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Im Büro wieder angekommen, entschlossen sich die Kommissare, nicht zuerst zu ihrem Kollegen zu gehen, sondern zuvor ihrer Chefin einen Besuch abzustatten.

,,Es kann nicht sein, dass die Presse uns jetzt bereits schon im Nacken sitzt, obwohl die Ermittlungen erst gestern angefangen haben." Das erste Mal seit einer Ewigkeit sah Mara ihren Partner wütend, auch wenn man bei seiner Art von Wut vielleicht von einer leichten Unmut sprach.

Mit schnellem Schritt ging der hochgewachsene Mann den Gang entlang, eindeutig nicht zufrieden mit der Situation. Mara stimmte ihm natürlich zu, doch sie hatte leichte Probleme, mit ihrem Partner Schritt zu halten, ohne zu rennen. Manchmal machten sich die zwanzig Zentimeter Größenunterschied einfach bemerkbar. Das der auch so riesig sein musste. Ein paar Zentimeter mehr und er wäre zu groß für den Polizeidienst gewesen, während Mara selbst nur ein paar über der unteren Grenze gewesen war.

,,Alter, warte mal! Ich hab kürzere Beine!", protestierte sie laut, als ihr Kollege bereits kurz davor gewesen war, die Tür der Chefin zu erreichen.

,,Beeil dich doch einfach oder lass deine Beine wachsen, du Schlumpf."

Kaum das Mara ihn erreicht hatte, bekam er auch schon einen Tritt gegen das Schienbein, diesmal alles andere als sanft.

,,Du zu groß geratendes Rindvieh."

Kurz fluchte Julius nochmal und rieb sich sein Bein, bevor er an der Tür der Chefin klopfte. Julius wartete nicht einmal, bis eine Antwort ertönte, sondern ging direkt in das Büro rein. Die Frau war gerade am Telefonieren und mit erhobener Hand deutete sie den Kommissaren zu schweigen und zu warten.

,,Ja, Herr Bürgermeister. Wir werden uns darum kümmern. Ich habe meine fähigsten Leute darauf angesetzt." Anstatt sie zu unterbrechen, blieb Julius vor dem Schreibtisch der Frau stehen, da er zu großen Respekt vor Regeln und Anstand hatte. Mara interessierte das jedoch nicht wirklich, was in der Direktion allgemein bekannt war, besonders nachdem sie bereits einmal den Chef der Internen angegangen war, nachdem er auf ihrem Parkplatz geparkt hatte.

Ohne groß zu Zögern legte sie das Telefonat ihrer Chefin auf, indem sie einfach den Knopf mit dem roten Telefonhörer drückte. Ungläubig sah die Chefin die Frau an: ,,Pibal, spinnen Sie eigentlich? Ich habe gerade mit dem Bürgermeister telefoniert!" ,,Und das ist mir absolut Schnuppe. Irgendwer hat der Presse gesteckt, dass gestern jemand in Starnberg ermordet wurde!"

Die Wut stand der Frau praktisch ins Gesicht geschrieben, doch auch die Chefin schien nicht allzu amüsiert zu sein. ,,Es war meine Entscheidung, die Presse einzuweihen. Nach der ganzen negativen Presse könnten wir auch mal etwas positive gebrauchen."

,,Die stellen uns als die absoluten Vollidioten dar! Wie sollen wir richtig ermitteln, wenn uns durchgehend jemand über die Schulter schaut und alles kommentiert?" Statt ihr etwas zu erwidern sah die Chefin Julius an, welcher bis zu dem Punkt erstaunlich schweigsam war. ,,Sind Sie der gleichen Meinung wie ihre Kollegin?"

Kurz nahm sich der Mann die Zeit, seine Worte genau zu überlegen, bevor er antwortete: ,,Mara hat in dem Punkt recht, dass es nicht sonderlich förderlich sein wird, wenn uns die Presse auf jedem Schritt folgen wird und vielleicht Informationen weitergibt, die entweder als Täter-Wissen verwendet werden könnten oder einfach falsch sind." ,,Diese Abteilung steht bereits unter der Beobachtung des Ministeriums, da können wir es uns nicht leisten, dass wir Geheimnisse hüten. Klärt einfach den Fall auf", entgegnete die Chefin nur und nahm den Hörer wieder in die Hand: ,,Wenn ihr mich entschuldigt, ich habe noch ein Gespräch mit dem Bürgermeister fortzusetzen, welches so unhöflich unterbrochen wurde."

Schon legte sie den Hörer an ihr Ohr und wahrscheinlich um Mara eine Suspendierung zu ersparen, zog Julius sie an ihrem Hemd aus dem Büro. ,,Du hast doch einen gottverdammten Todeswunsch, oder?" Kaum das sie das Büro verlassen hatten, zog Mara ihren Arm von Julius weg und entgegnete nur: ,,Die Chefin hat seit einer Ewigkeit nicht mehr ermittelt. Sie hat vergessen wie es ist, wenn einem Reporter auf Schritt und Tritt folgen und im Fernsehen kritisieren. Wegen solchem Vorgehen stehen wir in der Öffentlichkeit so scheiße da! Klar gibt es schwarze Schafe, doch anstatt etwas dagegen zu unternehmen, kehrt man es einfach unter den Teppich des nächsten, erzwungenen Erfolgs!"

Bilder der NachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt