Nach einer relativ kurzen Fahrt zurück in die Innenstadt, diesmal ohne dem Kater, Mara wollte die Gnade der Chefin nicht ausreizen, kamen die beiden wieder am Präsidium an, in welchem Mara mehr als eine Kollegin dabei erwischte, wie sie Julius im Vorbeigehen mit den Augen fast schon auszog. Es stimmte ja, der Blondschopf war nicht hässlich, dass sah sogar sie, welche keinerlei Interesse am männlichen Geschlecht hatte. Dennoch sollten sich ihre Kollegen doch zurückhalten, schließlich wusste jeder, dass der Mann glücklich verheiratet war. Apropos verheiratet. ,,Wie sollen wir es eigentlich mit deinem Ehering machen? Wenn Ludwig den sieht, wird er garantiert skeptisch." Fast schon überrascht blickte der Mann auf seine Hand hinunter, an welcher der kleine goldene Ring sich befand. ,,Passt du bitte darauf auf? Emma würde mir garantiert nicht verzeihen, wenn er verloren gehen würde." ,,Klar doch", versicherte sie ihm, bevor sie hinzufügte: ,,Und wegen des Schattens, irgendwer hat garantiert noch etwas Schminke da." Auffordernd streckte Mara ihm die Hand hin und fast schon zögerlich nahm der Kommissar das Symbol seiner Ehe ab. ,,Oh Gott, ist das ein komisches Gefühl, ich bin das gar nicht mehr gewohnt." ,,Gewöhn dich bloß nicht wieder daran. Auch wenn Herr Ludwig ja so charmant ist." Schon erstrahlte wieder ein angeekelter Blick auf Julius' Gesicht und ein sichtbares Schaudern lief über seinen Körper. ,,Gott, erinnere mich bloß nicht an den und das bevorstehende Treffen, das kommt noch früh genug." ,,Stimmt. Also komm, Ilia muss dir noch die letzten Accessoires verpassen. Dann ist dein Outfit perfekt." Aus dem angewiderten Blick wurde ein gequältes Grinsen, dennoch setzte sich Julius wieder in Richtung des Labors in Bewegung. Doch bereits nach den ersten Schritten blieb der Mann wieder stehen und drehte sich zu seiner Kollegin. ,,Glaub mir, sobald ich was zu sagen habe, darfst du dich auch mit so einer ekligen Schmalzlocke treffen und die Julia zum Romeo spielen. Die Rache wird mein sein und es wird ein Albtraum für dich werden." Auch wenn er sie mit ernstem Blick ansah, wusste Mara, dass sie nichts allzu schlimmes zu befürchten hatte. Vielleicht würde sie mal mit jemandem flirten müssen, um an Informationen zu kommen, doch schlimmer würde es unter ihm nicht werden. Da hatte sich die Chefin schon schlimmere Sachen einfallen lassen. ,,Du bekommst das versprochene Abendessen. Mal sehen, was Ilia und ich Emma und dir spendieren können. Vielleicht reicht es sogar für den Bayerischen Hof." ,,Das ist illusorisch, bei den Preisen, die die haben. Da überhaupt erst einen Tisch zu reservieren ist ein Akt des Unmöglichen." ,,Ach was. Ilia hackt sich einfach in das System. Dann ist die Sache ganz schnell geregelt." Schon kam von Julius nur ein amüsiertes Schnauben, da kam ihnen bereits der Dritte des Bundes entgegen. ,,Da seid ihr ja endlich. Wie lange brauchts du, um dich umzuziehen? Auch wenn das meiner Meinung nach unnötig war." ,,Nun sind wir doch da. Hast du die Verkabelung?", erkundete sich Mara und fast in der gleichen Sekunde hob Ilia bereits die Geräte hoch. ,,Mikrofon, Ohrstöpsel und auch noch einen Peilsender. Alles mit möglichst wenigen Kabeln und keinen blinkenden Lichtern." Fast sofort wollte der Mann Julius an die Wäsche, doch dieser konnte den Kommissar rechtzeitig davon abhalten. ,,Könnten wir dies bitte im Büro machen? Erst die Bilder, nun möchtest du mir auch noch hier mitten auf dem Gang das Hemd ausziehen. Langsam habe ich die Vermutung, ihr macht euch daraus so einen richtigen Spaß", knurrte der Mann leise, dann schob er sich an seinem Kollegen vorbei in Richtung Büro. Fragend sah Ilia zuerst ihm hinterher, bis er sich Mara zu wand: ,,Was ist mit ihm los?" ,,Ach komm schon, das weißt du. Er hat keine Lust auf das Date mit Ludwig. Hätte ich auch nicht."
Im Büro fanden Mara und Ilia ihren Kollegen vor, welcher bereits das Hemd ausgezogen hatte und versuchte, sich selbst das Mikrofon anzubringen. ,,Wie hast du die Zeit zu trainieren? Neben den Ermittlungen und der Familie?" ,,Ich habe sonst keine Hobbys mehr", scherzte der Mann nur, bevor er Ilia das Mikro reichte: ,,Wie krieg ich das Ding zum kleben?" ,,Komm her, ich werde dir helfen", entgegnete dieser und nahm das Gerät, bevor er sich das Hemd des Kommissars nahm. Geschickt webte er die Kabel durch vereinzelte Schlaufen, die sich in der Innenseite des Kleidungsstücks befanden, als hätte er sein Leben lang nichts anderes gemacht. ,,Komm her, Julius. Ich helfe dir mit dem Peilsender." Schon nahm sie das kleine Gerät vom Tisch und nahm ihrem Partner das Holster von der Hüfte, bevor sie dort das Peilsendegerät anbrachte. ,,Falls Ludwig fragt, es ist n Pager für die Feuerwehr." ,,Feuerwehr?", plapperte der Mann verwirrt nach: ,,Wieso Feuerwehr?" ,,Wie willst du sonst das Sixpack erklären? Als Büroangestellter kommst du nicht durch." Als hätte dies ihm nicht als Erklärung genügt, hob der Mann verwundert die Augenbraue. ,,Du hast keinen Schwabelbauch. Mehr Komplimente bekommst du nicht von mir." Bevor er noch weiter fragen konnte, kam Ilia mit dem Hemd zurück und reichte es Julius. ,,Hier, nun ist alles vorbereitet für das Treffen. Wir haben noch eine Stunde, bevor Julius sich auf den Weg machen muss. Soll eigentlich einer von uns mit in der Bar sein?" ,,Mara wird mitkommen, während du draußen mit dem Wagen wartest. Über die Funkknöpfe kannst du uns über alles informieren, was du von draußen beobachtest und falls es zu einem Standortwechsel kommt, könnt ihr mit dem Wagen schnell die Verfolgung aufnehmen", fiel Julius in den Tonfall, in welchem er immer Anweisungen austeilte und das Team leitete. Wenn er weiter so vorgehen würde, er war genau der perfekte Mann, um die Abteilung zu leiten. Apropos Abteilungsleitung. ,,Sollen wir eigentlich die Chefin hinzuziehen?", fragte Ilia, doch Mara winkte ab. ,,Die ist doch kaum involviert. Außerdem, was solle sie beitragen? Abgesegnet ist es, morgen kriegen wir das Schreiben." ,,Mir wäre es zwar lieber, hätten wir die Befugnis bereits jetzt schriftlich, doch leider geht das nicht eher. Also Mara und ich werden in der Bar sein, Ilia steht draußen und vielleicht ziehen wir noch ein Eingriffsteam hinzu, nur für alle Fälle." ,,Geht nicht", kam von Ilia: ,,Die bereiten sich auf die Demonstrationen morgen vor. Ihr wisst schon, die Spaziergänge." ,,Stimmt. Dann müssen wir eben ohne auskommen, sollten wir auch hinkriegen, schließlich haben wir ja Mara Wirbelwind dabei." Schon bekam der Mann einen nicht ganz nett gemeinten Schlag auf die Schulter, doch auch die junge Kommissarin musste grinsen. Ja, sie konnte manchmal etwas aufbrausend sein, doch alles im Rahmen der Gesetzmäßigkeit. ,,Wir kriegen das allein hin. Ludwig ist immer noch nur ein alter Mann mit Doktortitel in Jura. Also ein Steinberger zum anheuern." Knapp verzog sich Julius' Mund zu einem Lächeln, bevor er noch ein letztes Mal über sein Hemd strich und dann zu Mara blickte. ,,Kümmerst du dich noch um den Schatten oder sollen wir es so lassen?" ,,Komm her", entgegnete sie nur und holte aus ihrer Tasche etwas Schminke hervor. Es war zwar nicht direkt der Hautton des Kommissars, doch einen anderen hatte sie zur Zeit nicht zur Verfügung. Zuerst trug sie etwas Foundation auf, dann etwas Abdeckpulver. ,,Sieht doch ganz ok aus, oder?" Sie drehte die Hand so, dass Ilia sie sehen konnte, welcher bei ihrem Anblick nur nickte. ,,Wundervoll. Dann können wir auch los. Hat eigentlich wer schon bei Sebastian angerufen?"
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Bilder der Nacht
Mystery / ThrillerMünchen, 2022... Nach zwei Jahren Pandemie versucht die Stadt endlich wieder zur Normalität zu finden, doch anscheinend hat jemand einen anderen Plan. Im Frühling des Jahres wird eine Leiche in einem der reicheren Gemeinden gefunden, welche jedoch...