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Anstatt nun also das Essen zu bestellen, noch würden sie nicht verhungern, präsentierte auch Julius, was er gefunden hatte.

Nämlich rein gar nichts.

,,Der Mann hob zweimal im Monat eine gewisse Summe an Bargeld ab und sonst wurde gerade noch die Miete abgehoben, mehr Aktivität findet man auf seinem Konto nicht. Vielleicht eine Sache, die er mit seinem Vater gemein hatte", erläuterte der Kommissar, zurückgelehnt in seinem Bürostuhl und auf die Reaktionen der Anderen wartend.

Wollte er für diese Erkenntnisse einen Applaus oder so?

,,Könnte es nicht auch sein, dass das Opfer Drogen zu sich genommen hatte?"

Ilias Mutmaßung brachte sie jedoch nirgends hin. ,,Mousa hat im Tox-Screen nichts gefunden. Abgesehen von leichten Resten von THC war nichts nachzuweisen. Das kann aber auch von seinen Mitbewohnern kommen. Passiv-Kiffen ist tatsächlich möglich", erklärte Mara ihm und setzte somit eine weitere mögliche Theorie in den Sand.

,,Ich schaue nach, ob Julius' Idee möglich ist. Falls tatsächlich Läden, welche wahrscheinlich ein Sicherheitssystem verwenden und sich auf der gefahrenen Strecke befinden, gebe ich euch die Adressen, sodass ihr diesen einen Besuch abstatten könnt."

Somit machte sich Ilia auf den Weg, sodass er in seinem kühlen, dunklen Loch namens Labor verschwinden konnte. Dann fiel es Mara ein: ,,Gott, sind wir dämlich! Die Pasinger Arcaden! Die haben Überwachungskameras, besonders in dem Parkhaus! Wie hatten wir das übersehen können!"

Schnell lief sie zu ihrem Tisch herüber und schaltete ihren Laptop aus, bevor sie zur Tür ging. Doch als sie sich umdrehte, machte Julius keine Anstalten, ihr zu folgen.

,,Kommst du?"

,,Wir haben Echique und Kracht für heute einbestellt. Zumindest einer von uns sollte hier sein, um die Befragung durchzuführen und sie nicht unnötig warten zu lassen. Außerdem ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass Kracht auf seinen rechtlichen Beistand besteht, weswegen das Alles wahrscheinlich länger dauern wird." ,,Ach, komm. Du willst dich doch nur vor deinen Schulden drücken", neckte sie ihn leicht, was nur zu seinem verzerrtem Grinsen seinerseits führte, mehr nicht.

,,Gut, dann fahre ich allein hin. Soll ich dann von dort das Mittagessen mitbringen?" ,,Willst du noch mehr Ärger von der Chefin kriegen, als du eh schon hast oder lebst du generell mit einem Todeswunsch?"

,,Der Therapeut meinte, ich sei einfach risikofreudig", entgegnete sie nur mit einem breiten Lächeln, dann öffnete sie die Tür und verließ das Büro. Es spielte ihr sogar in die Karten, dass Julius sich um die Befragungen, beziehungsweise der Befragung und dem Verhör kümmerte, schließlich war er tatsächlich einfach besser als sie in Kommunikation. Gleichzeitig, irgendwann musste sie auch hinter das Geheimnis der zwischenmenschlichen Interaktion kommen, um selbstständig ermitteln zu können, sobald Julius die Position der Leitung übernehmen würde.

Nun aber würde sie zuerst ihrer Idee folgen, schließlich handelte es sich nicht allein um eine ihrer Spinnereien, sondern um eine logische Schlussfolgerung, der nicht einmal die Chefin widersprechen konnte.

Auf dem Weg heraus aus der Direktion ließ Mara ihre Gedanken weiter schweifen. Wie sollte sie am folgenden Tag auftreten? Sollte sie sich schick machen, einen Blazer anziehen und vielleicht versuchen, ihre Haare zu bändigen? Sollte sie Emma anrufen und diese nach Schminktipps fragen? Sie selbst hatte von ihrer Mutter nie beigebracht bekommen, wie man den Kajal oder den Eyeliner zu führen hatte, um ein halbwegs ansehbares Ergebnis zu erschaffen. Natürlich hatte sie über die letzten paar Jahre ein paar wenige Skills selbst erworben, doch Emma war darin einfach talentierter. Jeden Morgen schaffte sie ein kleines Kunstwerk auf ihrem Gesicht, während Mara an manchen Tagen aussah wie ein Waschbär, der frisch aus der Mülltonne geklettert war.

Bilder der NachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt