Epilog

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2 Jahre Später

Mit einem Seufzen schloss ich die Haustür auf. Ich hörte Noahs und Dains Stimmen schon von drinnen. Als die beiden mitbekamen, dass ich wieder zu Hause war, hörten sie auf zu reden. Dain kam mir entgegen. "Na, wie war die Arbeit heute?", fragte er und zog mich in seine Arme, bevor er mir einen Kuss auf die Stirn drückte. "Anstrengend. Ich musste heute unser neues Produkt einem Arzt vorstellen und er hat keinerlei Interesse gezeigt. Noch nicht einmal mir irgendwas vorgespielt, aber er hat auch nicht gesagt, dass er kein Interesse hat."

"Das heißt, du hast ihm komplett umsonst das neue Medikament vorgestellt?" Ich nickte daraufhin. "Die meisten Ärzte hören sich wenigstens an, was ich zu sagen habe und sagen dann, dass sie sich zurückmelden, aber er? Er hat mich nicht einmal angesehen."

"Solche Kunden hast du leider zwischenzeitlich. Ich musste mich auch schon mit einem Kunden, der genau so reagiert hat, herumschlagen. Er wollte meinen Wein nur in seinem Sortiment, um mehr Profit zu machen, nicht weil er sich für ihn wirklich interessierte."

"Ich weiß, dass solche Kunden mit zu meinem Beruf gehören, aber wenn dich das Medikament nicht interessiert oder wenn man keine Lust hat mir zuzuhören, warum hat man mir dann überhaupt zugestimmt, dass ich es vorstellen darf?"

"Vielleicht um zu sehen, was die Firma, für die du arbeitest, drauf hat." Dain zuckte mit den Schultern.

Nach meinem Bachelor-Abschluss wollte ich eigentlich im Labor arbeiten, bin dann aber doch irgendwie im Vertrieb gelandet, aber gestört hatte es mich nie. Es gab nur diese kleinen Momente, wie heute, die den Job anstrengend machen.

"Jetzt zerbrech dir deinen hübschen Kopf nicht über diesen Arzt. Er mag kein Interesse gehabt haben, aber dennoch standest du vor ihm und hast ihm das Medikament vorgestellt. Das schafft nicht jeder." Dain lächelte und strich mir leicht über meine Haare. Ich lächelte ihn an. Er hatte recht. Ich habe den Arzt vielleicht nicht überzeugen können, aber ich habe es trotzdem versucht und mich nicht unterkriegen lassen. "Jetzt habe ich aber noch eine kleine Überraschung für dich." Ich wurde hellhörig. "Überraschung?", fragte ich. "Ja, aber dafür müssen wir das Haus verlassen, also mach dich etwas frisch und dann fahren wir weg."

Ein wenig später saßen wir in Dains Auto. Er startete den Wagen und drehte sich zu mir. "Ich habe noch eine Bitte an dich, bevor wir losfahren."

"Und welche?"

"Leg die hier an." Er hielt mir eine Augenbinde hin. "Was?"

"Bitte, es ist eine Überraschung und ich möchte, dass du auch wirklich überrascht bist, wenn wir dort ankommen." Etwas widerwillig griff ich nach der Augenbinde und band die um meinen Kopf. Sofort war alles dunkel. "Das sieht doch bescheuert aus, wenn du jemanden auf deinem Beifahrersitz hast, der eine Augenbinde trägt", murmelte ich. "Darauf wird keiner achten." Dain lachte kehlig und fuhr dann los. Es war total komisch, mit verbundenen Augen Auto zu fahren, aber gleichzeitig war ich ganz schön aufgeregt. Dain hatte eine Überraschung für mich und ich war mehr als gespannt darauf, diese zu sehen.

Durch meine genommene Sicht war mein Orientierungssinn nicht mehr so gut, und ich konnte nicht herausfinden, wo Dain jetzt genau hinfährt. Plötzlich legte sich eine warme Hand auf meinen Oberschenkel. Ich zuckte zusammen und Dain lachte leise. "Alles gut? Du wirkst so angespannt."

"Ich weiß nicht, wo du hinfährst."

"Das ist ja auch der Sinn, aber lass mich dir einen Tipp geben. Du kennst den Ort."

"Tue ich?"

"Ja und du magst ihn sehr."

"Die Buchhandlung." Dain fing sofort an zu lachen. "Nein, nein, nicht die Buchhandlung."

"Schade." Dains Hand entfernte sich von meinem Oberschenkel und ich spürte, wie wir eine Kurve fuhren. "Bist du denn aufgeregt?", fragte er und legte seine Hand wieder zurück auf meinen Oberschenkel. Sanft drückte er diesen. Ich nickte auf seine Frage. "Und ob. Ich werde ja schließlich nicht jeden Tag mit einer Augenbinde auf den Beifahrersitz gesetzt und entführt." Dain lachte. "Dann muss ich das wohl öfter machen." Jetzt fing auch ich das Kichern an.

Ein wenig später spürte ich, wie Dain den Wagen parkte und den Zündschlüssel zog. Das Brummen des Motors erlosch sofort. "Gib mir einen Moment", sagte er und öffnete die Tür. Das Zuschlagen der Tür ließ mich ein wenig zucken, da ich das nicht erwartet hatte. Dann ging auf einmal die Tür auf meiner Seite auf. "Komm raus."

"Haha, witzig. Ich sehe doch gar nichts", meckerte ich zurück. Dain lachte. "Keine Sorge, ich helfe dir." Ich schnallte mich ab und Dain half mir dann aus seinem SUV raus. Ich spüre seine Hände auf meinen Schultern, als er mich animierte zu gehen. "Nur noch ein klein wenig, dann sind wir da", flüsterte er mir zu. Wir laufen weiter. "Vorsicht, da ist eine kleine Stufe. Da geht es runter."

"Nur eine Stufe?"

"Es ist zwar keine richtige Stufe, aber eine kleine Absenkung, also pass auf." Und dann spürte ich die kleine Absenkung auch schon. Dain hatte mich zwar gewarnt, aber dennoch hatte ich mich leicht erschrocken, als mein Fuß für eine Zeit auf keinen Boden traf. Der Boden hier war etwas weicher als gerade. "Nur noch ein bisschen." Ich nickte. Dain führte mich etwas weiter und dann blieben wir stehen. Er drehte mich um und seine Hände wanderten dann meine Arme höher, bis sie hinter meinem Kopf ankamen und vorsichtig den Knoten lösten. Ich kniff die Augen etwas zusammen, als es plötzlich heller wurde. Ich erkannte Sonnenblumen. "Du hast mich zum Weingut gebracht?" Ich lachte. "Aber warum, dann die Augenbinde." Ich sah mich weiter um und bemerkte dann die kleinen Lichterketten. Wir standen inmitten des Sonnenblumenfeldes, das wir vor fast 2 Jahren gepflanzt hatten. Die kleine Stelle, an der wir standen, war geschmückt mit Lichterketten. Es ließ das Ganze ein wenig sanfter wirken. Die Sonne war schon am Untergehen und ließ den ganzen Himmel in einem angenehmen Orangeton erleuchten. "Gefällt es dir?", flüsterte Dain und nahm meine Hände in seine. "Es ist wunderschön", lächelte ich und sah zu Dain rauf. "Das freut mich, dass es dir gefällt." Dain lächelte. Er wirkte etwas nervös. "Kylie... Ich bin so glücklich darüber, dass du wieder in meinem Leben bist. All die Jahre über habe ich mir nichts anderes gewünscht und jetzt stehen wir hier. Zusammen." Er sah mir in die Augen und biss sich leicht nervös auf seine Unterlippe. "Erinnerst du dich noch daran, was ich dir vor 14 Jahren versprochen hatte? Als ich dir die Kette geschenkt hatte?" Meine Augen weiten sich leicht. "Ja, das tue ich."

"Ich möchte heute mein Versprechen wahr machen." Damit machte Dain einen kleinen Schritt zurück und ließ meine Hände los. Er zog eine kleine Schachtel aus seiner Hosentasche und ließ sich vor mir auf sein Knie nieder. "Kylie, möchtest du mich heiraten?" Er öffnete die kleine Schachtel und hielt mir einen wunderschönen Ring hin. Meine Augen füllten sich mit Tränen. "Ja... Gott, ja, ich will dich heiraten." Meine Stimme war am Beben, als ich ihm antwortete. Vorsichtig nahm Dain wieder meine Hand und ließ den Ring über meinen Ringfinger gleiten. Ich sah ihn mir an. Dain stand währenddessen wieder auf und sobald er wieder stand, sprang ich ihm förmlich in die Arme. Seine Arme schlangen sich sofort um mich und pressten mich gegen ihn. "Ich liebe dich so sehr, Kylie."

"Ich dich auch, Dain."

Ich will dich nicht verlierenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt