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Mit noch immer verängstigtem und gleichzeitig verwirrtem Blick drehte sich die Anwältin zu ihr um und sah sie an. ,,Ernsthaft? Du kennst mich doch kaum?" ,,Du brauchst Hilfe. Es ist meine Aufgabe als Polizistin", beruhigte sie die Frau und legte ihr ihre Hand auf die Schulter: ,,Außerdem brauchen manche Menschen einfach einen Vertrauensvorschuss." ,,Du weißt gar nicht, wie dankbar ich bin", sprudelte es aus der Anwältin heraus und schon schloss sie ihre Arme um Mara. Wieder stieg ihr der Duft von Rosmarin in die Nase, während ein unbekanntes Gefühl sie erfüllte. Nein, es war nicht unbekannt, doch sie hatte es einfach seit einer Ewigkeit nicht mehr empfunden. Noch immer überfordert mit der Situation legte auch sie ihre Arme um sie, nicht wissend, wie es weitergehen würde. Sanft ließ sie ihre Finger durch das schwarze Haar der Frau gleiten und genoss den Moment für einige Sekunden, bevor sie sich von ihr entfernte. ,,Wir sollten aber gehen. Ich bin zu Fuß hier und es dauert schon ein Bisschen, bis wir bei mir sind", erklärte sie ihr, noch immer Hände auf der Hüfte der Anwältin ruhend. Mit einem sanften Lächeln auf den Lippen nickte sie, bevor sie fragte: ,,Du hast da nicht zufällig noch was zu Essen, oder? Die letzten paar Tage konnte ich einfach nichts runterkriegen." Auch falls es etwas unpassend war, konnte Mara kein Lächeln unterdrücken. ,,Wenn ich mich richtig erinnere, sind noch ein paar Nudeln von gestern übrig. Die kannst du gerne haben." Schon lächelte auch die Anwältin und entgegnete nur: ,,Zu Pasta sagt kein vernünftiger Mensch Nein. Solange keine Paprika in der Soße ist." ,,Was?", sprang es aus Mara gespielt entgeistert heraus: ,,Du magst keine Paprika? Dann hast du sie nur noch nie richtig zubereitet gegessen." Ihr Lächeln wuchs nur noch größer, während die beiden Frauen sich auf den Weg zu Maras Wohnung machten. ,,Vielleicht kannst du ja versuchen, mich zu überzeugen." ,,Wenn ich neben der Arbeit mal Zeit hab, gerne. Aber zurück zum eigentlichen Thema." Fast schon sofort verfiel Twylas Lächeln in seine einzelnen Stücke, wie ein Spiegel, der durch die Gewalt einer externen Kraft zerstört wurde. ,,Ich muss meine Aussage wahrscheinlich im offiziellen Rahmen wiederholen, oder?" ,,Wir können morgen direkt zu mir auf die Direktion. Meine Kollegen und ich werden auf dich aufpassen", versicherte Mara ihr, bevor sie in Richtung Marienplatz abbogen. Leicht sarkastisch zuckte Twylas Mundwinkel nach oben und in leicht scherzendem Ton kam von ihr: ,,So, wie sie dich vor dem Angriff mit dem Pfefferspray beschützt haben?" Schon musste auch die Kommissarin wieder grinsen, dann kam ihr eine Idee. ,,Wollen wir die U-Bahn nehmen? Dann geht es etwas schneller." Statt etwas zu entgegen lehnte Mara ihren Kopf nach hinten und betrachtete die Sterne, welche sie trotz der Lichtverschmutzung noch sehen konnte. ,,Um ehrlich zu sein, ich würde es genießen, einfach zu laufen. Ich weiß nicht, wahrscheinlich klingt das komplett bescheuert, doch ich fühle mich irgendwie so frei wie seit Jahren nicht mehr", gestand sie ihr und Mara konnte erkennen, wie sich die einzelnen Sterne in ihrer Iris spiegelten und sie dadurch wie Juwelen glitzern ließen. Leicht spielte der Wind mit den Strähnen ihrer schwarzen Mähne und die Straßenlichter gaben ihrer braunen Haut ein gewisses Leuchten, welches sie wie ein wundervolles Phänomen der Natur wirken ließ. Ein warmes Gefühl machte sich in der Kommissarin breit und kurzzeitig vergaß sie, dass sie tatsächlich Polizistin war und Twyla als Kronzeugin in ihrem Fall aussagen würde. Nun waren sie einfach nur zwei Frauen, die in der Nacht die Straßen Münchens entlang gingen, ohne jeglichen Druck durch ihre Berufe zu haben. Gerade wünschte sie sich einfach, eine normale Zivilistin zu sein. ,,Hey, was schaust du so? Hab ich etwas im Gesicht oder so?"

Mara öffnete zwar ihren Mund, doch sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Also schloss sie einfach wieder ihre Lippen und schüttelte mit einem Lächeln den Kopf. Schnell wandte sie ihren Blick von der Frau ab und konzentrierte sich wieder auf ihre Füße. ,,Weißt du, eigentlich halte ich eher wenig von Polizisten, auch wenn sie uns die meisten Kunden liefern", ließ Twyla einfach ihren Gedanken freien Lauf und zunächst wuchs tatsächlich etwas Skepsis in der Kommissarin heran. Was würde nun kommen? ,,Doch du, du möchtest nicht nur die perfekte Fallstatistik haben, Du sorgst dich wirklich um die Menschen um dich herum und möchtest ihnen helfen. Anderweitig könnte ich mir nicht erklären, weswegen du nicht einfach die simple Lösung genommen hast, bei welcher du den Vater des Opfers beschuldigt hättest." ,,Das wäre falsch gewesen. Ich wurde Polizistin, um für Gerechtigkeit zu kämpfen, nicht um eine gute Quote zu haben. Da hätte ich auch in die Politik gehen können", kam nur von Mara zurück und amüsiert lachte die Anwältin auf. ,,Ja, da hast du recht." ,,Ihr Rechtsverdreher seid doch auch eigentlich immer auf eine gute Quote aus." Nun war es Twyla, welche sich zu rechtfertigen sah: ,,Du hast teilweise recht. Wir sind einfach darauf aus, die Besten zu sein. Sonst kriegen wir keine Klienten." ,,Oh, dass ihr immer die Besten sein wollt kenne ich von meinem besten Freund. Schon in der Schule hat er alles immer als Wettkampf gesehen. Hat ihn ziemlich geärgert, als ich einen besseren Abischnitt hatte als er." Wieder tauchte ein breites Lächeln auf den Lippen der Anwältin auf und Mara erwischte sich erneut, wie ihr Blick an ihnen hängen blieb. Wie würden sie sich wohl auf ihren eigenen anfühlen? Würde ihr bronzefarbener Lippenstift auf ihre Lippen abfärben? Wieder verfing sich Maras Geist in diesen Gedanken und tatsächlich ließ sie es dieses Mal einfach zu. Vielleicht waren die zwei Shots am Anfang doch unnötig gewesen. ,,Hey", riss Twyla sie heraus: ,,Du starrst schon wieder." Wieder spürte sie, wie ihr das Blut in den Kopf schoss, was dazu führte, dass sie schnell ihr Gesicht von ihr abwand. Bevor sie jedoch irgendetwas zu ihrer Verteidigung sagen konnte, begann Twyla bereits wieder zu sprechen. ,,Tut mir leid, ich bin leicht angeschwipst, da kann ich Zeit nicht wirklich einschätzen", nuschelte sie verteidigend und leicht peinlich berührt: ,,Ich hätte einfach leise sein sollen, sorry." ,,Alles gut. Wir beide haben etwas Alkohol intus", versuchte sie sie zu beruhigen und das Lächeln wieder auf ihre Lippen zu zaubern, welches ihr ihren Verstand raubte. Stattdessen sah die Anwältin sie mit ihren strahlend grünen Augen an, welche ihr fast den Atem raubten. Um nicht durch Sauerstoffmangel umzukippen sah Mara wieder weg und erkannte, sie waren bereits bei ihrer Wohnung. Normalerweise brauchte sie von der Arbeit fast eine Stunde, wieso war nun also die Zeit so schnell vergangen? Bevor sie die Frage laut aussprechen konnte, schob sie es einfach auf den Alkohol und holte ihre Schlüssel hervor. ,,Hier wohne ich." Wieder legte Twyla ihren Kopf in den Nacken, was dafür sorgte, dass Mara darüber nachdachte, wie die Anwältin versuchen würde, Knutschflecken zu verstecken, gäbe sie ihr welche. ,,Schönes Gebäude. Ich wusste nicht, dass es in Schwabing in solchen Altbauten bezahlbare Wohnungen gibt." ,,Meine große Schwester hat vor mir hier gewohnt und nachdem mein Team im Mordfall der Ehefrau des Vermieters ermittelt hatte, steig er nicht mit der Miete hoch", erklärte sie völlig unnötig, doch Twyla hörte ihr einfach zu. Um nicht wieder zur Statue zu gefrieren öffnete sie schnell die Tür, dann lenkte sie die Anwältin zu ihrer Wohnung.

Bilder der NachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt