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Gemeinsam stiegen sie in den Wagen, doch diesmal fuhr Mara nicht direkt los. Noch immer hielt sie die Karte der Frau in der Hand, was ihr Partner natürlich sofort sah.

,,Überlege es dir zumindest, sie ist wirklich hübsch."

,,Ist das das Einzige, auf das du bei Emma geachtet hast? Ihr Aussehen?"

Ein amüsiertes Lächeln lag wieder auf seinen Lippen, wie immer, wenn seine Frau erwähnt wurde. ,,Auch. Emma ist die tollste Frau auf Erden und die beste Mutter, die ich meinen Kindern wünschen könnte. Und du solltest auch mal endlich jemanden finden! Du kannst nicht auf ewig die wilde Junggesellin bleiben, die jede Woche das Bett wechselt."

,,Ey, das ist etwas übertrieben." ,,Wirklich?", fragte Julius sie provozierend: ,,Denn die letzte ernste Beziehung, von der ich bei dir erfahren habe, war jene, die dir den Spitznamen schwarze Katze eingebracht hat und um ehrlich zu sein, ihre Trennung von dir hat einen bleibenden Eindruck des Respekts hinterlassen."

,,Sie hat mich vor unserer Chefin bloßgestellt! Ich dachte, du wärst auf meiner Seite." ,,Bin ich ja auch, doch dich immer wieder morgens bei einem neuen Haus oder bei einer neuen Wohnung abzuholen, es spricht nicht zwingend für deine Fähigkeit, eine gesunde Bindung einzugehen."

Während ihr Kollege ihr vor die Augen führte, wie es mit ihrem Liebesleben stand, nicht so, als das sie es nicht wusste, startete sie den Wagen und fuhr von dem Parkplatz herunter, auf welchem sie geparkt hatten.

,,Ich meine ja nur, du solltest dich endlich wieder auf etwas einlassen, nachdem das mit Franziska nun fast zwei Jahre her ist. Ja, sie hat dich verletzt, doch du kannst nicht zulassen, dass sie dich auf ewig verfolgt und auf ewig daran hindert, dein Herz an jemanden zu geben. Versprich mir einfach, dass du neben den ganzen One-Night-Stands auch endlich mal wieder auf ein echtes Date gehst, vielleicht tatsächlich mit dieser Anwältin." ,,Ich brauche keinen Matchmaker. Ich kriege das selbst hin", versicherte sie ihm, gerade als sie unter der Unterführung hindurch führte, bei der sie zuvor eine halbe Ewigkeit gestanden hatte.

,,Können wir nun endlich wieder über den Fall reden? Einfach wird es nicht werden."

Ohne groß zu zögern, nahm Julius ihr Handy, welches sie zum Fahren immer auf das Armaturenbrett legte und steckte die Visitenkarte der Anwältin hinter ihre Handyhülle.

,,Nur um sicherzugehen."

,,Ja, ja. Der Fall, Julius."

,,Also gut. Was wissen wir?" Darauf schwiegen beide zunächst. Was wussten sie den überhaupt? Es gab einen Toten, ein Tuch am Tatort, einen verdächtigen Mann, dessen Namen sie nicht kannten und seine Anwältin vermutlich. Nichts davon würde sie allein weiterbringen. Somit stellte Mara klar: ,,Wir brauchen einen Namen, am besten den des Opfers. Hat sich Ilia noch einmal gemeldet?" ,,Noch nicht, doch er muss zunächst erst einmal seinen Computer wieder zum laufen kriegen, da er sich nicht an deinen herantraut. Das Tuch, hast du ein Bild von dem Tuch gemacht?"

Statt ihm die Frage bejahen zu können, bot sie ihm eine Alternative an: ,,Ruf jemanden von der Spurensicherung an und lass dir ein Bild schicken."

,,Gute Idee."

Schon holte er sein Handy hervor, er verkrümmte sich dabei immer amüsant, da es eigentlich nie in Reichweite war, und rief ihre Kollegen an, welche hoffentlich bereits die Bilder der Beweise gemacht hatten.

Während sich ihr Partner also darum kümmerte, das Foto zu erhalten, gab Mara die Adresse des Präsidiums in das Navi ein. Sie kannte sich zwar in München aus, doch es gab immer noch vereinzelte Orte, von denen sie nicht direkt zur Arbeit fand.

Wie eben von diesem Stadtteil aus.

Die riesigen Villen, die unglaublichen Grundstücke, die Bewohner hatten sicherlich keine Probleme mit dem Lockdown gehabt im letzten Jahr oder dem zuvor. Auch wenn es ihr durch ihren Beruf eigentlich verboten war, hatte sie eine starke Meinung der reichen Bevölkerung ihrer Stadt gegenüber, welche sie jedoch versuchte, nicht zu zeigen. Häufig genug hatte sie mittlerweile gesehen, wie die Reichen und Schönen sich aus Prozessen freikaufen konnten, während die Ärmeren, die die wirklich Hilfe brauchten, der falschen Justiz schutzlos ausgeliefert war.

Bilder der NachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt