Kapitel 15

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Über die nächsten Tage war nicht sonderlich viel los. Am Wochenende verbrachte ich meine Zeit zumeist vor meinem Computer oder im Bett und schaute Serien. Auch jetzt saß ich wieder auf meinem Bett. Ein Buch lag auf meinem Schoß und eine Tasse Tee stand auf meinem Nachtisch. Ich hatte es mir gemütlich gemacht, um nach etwas längerer Zeit mal wieder zu lesen, aber irgendwie kann ich mich einfach nicht auf das Buch konzentrieren. Ich griff nach der Tasse und nippte am Tee. Er war noch etwas heiß, weswegen ich meine Entscheidung auch direkt bereute. Das Buch in meinem Schoß legte ich seufzend wieder zur Seite und schaltete meinen Fernseher an. Dann schaue ich halt jetzt meine Serien weiter. Eigentlich ist sie nichts Besonderes mehr für mich, da ich sie schon tausend Mal gesehen habe, aber alleine die Charaktere sind mir so sehr ans Herz gewachsen, dass ich mir die Serie immer und immer wieder anschaue. Die beiden Hauptcharaktere sind schon seit der Kindheit befreundet und verlieben sich in der Jugend ineinander. Die beiden sind wie füreinander geschaffen, aber wie natürlich in den meisten Serien ist nichts für immer. Beide geraten in einen Autounfall und nur er überlebt. Jedes Mal wenn ich zu dieser Stelle komme, kommen mir die Tränen.

Ich sah mir die ersten Folgen in Ruhe an, bis meine Gedanken anfingen abzudriften. Wie die beiden Charaktere sich kennengelernt haben, erinnerte ich mich ein wenig an mich und Dain. Meine Mutter war damals total aufgeregt darüber, als sie erfahren hatte, dass in das Haus ein wenig weiter eine neue Familie eingezogen ist. Noch mehr freute sie sich, nachdem sie sich vorgestellt hatte und dabei erfahren hatte, dass die Familie einen Jungen in meinem Alter hatte. Unsere Eltern hatten sich gut verstanden und schließlich wurden wir zum Essen eingeladen. Ich hatte damals einen ganz schönen Aufstand gemacht, als ich mich hübsch anziehen musste.

*Rückblick*

"Die Familie ist wirklich nett, Kylie", sagte meine Mutter zu mir, als sie sich herunterbeugte, um mein Kleid noch einmal zu richten. Wir standen vor der Tür eines großen Hauses. Ich weiß, dass es eine sehr lange Zeit leer stand, dabei verstehe ich nicht, wer so ein schönes Haus nicht haben möchte. Meine Mutter richtete sich wieder aus und klingelte, dann drehte sie sich noch einmal zu mir um. "Bitte benimm dich den Abend, ok?" Ich sah zu Boden und nickte. Kurz darauf öffnete sich auch schon die Tür. Vor mir stand eine Frau, die etwas älter war als meine Mutter. Sie trug ein rotes Kleid und hohe weiße Schuhe. Die braunen Haare waren hochgebunden. "Wie schön, dass ihr da seid." Sie lächelte uns an und beugte sich dann zu mir runter. "Du bist Kylie, stimmt?" Wieder nickte ich nur. "Wie wunderbar, dich endlich mal kennenzulernen. Ich bin übrigens Valentina. Deine Mutter hat mir viel von dir erzählt", sagte sie und wandte sich wieder an meine Eltern. "Kommt doch rein." Sie trat beiseite und wir gingen an ihr vorbei. Das Haus war viel größer als unseres und dann auch noch so schön eingerichtet. "Wow", stieß ich leise aus. Es waren ältere Möbel, ungefähr so wie bei meinen Großeltern, aber hier wirken sie bei weitem schöner. Valentina ging voraus und führte uns in ein großes Zimmer. Hier stand ein langer Tisch mit sechs Stühlen. Dabei hatte ich das Gefühl, dass bei weitem mehr Stühle an den Tisch passen würden. An dem Tisch stand ein Mann, neben ihm ein Junge. Der Junge wirkte sehr ruhig und sah uns neugierig an. Valentina stellte sich neben den Jungen und winkte mich zu ihr. "Das ist Dain, mein Sohn. Er ist genauso wie du acht Jahre alt." Ich streckte ihm eine Hand entgegen. "Ich bin Kylie, freut mich." Der Satz kam mir nicht gerade flüssig von den Lippen, aber das schien ihn nicht zu kümmern, denn er griff nach meiner Hand und schüttelte sie leicht lächelnd. Wird er jetzt die ganze Zeit so ruhig sein? Das ist ja fast gruselig. Ich kenne kein Kind an meiner Schule, welches so ruhig ist wie er.

Das Essen verlief relativ ruhig. Unsere Eltern unterhielten sich zwischenzeitlich miteinander. Dain und ich schwiegen wiederum. Er saß mir gegenüber und wagte es nicht einmal, seinen Blick von seinem Teller zu nehmen. Irgendwie finde ich ihn komisch. Ist er immer so, oder nur weil wir jetzt hier sind? Ich verstehe es nicht. "Wie wäre es, wenn ihr beide einfach mal rüber in das Wohnzimmer geht und uns Eltern mal alleine lassen würdet?" Dains Vater sah uns auffordernd an. Er war aufgestanden und hatte eine dunkle Flasche in der Hand. Dain sprang sofort auf und schob seinen Stuhl wieder an den Tisch. Da ich nicht genau wusste, was ich tun sollte, tat ich es ihm gleich.

Ich will dich nicht verlierenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt