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Nach ihrem Gespräch fand Mara den Staatsanwalt nicht, welcher eigentlich gesagt hatte, er würde hinter der Tür auf sie warten. Somit entschloss sie sich dazu, zu ihren Kollegen zurückzukehren und wieder das zu tun, was sie gerne tat.

Auf ihrem Weg dorthin nahm sie das Haargummi aus ihren Haaren und schüttelte ihren Kopf leicht, um wieder etwas Kühle an ihre Kopfhaut zu kriegen.

Hatte sie noch ein T-Shirt in ihrer Sporttasche, welches sie nun anziehen könnte? Ohne wirklich aufnahmefähig für ihre Umgebung zu sein ging sie die Treppe hinunter zum Ausgang, noch immer hinterfragend, ob sie einen Fehler begangen hatte, öffentlich ihre eigene Meinung zu verlauten.

Wahrscheinlich würde ihre Chefin ihr die Haare vom Kopf reißen, das hatte sie ja schon zuvor fast getan.

Mit Unterstützung ihres Körpergewichts drückte Mara die große, schwere Holztür auf, hinter jener eine Überraschung für sie wartete. ,,Hey, siehst du mal wieder scheiße aus", begrüßte Tyler die junge Kommissarin und umarmte sie, bevor er von ihr einen eher freundschaftlichen Schlag auf den Hinterkopf. ,,Selber, du intellektuelle Sackgasse." ,,Na, wie geht's? Hab die Konferenz auf dem Handy verfolgt. Zwei Fragen. Erstens, wer kam auf die dumme Idee, dich vor die Presseleute zu schicken? Zweitens, hat dich der werte Julius in die Wege des menschlichen Verhaltens unterwiesen?"

Mit einem halben Lächeln sah Mara ihren besten Freund seit Schulzeiten an, welcher sich auch für einen Beruf im Rechtswesen entschieden hatte. Als wolle er ihr immer noch auf den Zeiger gehen, hatte Tyler sich für ein Jurastudium entschieden, um sich dann im Strafrecht auszuleben. Er war, bis jetzt, der einzige Strafverteidiger, bei dessen Anblick sie nicht die Augen verdrehte.

Sogar Julius, welcher Juristen eigentlich abgrundtief verachtete, hatte eine gewisse Sympathie dem etwas anderen Anwalt gegenüber entwickelt.

,,Meine Chefin wollte mir ne Lektion erteilen. Und Julius hat mir tatsächlich ein paar Tipps gegeben."

Schon bekam sie wieder einen freundschaftlichen Klaps auf die Schulter, bevor er ihr anbot: ,,Komm, ich fahr dich schnell zurück ins Präsidium. Bis mein Fall vor den Richter kommt, dauert es noch etwas. Ein Friseur hat meinen Klienten verklagt, da dieser eine wahrheitsgemäße Rezession geschrieben hatte. Vielleicht etwas zu ehrlich. Wie du früher immer, wenn die Lehrer irgendwas unfaires rausgehauen haben."

,,Zumindest habe ich nie Kraftausdrücke verwendet. Nicht so, dass die des hören konnten", fügte Mara hinzu, während sie zur Beifahrerseite des unscheinbaren Toyotas ging.

Ihr Freund hatte den Sportwagen seit Ende seines Studiums, kümmerte sich um diesen wie um ein Kind und somit schnurrte der Motor noch immer wie ihr Kater Moritz, wenn man ihm die Ohren kraulte. Kaum saß sie in dem Wagen, stieg ihr wieder der übliche Geruch von Leder und einer gewissen Kühle in die Nase, bevor sie auch den dritten Geruch identifizierte.

,,Du hast vor Prozessbeginn einen Döner gegessen? Denkst du, mit Mundgeruch würdest du den gewinnen?"

Das Lachen Tylers wurde von dem startenden Motor übertönt. Mit der rechten Hand deutete er, ohne die Augen von der Straße zu nehmen, auf den Getränkehalter, in welchem ein Mundspray mit Pfefferminzgeschmack lag. ,,Wie immer, auf alles vorbereitet."

,,Wir haben uns ja schon lange nicht mehr gesehen. Wie geht's dir? Abgesehen von dem Fall?" Knapp zuckte Mara mit den Schultern: ,,Ganz gut, würde ich sagen. Ich mache mir etwas Sorgen um Julius, sonst eigentlich nichts."

,,Ist der nicht letzten Sommer unfreiwillig Tauchen gegangen?"

,,Tyler, das ist über der Grenze. Die Aktion hätte ihn fast sein Leben gekostet", wies sie den Mann zurecht und vielleicht sogar etwas erschrocken sah er zu ihr herüber. ,,Fuck, sorry. Das wusste ich nicht." ,,Nun weist du's. Wie steht's bei dir? Abgesehen davon, dass du Friseuren auf den Zeiger gehst?"

Bilder der NachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt