mich in eine leichte Umarmung. Als wir uns lösten, trat er ein wenig zur Seite und bedeutete, dass ich reinkommen sollte. Ich trat an ihm vorbei und Dain schloss die Tür, dann nahm er mir die Tüte, die ich trug, aus der Hand und schaute fragend rein. "Da ist Noahs Geschenk drin." Er nickte kurz und nahm mir dann meine Jacke ab und brachte beides weg. Ich war mit eine der Ersten hier. Noah saß mit einem Freund auf dem Sofa und als er mich bemerkte, rannte er auf mich zu. Ich schloss ihn in eine Umarmung. "Alles Gute zum Geburtstag, Noah."

"Du bist wirklich gekommen. Als Dain mir davon erzählte, wollte ich ihm nicht glauben. Ich dachte, du magst ihn nicht mehr." Ich musste schmunzeln. Er lächelte mich und lief dann wieder zurück zu seinem Freund. Die beiden spielten mit irgendwas und so aufgeregt wie Noah war, glaube ich, dass es eines seiner Geschenke war. Dain tauchte hinter mir wieder auf und ich folgte ihm in die Küche. Ich hatte ihm versprochen, dass ich ihm noch etwas bei der Vorbereitung helfe, deswegen bin ich auch so früh da. Wir schnitten den Kuchen an und deckten den Tisch, während wir das alles machten, trudelten immer mehr Freunde von Noah ein. Er und seine Freunde hüpften und rannten durchs Haus. "Das ist ja eine ganze Fußballmannschaft." Ich musste beim Anblick der Kinder. "Tatsächlich, sind die meisten Jungs auch aus seiner Mannschaft, die paar Mädchen sind glaube ich aus seiner Klasse, aber ganz so sicher bin ich mir nicht." Ich sah ihn verwundert an. "Du weißt nicht, wer in Noahs Klasse ist?"

"Umm... Doch, klar." Ich sah ihn mit einem unbeeindruckten Gesichtsausdruck an. Er seufzte. "Nein, ich weiß nicht, wer alles in seiner Klasse ist. Ich kann mir das einfach nicht merken, aber glaub mir, ich versuche es immer wieder." Er gab sich Mühe, das konnte man sehen. Meine Eltern, insbesondere meine Mutter, wusste damals ganz genau, wer in meiner Klasse war und wie die Personen aussahen, aber im Gegensatz zu Dain war sie nicht Vollzeit am Arbeiten gewesen und ich bin ihr Kind, nicht ihre Schwester.

Als alles fertig war, rief Dain die Kinder zum Tisch. Wie kleine Raubtiere stürzten sie sich an den Tisch und auf den Kuchen und die Muffins. Ich fühlte mich hier irgendwie komisch. Ich meine, ich bin 22 Jahre und bin auf dem Geburtstag eines, jetzt 13-jährigen. Ich sah Dain an, dass es ihm fast genauso ging. Er wirkte etwas neben der Spur, als er die ganzen Kinder beobachtete. Ich knuffte ihm leicht in die Seite und lächelte ihn an. Er erwiderte das Lächeln sofort und sah mich weiter an. Vorsichtig beugte er sich zu mir. "Ich habe es zwar schon gesagt, aber ich bin wirklich froh, dass du da bist. Ich glaube, alleine hätte ich das nicht hinbekommen." Ich lachte leicht und sah dann zu Noah. Auch Dain löste sein Blick von mir und sah Noah an. Noah grinste über beide Wangen und zeigte uns einen Daumen hoch. Dain und ich sahen uns wieder an und er errötete leicht. Mit einem leichten Räusper setzte er sich wieder vernünftig auf seinen Stuhl und sah sich um. Ich sah ihn noch einen Moment an und wand mich dann wieder den Kindern zu. "Wie wäre es denn, wenn unser Geburtstagskind seine Geschenke ausgepackt?", fragte Dain. Die Kinder jubelten. Dain stand auf und holte die ganzen Geschenke. Ich räumte währenddessen schon einmal den Tisch frei, damit Noah genug Platz hatte. Als Dain wiederkam, stellte er die Geschenke vorsichtig vor Noah hin. Noahs Augen wurden groß, als er all die Geschenke sah. Dain setzte sich wieder neben mir hin und Noah begann die Geschenke auszupacken. Bei jedem Geschenk leuchteten seine Augen groß. Er bekam die verschiedensten Sachen. Von kleinen Dino-Figuren, Büchern und sogar einem Fußball war alles dabei. Mein Geschenk packte er als Letztes aus und er freute sich riesig über das Lego-Set und die Süßigkeiten. Sobald alles ausgepackt war, sprangen die Kinder auf. Noah bedankte sich bei mir und dann rannten sie auch schon wieder weg. Dain und ich schauten ihnen hinterher, als sie raus in den Garten rannten. "Passt auf wegen des Pools", rief Dain Noah hinterher und Noah reagierte mit einem Daumen hoch.

Es war schon ziemlich spät, als das letzte Kind abgeholt wurde. Noah machte sich auf in sein Zimmer mit all seinen Geschenken und Dain und ich räumten auf. Ich lehnte mich gegen die Küchenzeile, nachdem alles weggeräumt und der Geschirrspüler angestellt wurde. Dain war nach oben gegangen, um Noah zu sagen, dass er langsam schlafen gehen soll. Plötzlich hörte ich meinen Namen. "Kylie", rief Noah. Ich sah mich um, entdeckte ihn aber nirgends. "Lehn dich nicht zu weit drüber", kam es nun ruhig von Dain. Sofort sah ich nach oben. Noah lehnte an dem Geländer der oberen Etage und sah zu mir runter. "Gute Nacht, Kylie." Er lächelte mich an und winkte. "Dir auch eine gute Nacht, Noah." Ich lächelte zurück. Noah verschwand darauf kurzerhand und ein paar Minuten später kam Dain die Treppe runter. Ich nahm mir meine Jacke und wollte sie gerade anziehen, als Dain mich davon abhielt. "Ich glaube nicht, dass du heute noch fahren solltest. Schau mal nach draußen, es ist stockduster und du bist müde."

"Ach, ich bin nicht müde, das ist nichts, was ich nicht schon gemacht habe. Ich bin schon oft mitten in der Nacht nach Hause gefahren, wenn ich mal wieder in der Bibliothek der Uni gelernt habe."

"Bitte, Kylie, ich will nicht, dass dir was passiert." Er sah mich eindringlich an. "Na gut. Ich bliebe hier." Dain lächelte sofort. "Wunderbar, wie wäre es, wenn wir noch einen Film gucken."

"Das hast du doch geplant, oder?" Ich musste schmunzeln. Dain schüttelte nur wie wild den Kopf. "Wie wäre es denn, wenn du dich schon einmal hinsetzt." Er deutete auf das Sofa. Ich nickte und ging zum Sofa. Dain verschwand kurz darauf. Als er wiederkam, hatte er Decken und Kissen im Arm. Er legte den Haufen auf das Sofa und verschwand erneut. Er brauchte eine Weile und kam dann mit Snacks, etwas zu trinken und noch den letzten zwei Stücken Kuchen zurück. "So, gibt es etwas, was du unbedingt schauen wollen würdest?" Er ließ sich neben mir nieder und griff nach dem Kissen und den Decken, um beides unter uns aufzuteilen. "Nein, nicht wirklich." Er griff nach der Fernbedienung und öffnete Netflix auf dem großen Fernseher gegenüber von uns. Er scrollte über die Seite und blieb dann bei einem Film stehen. "Wie wäre es denn mit dem hier?" Ich nickte und legte mir das eine Kissen in den Rücken, zog die Knie an und breitete die Decke über mir aus. Dain startete den Film.

Ich schaffte es nicht einmal, die Hälfte des Films zu schauen, denn meine Augen wurden ziemlich schwer und ich nickte ein. Spätestens jetzt war ich extrem froh darüber, dass Dain mir gesagt hat, dass ich hier bleiben soll.

Ich will dich nicht verlierenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt