12

12 0 0
                                    

Auch bei der zweiten Analyse von Kracht Seniors Handydaten fand sie nichts neues mehr. ,,Von der Arbeit zum Einkaufszentrum, nicht die Arcaden und dann nach Hause, mehr nicht. Auch zur Tatzeit hat er sich zuhause befunden", dachte sie laut. ,,Vielleicht hat er sein Mobiltelefon zuhause gelassen, schließlich sind die Querdenker ja davon überzeugt, der Staat würde sie Schritt und Tritt verfolgen." ,,Ist ja nicht so, als sähen wir gerade ein Bewegungsprofil an."

Julius schüttelte nur den Kopf, er konnte diese Menschen nicht wirklich leiden, doch er versuchte, sich so wenig wie möglich anmerken zu lassen. ,,Wie steht's mit dem vom Opfer?" Ohne auf eine Antwort zu warten ging Mara zu dem Schreibtisch ihres Kollegen herüber, welcher den Bildschirm so drehte, dass sie gute Sicht darauf hatte. ,,Von den Arcaden aus fuhr Kracht direkt zu dem Parkplatz. Auf manchen ist noch eine weitere Gestalt zu erkennen, doch sie ist zu unklar zur Identifizierung. Auch auf denen aus den Arcaden. Von da aus ging es auf die Grünfläche am Ufer und dort wurde das Handy ausgeschaltet, circa drei, vier Stunden vor dem Todeszeitpunkt. Danach nichts, das Handy ist weg und mittlerweile vermutlich auch zerstört."

,,Wundervoll. Wieder einmal vergeudete Ressourcen", knurrte Mara demotiviert: ,,Hoffen wir mal, dass Ludwig dem Treffen zustimmt. ich hab keine Lust, dass die Spur kalt wird."

,,Wir haben eine eindeutige Spur, einen Verdächtigen, wir brauchen nur noch die passenden Beweise. Es war deine Idee, hab etwas mehr Vertrauen in deine Theorie." Motivierend klopfte er auf ihre Schulter, dann wandte er sich wieder seinem Computer zu.

,,Du könntest, bis die Konferenz anfängt, noch einen Backgroundcheck bei Ludwig durchführen. Vielleicht findest du ja irgendetwas verdächtiges auf seinen Social Media Plattformen oder sonst wo. Schau aber, dass du im legalen, frei zugänglichen Bereich bleibst, sonst kriegen wir ordentlich Ärger von der Chefin und Steinberger." ,,Jup, mach ich", entgegnete sie ihm und ging wieder rüber zu ihrem Tisch, bevor Julius noch einmal von seinem Bildschirm aufblickte.

,,Ich weiß übrigens, dass Emma eine Überraschungsfeier für meinen Geburtstag geplant hat und du eingeweiht bist. Versprich mir bitte, dass ihr nichts zu pompöses macht. Das brauche ich echt nicht."

,,Komm schon, Julius. Es ist dein Geburtstag. Da kannst du dich feiern lassen. Wir klären einfach schnell den Fall auf, dann kannst du am Mittwoch deinen Geburtstag genießen. Und wenn nicht für dich, dann für Emma, Lilly und den kleinen Max."

Auch wenn Mara die Anspielung nicht direkt ausgesprochen, sondern nett verpackt hatte, schien der Kommissar zu verstehen, was gemeint war. ,,So ist es nicht, ich bin einfach nur kein kleines Kind mehr. Ich habe eine wundervolle Frau, zwei unglaubliche Kinder und tolle Kollegen, was soll ich mir mehr für ein weiteres Jahr in meinem Leben wünschen?" ,,Vielleicht, dass das Alles bleibt?", schlug die Kommissarin vor: ,,Julius, lass dich einfach von uns feiern. Es gibt keinen, der es mehr verdient hat als du. Außerdem winkt vielleicht bald eine Beförderung für dich."

,,Manchmal glaube ich, deutsch wäre nicht deine Muttersprache, so falsch wie du manche Sprichwörter verwendest", neckte er sie wieder und löste somit ein leichtes Lächeln auf Maras Lippen aus.

,,Ehrlich, Julius. Lass dich einfach mal fallen, lass dich mal feiern. Besonders, wenn du das heute abziehst und somit den Fall löst." Auch er grinste knapp, dann wandte er sich wieder seinem Laptop zu. Somit setzte sich Mara auf ihren Bürostuhl und öffnete über den Internetbrowser Instagram, um erneut in das öffentlich zugängliche Leben des Anwalts einzutauchen und herauszufinden, was er vielleicht zu verstecken hätte.

,,Sieh an, ein neuer Post", dachte sie sich, während sie diesen anklickte, um ihn vergrößert betrachten zu können. Vielleicht würde ihr das etwas bringen.

,,Gratuliere, offizielle Partnerin von Ludwig und Co. zu Ihrer wohlverdienten Partnerschaft und nun neuen Führungsrolle", stand darunter geschrieben, eine klare Aussage darüber, was es zu feiern gab. Auf dem Bild selbst waren sowohl Ludwig wie auch Twyla Schauer zu sehen, welche beide glücklich, aber professionell in die Kamera lächelten. Vielleicht hatte die Frau das letzte Nacht in der Bar feiern wollen, als sie beide aufeinandergetroffen waren.

Bilder der NachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt