Ich stand an mein Auto gelehnt vor dem Grundstück von Kylies Eltern. Wir haben ausgemacht, dass ich Kylie heute eine kleine Tour über das Weingut gab.
Kylie und ich sind uns seit der letzten Woche deutlich näher gekommen. Kurz nach unserem letzten Treffen haben wir unsere Nummern ausgetauscht und fast jeden Tag miteinander geschrieben. Sie hat mich dann wie aus dem Nichts gefragt, ob ich sie mal herumführen könnte.
Die Tür vom Haus ging auf und Kylie kam raus. Freudestrahlend kam sie auf mich zugelaufen. Wir umarmten uns wortlos zur Begrüßung und stiegen dann in meinen Wagen ein. Sie schnallt sich gerade an, als sie anfing zu sprechen. "Warum konnte ich eigentlich nicht selber mit dem Auto kommen?" Ich schmunzelte. "Weil du doch mit Sicherheit auch etwas Wein trinken möchtest, oder?" Kleinlaut sank sie im Sitz zusammen. "Siehst du und genau deswegen habe ich dich abgeholt, damit du auch ein wenig Wein trinken kannst."
"Und du? Soll ich etwa alleine trinken?" Ich sah kurz verwundert zu ihr rüber. "Möchtest du nicht alleine trinken?"
"Natürlich nicht. Ich trinke nur was, wenn du auch was trinkst."
"Zwingst du mich jetzt, Alkohol zu konsumieren?" Ich lachte leicht und gab ihr einen verstohlenen Seitenblick. "Nein, bloß nicht." Ihre Wangen wurden leicht rot. "Ich möchte einfach nur nicht alleine trinken." Im Augenwinkel sah ich, wie sie ihre Hände im Schoss anfing zu kneten und den Blick senkte. "Aber wenn ich trinke, wie willst du denn dann nach Hause kommen?"
"Mein Vater kam mich abholen, ich hatte schon mit ihm gesprochen."
"Nun gut, dann schreib ihm mal, dass er dich gerne abholen kann und wir beide genießen dann zusammen unseren Wein. Ich habe sogar extra eine Flasche deiner Lieblingssorte gesichert, bevor sie an Kunden versendet wurde." Sie holte sofort ihr Handy raus und schrieb ihrem Vater.
Es dauerte nicht lange, bis wir am Weingut ankamen. Gemeinsam betraten wir das Gebäude. Joann lächelte uns freundlich zu und widmete sich dann weiter ihrer Arbeit. Sie tat mir ein wenig leid, da ich mir heute den Tag freigenommen habe für Kylie, muss sie gerade neue Termine ausmachen, um die, die eigentlich heute fällig gewesen wären, zu ersetzen. Ich wandte mich zu Kylie um. "So, das Einzige, was ich dir hier noch zeigen könnte, wäre der Keller, denn ich schätze mal nicht, dass du den Versammlungsraum so gerne sehen wollen würdest." Ich ging voraus zu der Treppe, die nach unten führte. Kylie folgte mir. Am Ende der Treppe angekommen, drehte ich mich zu ihr um. "So, hier wären wir. Hier bewahren wir all unseren Wein auf und hier geht er auch. Es ist das Herzstück des Weinguts, ohne diesen Keller würden wir keinen Wein herstellen können." Kylie nahm, glaube ich, nicht wahr, was ich sagte. Ihre Augen waren geweitet und sie sah sich mit leicht geöffnetem Mund um. Sie betrat den Keller weiter und ging zu einigen der Fässer und strich langsam über sie. Ich ging zu ihr rüber. "Der Wein muss noch gären. Siehst du das Schild dort?" Ich zeigte auf das kleine Schild, das am Fass hing. "Dort siehst du die Sorte, also welcher Wein das ist und die Gärzeit. Dort siehst du, wie lange der Wein gären muss, wann er in das Fass gefüllt wurde und wann er fertig ist." Kylie sah zu mir hoch. "Wie lange muss ein Wein eigentlich gären?"
"Das kommt immer auf die Sorte drauf an, aber durchschnittlich dauert der Prozess mindestens vier Wochen."
"So lange?" Ich lachte und nickte nur. Als kleines Kind war ich damals auch sehr überrascht, als mein Vater mir erklärte, wie lange der Wein gären muss. Ich hatte damals genauso reagiert wie Kylie heute. Sie wandte sich von mir ab und sah sich weiter im Keller um. Als ich den Gang hinuntersah, fiel mir mal wieder aufs Neue auf, wie viel Wein wir eigentlich immer produzieren. Egal wo man hinsah, standen Fässer voll mit Wein. Manche von ihnen waren jeden Moment bereit zum Verzehr, bei manchen anderen Sorten muss man noch mehrere Monate warten. Zwischen den Fässern huschten immer wieder ein paar meiner Angestellten her. Ohne sie wäre ich hier manchmal echt aufgeschmissen. Ich verstehe, wie man Wein herstellt und was man dazu braucht, aber ich könnte so viel Wein niemals alleine herstellen. Manche der Angestellten grüßten mich, wenn sie mich sahen oder an mir vorbeigingen. Kylie kam wieder zu mir. "Es ist wunderschön, hier unten." Ich lächelte sie sanft an. "Das stimmt, allerdings ist mir hier manchmal zu viel los." Sie kicherte. "Soll ich dich nun weiter herumführen oder willst du hier unten bleiben?"
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Ich will dich nicht verlieren
عاطفية»Ich wusste nicht, dass man so schnell seine Versprechen brechen konnte, denn am nächsten Tag und auch darauf habe ich ihn nicht mehr zu Gesicht bekommen und am dritten Tag stand das Haus, in dem er gewohnt hatte, plötzlich leer. Ich habe ihn seitde...